Deutscher Alltag:Bleib ruhig, Narr

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Närrische Zeiten: Figur aus dem Düsseldorfer Karneval. (Foto: Fabian Strauch/dpa)

Wenn die Vernunft an ihre Grenzen stößt: Vom Umgang mit Menschen, bei denen eine Verwirrung des Geistes wahrscheinlich ist.

Von Kurt Kister

Als ich noch eine sogenannte verantwortliche Tätigkeit ausübte, habe ich meinem damaligen Kompagnon immer wieder mal geraten: „Bleiben Sie ruhig.“ Wenn es möglich war, berührte ich auch bei der einen oder anderen Konferenz sanft mit meinem Fuß sein Schienbein, um ihm zu signalisieren, dass es besser sei, die Schärfe seiner Worte und die Entschiedenheit seiner Gesten etwas zu mildern. Ich bin charakterlich nicht unbedingt ein Appeaser. Konflikte suche ich nicht, aber wenn sie mich finden, trage ich sie aus. Allerdings: Was man an Härte dabei zu ostentativ oder zu früh zeigt, kann schon allein wegen des äußeren Anscheins eine mögliche Einigung verhindern. Mein Kompagnon neigte dazu, im Angesicht von Widerständen aufzubrausen – zumal wenn er die Widerstände für unvernünftig hielt oder die, noch schlimmer, von Unvernünftigen ausgingen. Weil der harsche Umgang mit Unvernünftigen oft dazu führt, dass sie noch unvernünftiger werden, dass sich, siehe Friedrich Merz, die Fronten verhärten, ist es manchmal klüger, selbst vernünftig, leise und kühl-freundlich zu bleiben.

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