Service der Datingplattform "Match.com":Mit Hilfe des Ex zum Traumpartner

Frau mit Tablet

Die große Liebe - viele Männer und Frauen suchen sie im Netz. Mit immer komplizierteren Algorithmen.

(Foto: Matjaz Slanic; gremlin/iStockphoto)

Die Suche nach Traumfrau und Traummann verlagert sich immer mehr ins Netz. Eine amerikanische Single-Börse bietet nun einen Algorithmus an, der die Wahl des passenden Partner extrem erleichtern soll. Helfen könnten ausgerechnet Bilder von Verflossenen.

Von Jana Stegemann

Niemand macht gerne zweimal den gleichen Fehler. Match.com fordert seine Kunden jedoch genau dazu auf. Die nach eigenen Angaben weltgrößte Datingplattform der Welt führt einem Bericht des Blogs Mashable zufolge bald eine neue Funktion ein, die angeblich eine große Hilfe auf der Suche nach dem perfekten Partner fürs Leben sein soll. Mithilfe der Verflossenen.

Frauen und Männer können Fotos ihrer Ex-Freunde und -Freundinnen einschicken. Aus der Abgleichung der Gesichtsformen generiert ein Algorithmus die Vorlieben des Singles und sucht anhand dieser den optimalen Datingpartner heraus. "Jeder bevorzugt einen bestimmten Typ. Das hat nicht zwingend etwas mit Nationalität oder Haarfarbe zu tun - aber sehr wohl mit den Gesichtsformen", sagte Talia Goldstein dem Blog Mashable. Goldstein ist die Gründerin des Portals Three Day Rule, die in Zusammenarbeit mit Match.com ab nächster Woche diese Funktion anbieten wird.

Ganz billig ist das Sortieren der Ex-Akten jedoch nicht: 5000 Dollar (3680 Euro) wird ein solches - wie die Anbieter schreiben "zielgerichtetes Suchen" - kosten.

Das Glück der Wiederholung?

Ist es sinnvoll, anhand der immer gleichen Gesichtsformen den Partner fürs Leben auszwählen? Menschen wie Ex-Tennis-Profi Boris Becker und Ex-Fußball-Profi Lothar Matthäus verfahren schon ihr Leben lang nach diesem System. Ihre aktuellen Frauen und ihre Verflossenen könnten mindestens Schwestern sein, wenn nicht sogar Zwillingsschwestern.

Doch hat man eine Zukunft, wenn die Vergangenheit noch präsent ist? Sollte ein potenzieller Partner allzu viele Ähnlichkeiten mit dem Verflossenen aufweisen? Wie eng sollte das eigene Beuteschema auf Dauer festgeschrieben werden? Und lässt sich in einer ewigen Wiederholung wirklich Glück finden? Das bleibt zu bezweifeln - ebenso wie die immergleichen Versprechen der Dating-Webseiten.

Vor etwa zehn Jahren hörte man es zum ersten Mal im Netz. Das Versprechen gegen die Einsamkeit. Erst war es nur ein leises Flüstern, mittlerweile ist es ein unerträgliches Brüllen. Heute gibt es unzählige Online-Dating-Plattformen, deren aggressiver Werbung man kaum aus dem Weg gehen kann. Sie schüren große Hoffnungen: Mit ein paar Klicks und ein bisschen Glück findet jeder den passenden Partner im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten.

Die meisten dieser Seiten basieren auf dem Versprechen der generalstabsmäßigen Planung der Liebe. Anhand diverser komplizierter Algorithmen werden äußere Merkmale verglichen, hunderte Fragen zu Charaktereigenschaften, Hobbys, Vorstellungen und Vorlieben ausgefüllt und ausgewertet - wohlgemerkt alles vor dem ersten Treffen. Aber auch wenn zwei objektiv perfekt zueinander passen, der bevorzugten Gesichtsform eingeschlossen - kann beim ersten Date trotzdem alles schiefgehen. Selbst wenn online zuvor bereits über solche Dinge wie Anzahl der Kinder und die Lage des Eigenheims Einigkeit herrschte.

Einfach, weil die Stimme des anderen nicht gefällt. Oder der Geruch. Oder man das Lachen des Gegenübers schlichtweg vom ersten Moment an nicht ausstehen kann. Wenn die Funken fehlen, hilft der beste Algorithmus nichts.

Datingbörse Freundeskreis

Umfragen führender Datingportale zufolge sollen mehr als zehn Millionen, also jeder achte Deutsche, ihr Liebesglück online suchen. Und die vermeintlichen Erfolgsgeschichten sind überall: Längst kennt jeder mindestens einen oder eine, die Traumfrau oder Traummann per Mausklick gefunden haben. Angeblich halten diese Beziehungen auch länger als die Partnerschaften derer, die sich in der Bar oder im Büro kennengelernt haben.

Doch nach einer repräsentativen Allensbach-Studie von 2013 scheint der Erfolg des Online-Datings maßlos überschätzt. Demnach lernen sich 27 Prozent aller Paare im Freundeskreis kennen, 16 Prozent in einer Kneipe oder Bar, elf Prozent im Büro und gerade mal zwei Prozent über Single-Portale. Noch aussichtsloser ist es dieser Umfrage zufolge nur noch im Supermarkt.

Aaron Schildkrout, der Chef des amerikanischen Online-Dating Portals HowAboutWe kommt daher zu dem Schluss: "Unsere Erkenntnis ist, dass es extrem schwierig ist online vorherzusagen, ob zwei Menschen zueinander passen." Darum rät er allen Singles, sich mit ihrem vermeintlich perfekten Online-Dating-Partner möglichst schnell in echt zu treffen: "Get offline — that's where the chemistry happens." Die Fotos der Ex-Freunde können dann auch getrost zu Hause bleiben. Im Giftschrank oder so.

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