Nightlife-Guide fürs Wochenende:Fünf Schritte zum Feierglück

Israeli Youths Celebrate Summer At Silent Disco

Aufgehübscht und losgetanzt: Experten geben Tipps zum gekonnten Feiern.

(Foto: Getty Images)

Der strenge Türsteher, der ignorante Barkeeper und die Gefahr, sich auf der Tanzfläche zu blamieren: Im Club gibt es genügend Hindernisse, die einem den Spaß am Feiern verderben können. Experten des Nachtlebens geben Tipps, wie man sie umgeht - und die perfekte Partynacht verbringt.

Von Christina Metallinos

Der Abend ist noch jung und die Schlange vor dem Club der Wahl ist lang. Bereits jetzt wird eine entscheidende Weiche für den Erfolg der bevorstehenden Nacht gestellt - reinkommen oder nicht reinkommen ist die große Frage. Eine Ablehnung durch den Türsteher würde der Feierlaune einen ordentlichen Dämpfer verpassem.

Ein Patentrezept, um vor dem Türsteher zu bestehen, gibt es nicht. Je nach Club und Publikum gilt es, den dort gängingen Dresscode zu beachten. Hierbei regiert das Klischee. In der Schickimicki-Bar sind ausgelatschte Turnschuhe wohl eher hinderlich, im alternativen Schuppen kommen dafür Glitzer und Plateausohlen weniger gut. Besonders die Tür des Münchner P1 scheint eine Legende unter Partygängern zu sein, die viele zumindest einmal im Leben auch von innen gesehen haben wollen.

Klaus Gunschmann, Ex-Türsteher und -Gesellschafter im "Oanser", beschreibt das Auswahlkriterium dort rückblickend als Prinzip des "Mixed Salad" - demnach achteten die Türsteher darauf, von jeder Sorte etwas im Club zu haben: "Rucola, das waren die Anzugtypen, Rote Beete, das waren die Punks, und der Kopfsalat, das waren die Mädels." Von jeder Gruppe wurden zehn bis zwanzig Menschen eingelassen - wer also nicht zur Artenvielfalt im Club beitragen konnte, kam nicht rein.

Selbst wenn ein Platz auf der Gästeliste keine Wildcard ist - die Chancen erhöhen sich dadurch enorm. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, seinen Namen auf die Liste des Abends zu bringen, sagt Pacha-Gesellschafter Tom Hilner: "Bei uns können die Barkeeper jemanden auf die Liste setzen. Das machen sie vor allem, wenn Sie von den Gästen einen entsprechenden Umsatz und gutes Trinkgeld erwarten." Außerdem werde man vermerkt, wenn man reserviert habe und natürlich, wenn man als Freund vom DJ oder Inhaber auf die Liste gesetzt werde. "Bei uns ist der Anteil der Besucher über die Gästeliste relativ hoch", sagt Hilner, "es ist klar, dass wir vor allem Stammgäste über so eine Liste an uns binden wollen."

Schritt 2: Immer schön flüssig bleiben

Egal, wie laut die Musik ist und wie dicht das Gedränge vor der Bar: Höflichkeit ist auch beim Feiern eine Zier. Insbesondere beim Umgang mit den Menschen hinter dem Tresen, den Barkeepern. Die sollen einen immerhin den Abend über mit alkoholischem Nachschub versorgen. "Man merkt sich auf jeden Fall, wer den Abend über höflich zu einem war", sagt eine Mitarbeiterin des Münchner Clubs Harry Klein, "Ich merke mir, wer Bitte und Danke sagt und wer in ganzen Sätzen antwortet. Man mag es nicht glauben, aber das ist eine Seltenheit."

Nightlife-Guide fürs Wochenende: Behandle den Barkeeper so, wie du behandelt werden möchtest - und du wirst beim nächsten Mal vielleicht schneller bedient.

Behandle den Barkeeper so, wie du behandelt werden möchtest - und du wirst beim nächsten Mal vielleicht schneller bedient.

(Foto: AFP)

Auch ein Kollege aus dem Café Kosmos berichtet Ähnliches: "Was ich nicht ausstehen kann, sind Gäste, die ständig über die Bar winken oder welche, die stumm ihre Flasche hochhalten mit den Fingern anzeigen, wie viele sie davon gerne hätten." Egal, wie chaotisch es vor dem Tresen aussieht - beide sagen, dass sie sehr wohl einen Überblick darüber hätten, wer wann an die Bar kommt und nehmen die Bestellungen schlichtweg der Reihe nach entgegen. "Das Beste ist, einfach nett zu bleiben, zu lächeln und drauf zu hoffen, dass man fair behandelt wird", empfiehlt die Barkeeperin aus dem Harry Klein.

Auch ein wenig Trinkgeld könne nie schaden - viel wichtiger seien jedoch die guten Manieren. Absolutes Tabu: mit einer gönnerhaften Geste von 29,90 Euro auf 30 Euro aufrunden. Sowohl im Café Kosmos als auch im Harry Klein wird das Trinkgeld auf die gesamte Mannschaft, also auch an diejenigen, die die Bar mit neuen Flaschen und Gläsern versorgen, aufgeteilt. Der einzelne Barkeeper hat also nur bedingt etwas davon. Doch wie auch bei guten Geburtstagsgeschenken geht es beim Trinkgeld um etwas ganz Anderes: "Wichtig ist die Geste dahinter", sagt die Harry-Klein-Mitarbeiterin.

