Nike bringt den "Mag" auf den Markt:Hinkend in die Zukunft

Michael J. Fox' selbstschließende Wunderschuhe aus "Zurück in die Zukunft" sind in der Gegenwart gelandet - ein paar Jahre zu früh und mit einem kleinen Schönheitsfehler. Aber was tut man nicht alles für einen guten Zweck.

Violetta Simon

Stellen wir uns vor, wir schlüpfen in ein Paar lässige Sneakers - und als wir uns hinunterbeugen, um eine Schleife zu binden, schließt sich der Schuh wie von Zauberhand, perfekt an unseren Fuß angepasst.

A pair of 2011 NIKE MAG shoes is displayed during its unveiling at The Montalban Theatre in Hollywood, California

Noch nicht in der Zukunft angekommen: der "Nike Mag" bei seiner Präsentation im Montalban Theater in Hollywood.

(Foto: REUTERS)

Die Idee stammt aus dem Film "Zurück in die Zukunft 2": Der junge Marty McFly trug diese Schuhe 1989, als er sich von dem verrückten Wissenschaftler Doctor Emmett Lathrop Brown mittels einer Zeitmaschine in das Jahr 2015 katapultieren ließ.

Vielleicht hat sich "Doc" Brown verrechnet, vielleicht ist ihm jemand zuvorgekommen, denn schon 2011 ist aus der Fiktion Wirklichkeit geworden - leider nur optisch: Der Sportartikelhersteller Nike hat einen Edelsneaker herausgebracht, der exakt Marty McFlys Hightech-Schuh nachempfunden ist: den "Nike Mag".

Bedauerlicherweise ist die Zukunft diesem Sneaker weiterhin einen Schritt voraus: Das "automatische Schnürsystem" - die eigentliche Sensation - ist nach wie vor nicht erfunden. Es hilft nichts, der Träger muss sich bücken und den Schuh selbst schließen.

Bereits im Jahr zuvor hatte Nike die Botschaft lanciert, dass man eine Technik, die den Schuh automatisch schließt, zum Patent angemeldet habe. Doch dieses Wunder soll erst im Jahr 2015 Wirklichkeit werden.

Warum dann dieser vorzeitige Schritt zurück in die Zukunft? Alles Absicht, lautet die Strategie des Unternehmens, die beinahe so kreativ daherkommt wie das Produkt: "Die Idee ist, dass Doc Brown zu früh im Hier und Jetzt gelandet ist, und da gibt es diese Technologie noch nicht", so die geschmeidige Erklärung eines Unternehmenssprechers. So was muss man sich erst einmal einfallen lassen.

Geheimnis schürt Neugier

Nicht zuletzt die geheimnisvolle und elitäre Handhabe dürfte dazu beitragen, das Begehren der Konsumenten zu schüren. Wie der Autor und leidenschaftliche Sneaker-Sammler Matt Halfill in seinem Blog nicekicks.com berichtet, war er einer der wenigen Auserwählten, die kurzfristig von Nike informiert und zu der Präsentation am Donnerstagabend nach Los Angeles geladen wurden.

Laut seiner Beschreibung handelt es sich bei dem Produkt um eine "exakte Kopie des Nike Mag, den Michael J. Fox in "Back to the Future 2" trägt. "Die Sneakers haben dieselbe Form und besitzen die gleichen leuchtenden LED-Elemente mit den elektronisch beleuchteten Verschlussbändern", schreibt er.

Immerhin, der Monster-Akku, den Marty McFlys mit sich herumschleppen musste, ist in den Schuh integriert. Ein kurzer Druck am oberen Ende, und der "Mag" leuchtet bis zu vier Stunden. Eine technische Eigenschaft, die sich heutzutage bei den meisten Kinderspielzeugen findet. Zumindest könnte man dann auch im Dunkeln seine Schuhe zubinden.

Geheimnis kreiert ein must-have

Geheimnis kreiert ein must-have

Dass der Hightech-Sneaker auch ohne automatischer Schnürsenkel-Schließvorrichtung einen Hauch von must-have verbreitet, liegt schon allein an den erschwerten Bedingungen, ihn zu ergattern: Der Wunderschuh kommt mit einer limitierten Auflage von 1500 Paar auf den - digitalen - Markt: Insgesamt zehn Tage, noch bis zum 18. September, werden täglich 150 Paar auf E-Bay versteigert, und zwar für einen guten Zweck. Der Erlös geht zu 100 Prozent an die Michael J. Fox Stiftung für Parkinson-Forschung. Schnäppchen-Jäger müssen also umdenken - das derzeitige Höchstgebot liegt bei rund 7600 US-Dollar, Tendenz steigend.

Actor Michael J. Fox is seen during a video message holding a 2011 NIKE MAG shoe, based on the original NIKE MAG worn in 2015 by his 'Back to the Future' character Marty McFly, at the shoe's unveiling at The Montalban Theatre in Hollywood

Seit 1991 leidet der "Zurück in die Zukunft"-Darsteller Michael J. Fox an Parkinson. Der Wunderschuh ist zurück in der Gegenwart - und soll Geld in die Kassen der Stiftung des Schauspielers spülen.

(Foto: REUTERS)

Der Zurück in die Zukunft-Darsteller, der seit 1991 an Parkinson erkrankt ist, findet das Projekt spannend: "Vor allem, weil es drei leidenschaftliche Gruppen zusammenführt: Menschen, die sich für Parkinson-Kranke engagieren, Turnschuh-Sammler und Back to the Future-Fans", sagt Michael J. Fox.

Vorlagen aus der futuristischen Vergangenheit

Die Idee, Zukunftsvisionen in der Gegenwart umzusetzen, ist übrigens nicht neu. In der Science-Fiction-Serie Star Trek benutzt die Besatzung der Enterprise Kommunikatoren - kleine Handgeräte, die Mobilfunktelefonen ähneln.

Der US-Hersteller Mio entwickelte 2008 ein Navigationssystem, das sich an der 80er-Kult-Serie Knight Rider orientiert. Besonderheit: die Stimme von William Daniels, der in der Original-US-Version dem schwarzen Hightech-Flitzer K.I.T.T. seine Stimme lieh.

Im Filmklassiker 2001: Odyssee im Weltraum aus dem Jahre 1968 haben die Raumfahrer neben ihrem Essenstablett einen Tablet-Computer liegen, der verdächtig an ein iPad erinnert - und heute ein absoluter Renner ist.

Ob der neue Nike-Sneaker ebenfalls ein Renner wird? Kommt darauf an, ob er im Jahr 2015 auch in technischer Hinsicht halten wird, was sein Prototyp im Film verspricht. Der Chefentwickler ist dran, heißt es.

Vielleicht gelingt dem Unternehmen bis dahin auch gleich noch das zugehörige Hoverboard, mit dem man durch die Luft schwebt. Vier Jahre sind eine lange Zeit. Spätestens dann holt Nike die Realität ein. Oder umgekehrt.

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