Süddeutsche Zeitung

Playboy:Erstmals ist eine Transfrau "Playmate" des Monats

"Es ist das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe", sagt die 26-jährige Französin Ines Rau. Sie ist allerdings nicht die erste Transfrau, die ihren Weg in eine Playboy-Ausgabe gefunden hat.

Von Eva Steinlein

Was ist passiert?

Zum ersten Mal in der Geschichte des Herrenmagazins Playboy ist eine Transfrau das "Playmate des Monats": Die 26-jährige Inès Rau ist in der US-Novemberausgabe auf insgesamt acht Seiten und auf der berühmten Doppelseite in der Heftmitte zu sehen.

Wer ist die Frau?

Die Französin ist als Foto- und Laufstegmodel keine Unbekannte: Das französische Modehaus Balmain hatte ihr bereits eine Kampagne gewidmet, zudem war sie in der italienischen Ausgabe der Vogue zu sehen, wie der Playboy hervorhebt. Zu Raus Hobbys gehört nach eigenen Angaben "Boxen, Kickboxen, Thai-Boxen" und Partymachen.

Über ihr Coming-Out als Frau und ihre Transition im Alter von 16 Jahren sagte Rau dem Magazin: "Ich habe eine lange Zeit gelebt, ohne offen zu sagen, dass ich Trans bin." Sie habe Angst gehabt, als verrückt wahrgenommen zu werden, habe dann aber den Mut gefunden zu sein, wer sie ist: "Es ist eine Erlösung, die Wahrheit über sich selbst zu sagen, ob es nun die Geschlechtsidentität, die sexuelle Orientierung oder was auch immer ist."

Ist Ines Rau die erste Transfrau im Playboy?

Nein. Die intersexuelle Schauspielerin Caroline Cossey, genannt "Tula", war 1981 mit erotischen Fotos im Playboy zu sehen, um auf ihre Rolle im James-Bond-Film "In tödlicher Mission" aufmerksam zu machen - allerdings hatte sie sich zu diesem Zeitpunkt selbst nicht als Transfrau geoutet. Die Boulevardzeitung News of the World gab Cosseys Geschlechtsidentität gegen ihren Willen in einem Artikel preis, der zum damaligen Zeitpunkt ihre Karriere zerstörte. Zehn Jahre später erzählte der Playboy ihre Geschichte in einem Feature, zu dem auch neue Nacktaufnahmen gehörten.

Mit Ines Rau bekommt jedoch erstmals eine Frau den Titel "Playmate des Monats", die sich als Transfrau geoutet hat. "Es war das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe", sagt sie dazu. Auch Rau war allerdings schon einmal im Playboy zu sehen - im Jahr 2014.

Warum ist das relevant?

"Inès Rau schreibt Geschichte", schrieben englischsprachige Medien, nachdem der Playboy am Freitag ihre Ernennung zum "November-Playmate" bekanntgegeben hatte. Der Titel ist von ähnlicher Symbolkraft wie das Cover der Modebibel Vanity Fair vom Juli 2015: Darauf hatte die US-Athletin Caitlyn Jenner sich nach ihrer Transition zur Frau erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Der Schritt war von Trans-Aktivisten kontrovers diskutiert worden, doch Raus und Jenners Magazinstories können als Zeichen bewertet werden: Inzwischen können auch Transfrauen ganz selbstverständlich die Rolle als Symbolfigur weiblicher Schönheit einnehmen - ob als Covergirl oder als "Playmate".

Wie geht es jetzt weiter?

Viele "Playmates" haben ihren Moment in der Öffentlichkeit als Karrieresprungbrett genutzt - solche Pläne hat auch Rau: "Ich habe gerade einen Buchvertrag unterschrieben und einen Film gedreht. Ich will unbedingt ein Action-Star werden!", verriet sie. Außerdem will sie sich als Aktivistin engagieren: Sie wolle für die Rechte von Frauen, sexuellen Minderheiten und kämpfen, sagte Rau dazu. "Aber meine allerwichtigste Angelegenheit ist die Umwelt. Nichts berührt mich so sehr wie der Kampf gegen die globale Erwärmung."

Ob der Playboy in Zukunft weitere Schritte in Richtung Diversität geht, bleibt abzuwarten. Die Frage, ob es als nächstes womöglich ein Mann auf die Titelseite schafft, hat sich bereits erübrigt. Just im selben Novemberheft, das Raus Fotos enthält, ist einer auf dem Cover zu sehen: Hugh Hefner, der kürzlich verstorbene Gründer des Magazins.

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