Pommes-Automat in Brüssel:Goldbraunes aus dem Knallgelben

Pommes, Pommesbude, Fritten, Belgien, Brüssel

Für 2,50 Euro: In Brüssel kommen Pommes jetzt auch aus dem Automaten.

(Foto: AFP)

2,50 Euro für einmal Fritten: Ein gelber Pommes-Automat macht in Brüssel erstmals den etablierten Fast-Food-Buden Konkurrenz.

Wer beim Besuch von Belgiens Hauptstadt Brüssel eine Heißhungerattacke hat, sollte besser keine der berühmten Pommes-Buden ansteuern. Denn auch wenn die Kartoffelprodukte als Fast Food gelten - in der Fritten-Hochburg geht es meist gar nicht schnell zu. Die sorgfältige Zubereitung, das Drehen jeder Papiertüte von Hand und die Verfeinerung mit vielerlei Saucen dauern. Da entstehen schnell dutzende Meter lange Warteschlangen. Seit kurzem gibt es aber eine Alternative: Pommes aus dem Automaten.

Das erste Exemplar, knallgelb und übermannshoch, steht am Eingang eines Supermarkts im Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Gemütlich ist es nicht, denn direkt neben dem Automaten geht es zum Parkhaus. Dafür geht es schnell. Rund 180 Portionen Pommes warten im Tiefkühlfach des in China gefertigten Geräts. Wird der Vorrat knapp, bekommt der Betreiber automatisch eine SMS auf sein Handy geschickt.

Guter Geschmack, kleine Portion

2,50 Euro verlangt der Automat, dann wandert im Inneren eine Portion aus dem Kühlfach ins Frittierfett. In den anderthalb Minuten Wartezeit kann der Kunde seine Sauce entnehmen: Ketchup, Mayonnaise und die scharfe Samurai-Sauce stehen zur Wahl - während an echten Pommes-Buden die Liste locker zehn bis fünfzehn Saucen umfasst. Die Kartoffelstäbchen fallen dann in eine runde Pappschachtel und können mitgenommen werden.

"Ein bisschen klein", findet Yasmine Bogaerts die Portion. Aber der Geschmack der dünnen, heißen und krossen Pommes gefällt ihr. "Das ist überhaupt nicht fettig, das ist gut." Ein junger Mann hingegen ist nicht überzeugt. Er habe schon vor Tagen probiert, die Pommes schmeckten zu sehr nach "Fast-Food", meint er. Und das ist ja auch kein Wunder.

Für den schnellen Hunger in der Nacht

Die Idee zu dem Automaten ist der vor einigen Jahren nach Belgien gezogenen Französin Tuline Bey gekommen, die die Geräte jetzt verkauft. Immer wieder hatte sie Freunde aus dem Ausland zu Besuch, mit denen sie die landestypischen Spezialitäten zu sich nahm: Pommes und Bier. Daher die Idee, die Fritten weltweit zu vermarkten, erzählt Bey. Weil sie damals in einer Firma arbeitete, die Automaten mit Süßigkeiten und Getränken betrieb, war die Idee des Pommes-Automaten geboren: "Denn das ist einfacher, als eine 'Friterie' zu eröffnen." So heißen die Buden in Belgien.

Der Automat in Brüssel ist also nur ein Anfang, eigentlich will die schlanke Unternehmerin die ganze Welt mit der Kartoffelspezialität beglücken. "Dutzende werden derzeit gebaut", sagt sie. Anfragen und Bestellungen habe sie etwa aus Australien, Brasilien, Singapur, Frankreich und Deutschland. Dabei soll das Gerät auch mit Rinderfett statt Pflanzenöl als Frittierfett funktionieren - an diesem Verfahren erkennen Feinschmecker die echten belgischen Pommes.

Alternative für die Zeit nach Ladenschluss

Auch in der Pommes-Hochburg Brüssel selbst ist Beys Automat Gesprächsthema. "Ich wünsche ihr viel Glück, aber glaube nicht, dass das laufen wird", sagt gönnerhaft Patrick De Corte, den der Fernsehsender RTL TVI in einer Reportage als Pommesbudenbesitzer "in fünfter Generation" vorstellt. Tatsächlich gab es ähnliche Automaten vor Jahrzehnten schon einmal in Belgien, und irgendwann verschwanden sie wieder.

Bey gibt sich in ihrer Wahlheimat denn auch bescheiden. Echte Konkurrenz könne sie den Friterien hier nicht machen, sagt sie. Die Automaten seien eher für den Export oder für den schnellen Hunger in der Nacht. Einige Pommesbudenbesitzer hätten tatsächlich schon Interesse an einem ihrer Automaten angemeldet: Für die Zeit nach Ladenschluss.

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