Dieser Text beginnt mit einer Beichte. Ich habe gesündigt. Ich habe Hunderte von Kaffeekapseln in den Müll geworfen. Ich war Volluto. Ich war cool wie George Clooney und kaufte meinen Kaffee in Boutiquen, die schicker waren als die Läden, in denen ich nach neuen Pumps suchte. Zu Hause schob ich glitzernde Kapseln in mein stylisches Maschinchen, trank leckeren Espresso und freute mich, dass das kleine Gerät so pflegeleicht war. Nie gammelte irgendwo Kaffeesatz vor sich hin, nie musste verstreutes Kaffeepulver aufgewischt werden. Kapsel rein, Knopfdruck, Kaffee trinken und Kapsel in den Müll.
Der Müll und das schlechte Gewissen
Aber eben: Der Müll! 2,5 Millliarden Kaffeekapseln werden jährlich in Deutschland weggeworfen, das sind circa 5000 Tonnen Müll, vor allem Aluminium und Plastik. Ja, ein Teil davon wird irgendwie recycelt, das redete ich mir immer ein, wenn ich meinen wöchentlichen Kaffeemüll entsorgte. Der bekannteste Kapselhersteller gibt eine "mögliche Recyclingquote von 80 Prozent" an und brüstet sich damit, die Ökobilanz seiner Verpackungen um zwanzig Prozent verbessert zu haben.
2,5 Milliarden Kaffeekapseln werfen alleine die Deutschen in den Müll.
(Foto: picture alliance / dpa)Aber das sind windelweiche Behauptungen. Zwanzig Prozent besser kann immer noch ganz schlecht sein. Und eine mögliche Recyclingquote ist alles mögliche - aber keine Aussage darüber, wie viel tatsächlich wiederverwertet wird. Zumal es für Recycling die Kapseln erst mal in die richtige Tonne schaffen müssten statt im Restmüll zu landen. An dieser Stelle muss ich erneut meine Sünden gestehen: Mein Kapseltütchen wartete oft vergeblich darauf, von mir zur Aluminiumtonne getragen zu werden, denn die liegt leider so gar nicht auf dem Weg.
Wir wissen es besser. Und machen es trotzdem falsch.
Es besser zu wissen, trotzdem falsch zu machen und vor den Konsequenzen die Augen zu verschließen - im Alltag tun wir das ständig. Denn ökologisch korrekt zu konsumieren ist anstrengend, unbequem und nervig. Das schlechte Gewissen muss ziemlich groß werden, damit wir unser Verhalten ändern.
Bei mir war es dieser kluge Rant des Kabarettisten Philipp Weber, der die Kaffeetasse zum Überlaufen brachte. Er zeigt auf, wie absurd es ist, Bohnen erst zu mahlen und das Pulver dann portionsweise wieder in Aluminium zu verschweißen, damit das Aroma nicht verloren geht. Es ist in etwa so bescheuert, wie eine Banane zu schälen, um sie dann wieder einzuschweißen (gibt es auch).
Eine Alternative muss her - aber haben Siebträgermaschine und Kaffeemühle (die Kombination empfiehlt Weber) tatsächlich die beste Ökobilanz? Wenn ich weiter portionsweise Kaffeetrinken will: Macht ein Vollautomat Sinn? Oder reicht es erstmal, auf Öko-Bio-Fair-Kapseln umzusteigen? Und was ist mit dem Stromverbrauch beim Kaffeekochen?
Bei der schieren Menge der Fragen vergeht einem manchmal direkt die Lust. Ich bekomme das Gefühl, dass ich es eh nicht richtig machen kann und bin kurz davor, die Augen wieder ganz fest zu schließen, eine Volluto-Kapsel reinzuschieben und an George Clooney zu denken.
Doch daran, dass eine Kapselmaschine ökologisch die schlechteste Lösung ist, gibt es keinen Zweifel, selbst mit Bio-Öko-Fair-Kapseln (die es von den meisten Marken auch gar nicht gibt). Das bestätigt Dietlinde Quack, Leiterin der Gruppe Konsum im Institutsbereich Produkte & Stoffströme des Öko-Instituts in Freiburg. Wer bereits eine Kapselmaschine besitzt, muss diese jedoch nicht entsorgen: Es gibt wiederbefüllbare Kapseln aus Edelstahl.