Der kleine Vincent war schon in jungen Jahren ein Eigenbrötler. Später schmeißt er die Schule, auch im Berufs- und Liebesleben will ihm nichts gelingen. Er vernachlässigt sein Äußeres und lebt in ärmlichen Verhältnissen. Viele halten ihn für einen Verrückten.
Vincent leidet unter Wahnvorstellungen und Depressionen. Die Nachbarn lassen ihn zwangseinweisen, später geht er freiwillig in eine Nervenheilanstalt. Mit der Familie häufen sich die Schwierigkeiten. Das liegt auch an einem abgeschnittenen Ohrläppchen. Mit 37 Jahren soll er sich eine Kugel in die Brust geschossen haben.
Vincent hinterlässt Hunderte von Bildern mit sonderbaren Motiven: Sonnenblumen, Felder, Nachtlandschaften und Portraits - alles wirkt so seltsam dunstig, gar nicht üblich für die im 19. Jahrhundert noch übliche fotorealistische Malerei.
Äußerlich gestört, innerlich hochbegabt
Die Rede ist von Vincent van Gogh, dessen Nachlass wesentlich bekannter ist als sein beschwerliches Leben. Heute gilt der niederländische Künstler als Begründer der modernen Malerei. Seine Bilder erzielen seit den 1980er Jahren Rekordpreise in vielfacher Millionenhöhe.
Davon sind die meisten seiner Nachfolger weit entfernt, doch immerhin: Sie werden jetzt langsam entdeckt - auch in Deutschland. Es hat lange gedauert, bis sich der Umgang mit Behinderten und geistig Beeinträchtigten in diesem Land auch nur ansatzweise normalisiert. Dass ihnen darüberhinaus eine Leistung, gar eine künstlerische, zugetraut wird, das entwickelt sich gerade erst - trotz des prominenten Vorbilds van Gogh, der unter diversen Störungen litt.
Eine Vorreiterin dieser Kunstbewegung ist die Galerie Art Cru in Berlin, die sich der Verbreitung sogenannter Außenseiter-Kunst verschrieben hat.