Süddeutsche Zeitung

Neue Verträge bei "Germany's Next Topmodel":Grundeinkommen für TV-Grazien

Gerüchte um Knebelverträge und harte Kritik von Ex-Kandidatinnen: Heidi Klums Modelshow hat in den vergangenen Monaten vor allem Negativ-Schlagzeilen produziert. Nun will Pro Sieben offensichtlich das ramponierte Show-Image aufpolieren - und wirbt mit einem neuen, vermeintlich fairen Vertragsmodell für die Finalistinnen.

Models haben in strenger Formation über den Runway zu marschieren. Models tanzen nicht aus der Reihe - und schon gar nicht unter dem gestrengen Regiment von "Mama" Heidi Klum. Wagt es doch einmal ein Mädchen auszuscheren, wie offenbar die letzte Gewinnerin von Germany's Next Topmodel (GNTM), Jana Beller, kann es mit der angestrebten Catwalk-Karriere ganz schnell vorbei sein.

Besagter Blondine wurde nicht einmal zwei Monate nach ihrem Show-Sieg von der Agentur ONEeins der Model- bzw. Vermarktungsvertrag gekündigt. Und damit die Geschasste in der Branche auch ja keinen Fuß mehr auf den Laufsteg bekommt, trat Geschäftsführer Günther Klum - der Papa der Modelmama - in der Bild-Zeitung nach: "Man konnte keine Termine mehr machen, keine Aufträge mehr buchen. Das war kein professionelles Arbeiten mehr, darum mussten wir uns von ihr trennen."

Keine Chance gegen Günther Klum

Dass Beller heute noch als Model arbeitet, liegt - neben ihrem Aussehen - wohl auch daran, dass sie sich öffentlich wehrte. Und dass man ihr glaubte: Denn schon zuvor hatte es immer wieder Gerüchte über Knebelverträge im Klum-Imperium gegeben.

"Ich kann die Vorwürfe nicht auf mir sitzen lassen", antwortete die vermeintlich Gefeuerte ebenfalls in der Bild-Zeitung, "es waren die schlimmsten zwei Monate meines Lebens." Die in Sibirien geborene 21-Jährige beklagte, sie solle zum Sündenbock für Fehler gemacht werden, "die Herr Klum und seine Agentur gemacht haben." Offen kritisierte Beller die dominante und bevormundende Art ihre Ex-Managers: "Wenn du eine eigene Meinung gegenüber Günther Klum hast, hast du keine Chance."

Der Putz, der schon zuvor immer mal wieder von der schönen Fassade der Klum-Show gebröckelt war, fiel nun in großen Stücken ab. Nicht nur ihr Vater, sondern auch Heidi Klum selbst geriet in die Kritik. Pünktlich zum Vorrundenstart der neuen Staffel GNTM - die Castings für 2012 sind jüngst angelaufen - gehen ONEeins und Pro Sieben nun jedoch in die Image-Offensive und werben mit einem neuen Vertragsmodell.

Den drei Finalistinnen wird über zwei Jahren ein festes, monatliches Einkommen zugesichert. "Damit können sie sich nach dem Finale - finanziell abgesichert - voll auf ihre Modelkarriere konzentrieren", heißt es auf der Webseite der Agentur. Man reagiere damit auf die "unberechtigte Kritik an Heidi". Diese sei lediglich als Moderatorin und Ko-Produzentin der Show tätig - habe jedoch nie etwas mit der Vermarktung der Nachwuchsmannequins zu tun gehabt.

Allerdings ist der Model-Vermarkter ONEeins eine Tochter der Heidi Klum GmbH & Co. KG und wird eben geschäftsführend von Heidis Vater Günther Klum geleitet. Namentlich und über Familienbande ist die Wahl-Amerikanerin also sehr wohl mit dem Unternehmen verbunden.

Inwiefern die Kandidatinnen über das zugesicherte Einkommen hinaus an Einnahmen aus Auftritten und Werbedeals beteiligt werden, wird freilich nicht kommuniziert. 2008 hatte die Bild-Zeitung berichtet, die Kandidatinnen müssten im ersten Jahr 40 Prozent aller Einnahmen abtreten.

Die gezielte Desinformation legt die Vermutung nahe, dass die neuen Kontrakte eher der Wiederherstellung des schönen Scheins als den Schönheiten selbst dienen. Zumal, wenn man folgende Kommentierung des neuen Vertragsmodells auf prosieben.de liest: "Damit geht den Kritikern die Puste aus!"

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