Von den Gallagher-Brüdern würde es wahrscheinlich eins mit dem Cricket-Schläger und/oder der Gitarre dafür setzen, ihre Band Oasis hier in einem Tastenzug mit Arschgeweih und Ulla Kock am Brink zu nennen. Wobei sie Kock am Brink natürlich nicht kennen beziehungsweise bei dem Namen höchstens einen abgehalfterten Pornostar mit mittelkreativem Künstlernamen vermuten würden, aber was auch immer, mitkriegen werden sie es ohnehin nicht.
Was einige Menschen hingegen durchaus mitbekommen haben, ist das ausdauernde Comeback der Neunziger in Mode und Popkultur. Bauchfrei: check. Scrunchies: check. Ed Hardy: check. Tiefe Hüfthosen (plus rausguckendem Arschgeweih), dünne Augenbrauen, Rock über Hose – check, check, check, alles längst wieder unter den Lebenden. Gleichzeitig läuft nicht nur die Serie Friends weiter ohne Ende, auch Sex and the City ist auf Netflix zurück, bald startet die nächste Doku über die Supermodels, neben der 100 000 Mark Show wurde auch Der Preis ist heiß „neu“ aufgelegt, der hartnäckigste Hit auf sportlichen Großereignissen ist der Eurodance-Song „Freed vom Desire“. Wir befinden uns seit Jahren in einer Neunzigerjahre-Dauerschleife. Da hat Oasis, die größte/beste/großspurigste Band jener Dekade gerade noch gefehlt. Oder?
Denn natürlich wollte man inmitten all der Comebacks von Take That, Backstreet Boys, Smashing Pumpkins, Roxette, Avril Lavigne etc. in Wahrheit immer nur die nölige Band aus Manchester zurückhaben. Aber den Gefallen wollten sie einem ja „definitely“ nicht tun, von einem „maybe“ träumte man nur, und das war zwar einerseits schlimm, aber andererseits auch okay, weil man die schönste Sehnsucht eben nur nach Dingen haben kann, die wirklich nicht zu haben sind. Denkste.
Seit der Offenbarung am Dienstag dieser Woche wird das Netz mit alten Oasis-Bildern geflutet, die Band-T-Shirts von einem großen Jeanshersteller sind bereits am Start, weshalb fleißige Marketingleute von Leeds bis Wanne-Eickel wahrscheinlich gerade eilig den modischen Stil der Band abklopfen, weil das ja jetzt sicher alles zurückkommt. Um dann zu merken: Windjacken, schmale Sonnenbrillen, Bucket Hats, Adidasstreifen – Mist, alles gerade erst wieder da gewesen. Die Brüder sind ein bisschen late zur eigenen Party.
Was man mit dieser Reunion wenigstens auch zurückhaben möchte, sind die Attitüde von Liam, die spitzen Gemeinheiten von Noel, der ungesund hedonistische Lifestyle (nein, „Live forever“ ist keine Hymne der Longevity-Bewegung) und der ständige Bruderzwist statt Teambuilding-Seminar-Harmonie auf der Bühne. Womit das Oasis-Comeback dann zwar von relativ kurzer Dauer, aber zumindest in diesem Punkt sehr konsequent wäre.