Prinz William in Australien:Prince Charming

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Trotz schwieriger Mission: Bei seiner ersten offiziellen Auslandsreise fliegen William die Herzen zu - der Enkel der Queen begeistert die Australier.

Wolfgang Koydl

Auf dem Schießstand, im Rugby-Stadion oder mit der Spielkonsole Wii seinen Mann stehen, ungerührt lächelnd im beißenden Rauch kokelnder Blätter bei einer religiösen Eingeborenenfeier hocken, in grundsätzlich lächerlichen nationalen Kostümen dennoch einen guten Eindruck machen, und dann auch noch mit wildfremden Menschen Nasen reiben - Mitgliedern des britischen Königshauses wird einiges abverlangt, wenn sie ihre Untertanen draußen in der weiten Welt besuchen. Und nicht alle Royals bringen sowohl die benötigte Eleganz dafür mit wie den nicht minder wichtigen Sinn für Humor.

Prinz William bei seinem ersten offiziellen Besuch in Australien mit einer Gruppe Aborigines, die ihm zu Ehren einen Volkstanz aufführten. (Foto: Foto: dpa)

Aber Prinz William, der zur Zeit seinen ersten offiziellen Besuch in Vertretung von Königin Elisabeth II. absolviert, hat sich bei seinen Auftritten in Neuseeland und Australien nicht nur gut aus der Affäre gezogen. Dem Erstgeborenen von Prinz Charles und Prinzessin Diana scheint es sogar gelungen zu sein, auf der anderen Seite des Globus erneut Sympathien für die Monarchie zu entzünden.

"Wir Australier sind zwar ein ziemlich zynischer und hartleibiger Haufen mit republikanischen Tendenzen", urteilte der populäre Fernsehjournalist Chris Reason aus Sydney. "Aber wir haben eine echte Schwäche für dieses Mitglied der königlichen Familie."

Ähnlich äußerte sich Australiens Außenminister Stephen Smith, dessen Partei die Monarchie eigentlich abschaffen will. Dass Reason mit seiner Meinung nicht alleine steht, belegte eine Umfrage.

Demnach wünschen sich 58 Prozent der Australier, dass der 27-jährige Prince Charming als nächster Monarch den Thron Englands besteigt und nicht sein als hölzern und exzentrisch verschriener Vater Charles. Für ihn kann man sich bei den Antipoden ebenso wenig erwärmen wie für seine zweite Frau Camilla.

William aber kommt bei allen Generationen gut an. Eine Gruppe begeisterter weiblicher Teenager in Sydney hatte stundenlang auf William in der Sommerhitze gewartet, um ihm ihr selbst gemaltes Plakat zu zeigen: "In unseren Augen bist du der König", stand darauf. Andere trugen T-Shirts mit dem Aufdruck "I love Willy". Eine Zeitung lobte ausdrücklich, wie er mit behinderten Kindern umging, und titelte: "King of the Kids" - König der Kinder.

Einige Klatsch- und Gesellschaftsblätter in Australien und Neuseeland bemängelten freilich, dass der Prinz nicht mehr so viel Charme und Glanz ausstrahle wie früher. "William ist ein reizender junger Mann und wird wohl ein hervorragender König, aber die von Promis besessene Öffentlichkeit erwartet heute ein bisschen Glamour", schrieb etwa die Frauenzeitschrift Women's Weekly.

Noch kritischer wurde die Celebrity-Postille Hello: "Mit 18 war er göttlich, mit 22 nicht schlecht." Doch jetzt sei William nur noch ein blasser Prinz mit Ansatz zur Glatze, der leider immer mehr seinem Vater und nicht seiner verstorbenen Mutter ähnele.

William war zuletzt als Kleinkind mit seiner Mutter Diana durch Australien gereist, die dort das mit Abstand populärste Mitglied der Royals gewesen war, die Queen eingeschlossen.

Buckingham Palace hatte vor einiger Zeit beschlossen, die Popularität des Prinzen zu nutzen und ihm mehr öffentliche Auftritte als bisher zu übertragen. Dass man ihn bei seiner ersten offiziellen Auslandsreise ausgerechnet zu den schwierigen Untertanen nach Australien schickte, war riskant. Doch William strafte alle Zweifler Lügen.

© SZ vom 21.01.2010/dog - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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