Neue Medikamente:Künstliche Intelligenz sucht nach Antibiotika

Antibiotika haben aufgrund der zunehmenden Resistenz von Erregern viel von ihrer Wirksamkeit eingebüßt. US-Forscher setzen nun auf einen neuen Ansatz.

Fabian Seyfried

Antibiotika galten bei ihrer Entdeckung als Wunderwaffen gegen bis dahin unheilbare Krankheiten. Doch sie haben an Kraft eingebüßt: Einige Erreger sind inzwischen gegen zahlreiche Antibiotika resistent und kaum noch zu behandeln.

(Foto: Foto: irisblende)

Forscher der University of British Columbia hoffen nun, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz neue keimtötende Wirkstoffe zu finden. Eine Computer-Software soll unter bereits bekannten Medikamenten nach solchen "Nebenwirkungen" fahnden, schlugen die Wissenschaftler auf einer Tagung der American Chemical Society vor, wie der New Scientist online berichtet.

Als Beispiel nannte Artem Cherkasov, Leiter der Arbeitsgruppe, das Mittel Lovastatin: Es sei ein gebräuchliches Medikament gegen hohe Cholesterin-Werte - und gleichzeitig ein sehr gutes Antibiotikum. Das habe sich aber erst später herausgestellt.

Cherkasov und seine Kollegen fütterten eine lernende Software mit der molekularen Struktur von Tausenden bekannten Antibiotika sowie mit Daten von Wirkstoffen, die nachweislich keine keimtötende Wirkung besitzen.

Anschließend suchte das Programm selbstständig unter anderen Medikamenten nach Kandidaten - mit überraschenden Ergebnissen: "Die chemischen Strukturen der Präparate, die wir identifizieren, sehen überhaupt nicht wie Antibiotika aus", sagte Cherkasov dem New Scientist. "Aber es kümmert uns eigentlich auch nicht, wie sie funktionieren."

Nachdem der Computer eine vielversprechende Substanz identifiziert hat, überprüfen die Forscher, ob sie tatsächlich antibiotische Eigenschaften besitzt.

"Im Falle einer neuen ansteckenden Krankheit bleibt vielleicht keine Zeit, ein Medikament von Grund auf neu zu entwickeln", so der Molekularbiologe. Bestehende Wirkstoffe anders einzusetzen, hat auch einen weitern wichtigen Vorteil: Sie müssen vor der Zulassung nicht erst langwierige Studien durchlaufen.

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