Nelson Mandela bekommt Modelabel:Der Look von Häftling 46664

Die Nelson-Mandela-Stiftung bringt eine Modelinie im Stil des Anti-Apartheid-Kämpfers heraus. 46664 heißt das neue Modelabel - nach Mandelas Häftlingsnummer. Kritiker wittern Profitgier.

Tim Neshitov

Nelson Mandela revolutionierte einst nicht nur Südafrikas Politik, er brachte ganz nebenbei auch frischen Wind in die Mode am Kap. Seine Madiba-Hemden etablierten vor gut 20 Jahren eine neue Stilrichtung: eine Mischung aus Weiß und Rot, Schwarz und Grün oder Gelb, mit flüssigem Wachs auf Seide eingezeichnet.

Nelson Mandela bekommt Modelabel: Nelson Mandela bekommt so etwas wie sein eigenes Modelabel. Die Marke soll 46664 heißen - das war Mandelas Häftlingsnummer während seiner 27-jährigen Haft auf Robben Island.

Nelson Mandela bekommt so etwas wie sein eigenes Modelabel. Die Marke soll 46664 heißen - das war Mandelas Häftlingsnummer während seiner 27-jährigen Haft auf Robben Island.

(Foto: AP)

Insgesamt gehen die Südafrikaner seit Mandelas Präsidentschaft lockerer mit Kleidung um. Parlamentsabgeordnete, die vor 1994 in mausgrauen Anzügen und Queen-Elizabeth-Hüten zu Sitzungen kamen, trauten sich plötzlich, in bunter Traditionstracht zu erscheinen. Einige ließen sogar den Bauch frei und ihre Schuhe zu Hause.

Boutique-Eröffnung im August

Nun bekommt Tata ("Vater") Mandela so etwas wie sein eigenes Modelabel. Die Marke soll 46664 heißen - das war Mandelas Häftlingsnummer während seiner 27-jährigen Haft auf Robben Island. Die Nelson-Mandela-Stiftung, Initiatorin des Projekts, hat für August die Eröffnung einer ersten Boutique in Johannesburg angekündigt, im kommenden Jahr sollen Läden in den USA und England folgen.

Die Kleidungsstücke sind natürlich nicht im Häftlingslook gehalten, und die Nummer 46664 prangt auch nicht auf der Brust, sie ist höchstens hinten in den Kragen eingenäht und wird die Kleiderbügel schmücken. Das vorläufige Repertoire wurde von Seardel entworfen, Südafrikas größtem Textilhersteller, und reicht von legeren Poloshirts und Jeans über dezente Blazer-Krawatte-Kombinationen bis hin zu Abendkleidern für das offizielle Diner. Alles mit Madiba-Flair.

Inwieweit der Vater der Nation persönlich in das neue Label involviert ist, teilte seine Stiftung nicht mit. Nelson Mandela wird im Juli 93, er ist inzwischen eher der Opa der Nation.

Sein Name ist Millionen wert, und es ist nicht das erste Mal, dass Mandelas Umfeld versucht, Kapital daraus zu schlagen. Der ehemalige Rechtsanwalt der Polit-Ikone verkauft seit Jahren afrikanische Kunst mit Mandelas Unterschrift - gegen dessen Willen. Und einer von Mandelas Enkelsöhnen soll bereits das Senderecht für sein Begräbnis an das Staatsfernsehen verkauft haben, für umgerechnet 400.000 US-Dollar.

Die Erlöse aus dem Modegeschäft sollen allerdings ausschließlich der Mandela-Stiftung zugutekommen, vor allem deren Projekt zur Aids-Bekämpfung, das ebenfalls 46664 heißt. Der Stiftungsdirektor Achmat Dangor versicherte jüngst bei der Vorstellung der ersten 46664-Kollektion, die Promotion-T-Shirts der Aids-Initiative hätten sich bisher sehr gut verkauft. Dangors Fazit: "Es gibt eindeutig einen Markt für Mode mit Mandelas Häftlingsnummer darauf."

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