Schritt 3: Plaudern trotz Partylärm

Ob der Freund von der Freundin vom besten Freund oder doch der unbekannte Fremde an der Bar: Die Zahl der Menschen, die für ein Gespräch zur Verfügung stehen, verhält sich auf Parties umgekehrt proportional zur Eignung des Raumes für eine tiefsinnige Unterhaltung. Doch das schweigende Nebeneinanderstehen fühlt sich für viele Menschen automatisch komisch an - egal, wie laut es ist. Kommunikationspsychologe Stephan Lermer sieht zwei Möglichkeiten, um die Spannung des Anschweigens zu lösen: "Entweder, man spricht über seine persönliche Befindlichkeit oder über die Situation, in der sich beide gerade befinden."

Der Psychologe vergleicht den Smalltalk mit dem Beschnüffeln bei Hunden: "Man testet aus, ob einem der andere gefällt." Wenn nicht, können beide nach einem kurzen Smalltalk ihr Gesicht wahren und wieder auseinandergehen - selbst wenn danach einer von beiden alleine an der Bar steht. Das ist jedoch kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Stephan Lermer interpretiert die Situation so: "Damit eröffnet man ihm eine Chance für einen passenderen, besseren Smalltalk." Wichtig sei es, dem Gegenüber dennoch etwas Bekräftigendes und Positives mitzugeben, danach könne man sich freundlich lächelnd wegdrehen.

Entscheidend für einen guten Smalltalk sei nicht, was man sage, sondern wie man es sage. Wenn es auf einer Party so laut ist, dass man weder das Wie noch das Was verstehen kann, empfiehlt Stephan Lermer, sich dazu offen zu bekennen und den Gegenüber zu fragen, ob man sich nicht an einem ruhigeren Ort weiter unterhalten möchte - oder sogar auf einen Kaffee trifft. "Es geht darum, Mut aufzubringen. Was kann schon im schlimmsten Fall passieren?", fragt Lermer, "Ich kann von einer Gruppe ausgelacht oder von jemandem nicht mehr angerufen werden. Aber damit bewegt man sich höchstens im Bereich der Peinlichkeit. Das ist weder ein großer Imageverlust, noch kostet es einen den Kopf."

Schritt 4: Packen für die Tanzfläche

Die Stimmung ist gelöst, der Pegel steigt, die Tanzfläche ist bereit zum Entern. Männer haben es gut, die müssen sich nur an der Bierflasche festhalten und können Handy und Geldbeutel in große Hosentaschen stecken. Frauen dagegen müssen ihre Handtasche loswerden. Die geht einem beim Tanzen nur im Weg um oder führt zu einer Art verkrampftem Ententanz, wenn man sie ständig mit einer Hand an der Schulter festhält.

Die Habseligkeiten müssen also irgendwie anders verstaut werden. Wer sie besonders nah und sicher am Körper wissen möchte, wird womöglich mit dem JoeyBra glücklich. In den BH sind seitliche Taschen eingenäht, in die ein Smartphone, ein Ausweis und Geld passen sollen. Dank Spitzenapplikation und Push-Up-Effekt ist er bestens geeignet, um im Nachtleben auf die Pirsch zu gehen. Allerdings ist bei Anrufen ein zusätzlicher Leuchteffekt durch das Display auf Brusthöhe garantiert.

Die Designerin Amalia Mattaör verlagert das Problem kurzerhand an den Oberarm. Um diesen legt man sich die von ihr entworfene "Dancing Bag" und kettet sie sicherheitshalber mit dekorativen Riemchen und Gliederketten an der Schulter fest. Nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren auch Geldbeutel in Armreifform. Diese müssen nicht wie Schweißbänder aus dem Fitnessstudio aussehen - so etwa dieses Modell auf der Verkaufsplattform Etsy. Auch bei Dawanda findet man unter den Begriffen "Wrist Wallet" etliche Armbänder, in denen man ein wenig Geld verstauen kann.

Schritt 5: Gekonnt den Travolta machen

Alles untergebracht? Wird auch höchste Zeit - denn gerade legt der DJ das Lieblingslied auf. Stellt sich nur noch die Frage: Schütteln, Hopsen oder Grooven?

Studien im Bereich der Tanzpsychologie zeigen, dass Frauen vor allem den Tanzstil von Männern mit höherem Testosteronspiegel attraktiv finden - und dass sogar heterosexuelle Männer besonders genau hinsehen. Immerhin bewegt sich hier ein potentieller Rivale. Eine Untersuchung der Northumbria University liefert Hinweise, dass vor allem Bewegungen des rechten Kniegelenks und eine Variation von größeren Bewegungen im Nacken- und Oberkörperbereich gut ankommen. Wie sich ein guter Tänzer demnach bewegt, hat das Forschungsteam folgendermaßen animiert:

Bei den Frauen zählt vor allem ein gekonnter Hüftschwung. Psychologe Peter Lovatt hat herausgefunden, dass Frauen beim Tanzen während der fruchtbaren Zeit im Zyklus die Hüften mehr bewegen als andere Frauen - und dadurch auf Männer attraktiver wirken.

Vielleicht will man aber auch einfach nur endlich seinen Spaß haben und den gelungenen Abend genießen. Selbst wenn der Tanzstil nicht perfekt ist - zumindest haben die umstehenden Partygäste dann einen Grund, sich zu amüsieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: