Portrait: Chelsea Clinton:Präsidententochter mit Hang zum Geheimnis

Chelsea Clinton ist längst nicht mehr das schüchterne Mädchen von einst. Die Fachpresse ist sich sicher: Ihre Hochzeit wird das Event des Jahres.

Moritz Koch

Der Secret Service gab dem Mädchen den Codenamen Energy. Chelsea Clinton war zwölf Jahre alt, als ihr Vater Bill 1993 ins Weiße Haus einzog. Dort lernte sie ihre Lebenslust zu bändigen. Ein stumm lächelnder Lockenschopf mit Zahnspange, so ist Chelsea der Welt in Erinnerung geblieben. Und als Leidtragende der Ehekrisen ihrer Eltern. Chelsea pubertierte unter ständiger Beobachtung der Öffentlichkeit und sprach dabei kaum ein Wort, schon gar nicht über sich selbst. Das ist bis heute so geblieben.

Portrait: Chelsea Clinton: Chelsea Clinton werden die Dynamik des Vaters und die Disziplin der Mutter nachgesagt. An diesem Samstag wird sie Investmentbanker Marc Mezvinsky heiraten.

Chelsea Clinton werden die Dynamik des Vaters und die Disziplin der Mutter nachgesagt. An diesem Samstag wird sie Investmentbanker Marc Mezvinsky heiraten.

(Foto: afp)

Sehr zum Verdruss der Klatschbranche hütet sie auch die Details ihrer für das Wochenende geplanten Hochzeit wie ein Staatsgeheimnis und stellt sich dabei, wie die New York Times spottet, geschickter an als Präsident Barack Obama mit seinen Geheimpapieren über den Krieg in Afghanistan.

Chelseas Hochzeit wird, da sind sich die Society-Experten der einschlägigen Fachpresse einig, das Event des Jahres. Also wird munter gemutmaßt. Wer ist eingeladen? Was trägt die Braut? Wie teuer ist die Torte? Welche Blumen schmücken das Festzelt? Zweifelsfrei bekannt ist nur: Die Hochzeit wird in Rhineback bei New York stattfinden. Aber wo genau? Hubschrauber kreisen über der Kleinstadt, um das Festgelände zu erspähen. Immerhin: Der Bräutigam konnte nicht geheim bleiben. Es ist der Investmentbanker Marc Mezvinsky. Standesgemäß stammt auch er aus einem Politikergeschlecht. Das Paar kennt sich aus Washington, verliebte sich jedoch erst in New York, wo Chelsea Karriere machte, nachdem sie ihr Studium in Stanford und Oxford abgeschlossen hatte.

Erst arbeitete sie für die Beratungsfirma McKinsey, dann für den Hedgefonds Avenue Capital, den ein Freund der Clintons betreibt. Chelsea nutzt das Netzwerk ihrer Eltern, engagiert sich aber auch für sie. Ihre letzten großen Auftritte hatte sie im Wahljahr 2008, als sie die Präsidentschaftskandidatur ihrer Mutter Hillary unterstützte. Damals entdeckte Amerika Chelsea neu. Aus dem schüchternen Mädchen war eine selbstbewusste und schlagfertige Frau geworden.

Doch selbst wenn Chelsea redet, schweigt sie zu ihrem Privatleben. Und so ist die Präsidententochter bis heute ein Rätsel. Was treibt sie an? Wo will sie hin? Nur eine Szene, die sich auf dem Höhepunkt des präsidialen Untreueskandals um die Praktikantin Monica Lewinsky zutrug, gab etwas aus Chelseas Seelenleben preis. Bill und Hillary schreiten durch den Garten des Weißen Hauses, in der Mitte die Tochter. Sie umklammert die Hände ihrer Eltern als wollte sie ihre Ehe zusammenhalten. Das Bild rührte die Amerikaner und bewegte Charakterforscher. Chelsea werden die Disziplin ihrer Mutter und die Dynamik ihres Vaters nachgesagt. Wohl deshalb werden ihr auch politische Ambitionen unterstellt. Manche meinen gar, sie wolle eines Tages den Traum ihrer Mutter wahr machen und Präsidentin werden.

Mehr als 400 Hochzeitsgäste werden angeblich erwartet, darunter Stars wie Oprah Winfrey und Barbra Streisand. Präsident Obama ist nicht eingeladen. Das sagte er am Donnerstag in einer Talkshow und zeigte Verständnis: "Zwei Präsidenten auf einer Hochzeit, das will nun wirklich keiner."

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