Paartherapeuten-Gespräch:Kann man Liebe zerreden?

Drei Paartherapeuten packen aus: Wer bei ihnen Hilfe sucht, wie wichtig Sex wirklich für Beziehungen ist und warum immer mehr Männer die Initiative zu einer Therapie ergreifen.

Von Mareen Linnartz

Man könnte fast meinen, es wäre ein gemütliches Kaffeekränzchen: Ein paar Kekse und eine Wasserkaraffe stehen auf dem runden Holztisch, von draußen scheint warmes Sonnenlicht in die Fensterecke einer Münchner Altbauwohnung. Es wird viel gelacht und auch ein wenig diskutiert.

Normalerweise kommen Paare hierher, um ihre Liebe zu retten, aber an diesem Tag haben drei Psychotherapeuten Platz genommen, zwei Frauen und ein Mann, um für Süddeutsche Zeitung Familie, dem neuen Heft für Kindern und Eltern der Süddeutschen Zeitung, über ihren Beruf, ihre Klienten und das Geschäft drumherum zu reden.

Wann und wem hilft überhaupt eine Therapie? Kann man Liebe auch zerreden? Stimmt es wirklich, was eine Therapeutin sagt, nämlich: "Viele sehen eine Paartherapie auch als Lifestyle-Accessoire. Ich habe meinen Fitnesstrainer, meinen Ernährungscoach - und jetzt brauche ich noch meinen Beziehungstrainer." Und was sagen sie bei Paaren, die mehrere Jahre nicht mehr miteinander geschlafen haben - was, da sind sich alle drei einig, häufig vorkomme? Warum sind Kinder eine Gefahr für jede Ehe? Und wie ist das mit Scharlatanen in einem Beruf, der überhaupt nicht geschützt ist?

Das Gespräch findet anonym statt. Nur so können die Therapeuten ehrlich sprechen. Und so erzählt die eine, warum sie unterschiedliche Preise für die gleiche Leistung nimmt ("Bei Managern, Anwälten und Unternehmensberatern verlange ich mehr. Die würden mich sonst gar nicht ernst nehmen") und sagt der andere, welche Sätze ein guter Therapeut nie sagen würde. Sie verraten, wie hoch ihre Erfolgsquote wirklich ist. Warum deutsche Paare besonders krisenanfällig sind. Und was sie machen, wenn sie einen Klienten einfach nicht mögen.

Viele Freunde und Bekannte fragten mich nach dem Interview interessiert: "Und? Was haben die erzählt?" Und manche wollten sogar die Namen und Telefonnummern der Experten haben.

Offenbar stimmt, was eine der anwesenden Therapeutinnen antwortete, als wir sie nach dem typischen Klienten-Paar fragten: "Das wird vermutlich die Zielgruppe Ihres Magazins sein: Anfang, Mitte 40, oft mit Kindern, die Kinder nicht mehr ganz klein, die versuchen, sich als Paar wiederzufinden."

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