Poker im Internet:Nichts geht mehr

Im Geschäft mit Online-Poker schien alles möglich - doch dann kam Bush. Und der Markt brach zusammen.

Hans von der Hagen

Vielleicht war schon der spektakuläre Börsengang von Party Gaming der Anfang vom Ende. Als im Jahr 2005 der Online-Spieleanbieter in London an den Aktienmarkt ging, war Party Gaming plötzlich mehr wert als die alteingesessene British Airways. ,,Da wurde vielen klar, welche enormen Gewinne im Online-Spielgeschäft erzielt werden konnten'', sagt Martin Oelbermann von der Beratungsgesellschaft MECN. Das lockte natürlich viele Wettbewerber an.

Poker im Internet: Implosion eines Booms
(Foto: Foto: AFP)

Die Umsätze der Branche vervielfachten sich dann zwar, doch die Anbieter machten sich gegenseitig das Geschäft schwer. Die Kommissionen, an denen die Poker- Unternehmen verdienen, fielen auf rund zwei Prozent der Einsätze zurück. In guten Zeiten kassierten die Unternehmen bis zu fünf Prozent von den Spielern.

Werbekampagne überrollt Europa

Doch dann kam der heiße Herbst 2006: Die US-Regierung verbot Online-Glücksspiele, und der amerikanische Markt, der immerhin 90 Prozent des Weltmarkts ausmachte, fiel in sich zusammen. Alle großen Anbieter zogen sich aus den Vereinigten Staaten zurück. Geblieben sind wenige kleine Unternehmen, die von Ländern wie Costa Rica aus operieren.

Jetzt sucht die Branche den Neuanfang, was vor allem Europa zu spüren bekommt. Eine gewaltige Werbekampagne überrollt Länder wie Großbritannien und Deutschland und entfacht regional das Interesse an Poker. Einen Ausgleich für das fehlende US-Geschäft könnte aber nur der große asiatische Markt bieten, doch dort ist Pokern noch kaum verbreitet und das Angebot illegal. Es dürfte also noch Jahre dauern, bis sich die Branche erholt.

Auch in Deutschland gilt ein Verbot von Online-Glückspielen, doch es wird nicht ernst genommen. Das lässt sich Abend für Abend bei den Poker-Liveübertragungen im Fernsehen verfolgen: Da sieht der Zuschauer zum Beispiel eine Werbung für everestpoker.net. Dahinter verbirgt sich zunächst ganz harmlos eine Pokerschule. Doch nur drei Buchstaben entfernt, unter everestpoker.com, geht es bereits um Geld. Im Jahr 2008 könnte sich allerdings das alles ändern. Dann tritt aller Voraussicht nach der Lotterie-Staatsvertrag in Kraft, der nach Auffassung von Experten auch das Internet-Glücksspiel auf ganzer Breite verbietet. Für das Geschäft mit dem Poker wäre das erneut ein empfindlicher Dämpfer.

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