Moment mal:Die Welt steht Kopf

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(Foto: Stephane de Sakutin/AFP)

Unser Bild der Woche: Entwurf von Viktor & Rolf, vorgestellt bei der Haute-Couture-Woche in Paris am 25. Januar.

Von Silke Wichert

Zwei Fragen stellen sich spontan bei diesem Bild: Gehört das so? Antwort: Ja, absolut. Das Model ist auch, falls sich jemand sorgt, nirgendwo dagegen gelaufen. Zweitens, oft vorgebrachter Einwand in diesem Metier: Wer soll das schon wieder tragen? Dieser Punkt wiederum ist schwieriger zu beantworten. Lady Gaga, Kim Kardashian, Doja Cat, irgendwer wird sich im Zweifelsfall schon finden. Aber darum geht es hier zur Abwechslung weniger. Das Kleid stammt von den Designern Viktor & Rolf und wurde gerade bei der Haute Couture Woche in Paris vorgestellt, dem Schaulaufen der höchsten Schneiderkunst also. Zugelassen sind nur Modehäuser, die ein eigenes Atelier mit mindestens fünfzehn Schneiderinnen beschäftigen, außerdem muss es sich bei jedem Entwurf um ein maßgeschneidertes Unikat handeln. Bei Dior oder Valentino verschlingen die Tüllträume dann schon mal 400 Stunden Handarbeit und werden später für sechsstellige Beträge an arabische Prinzessinnen verkauft. Man kann die Königsdisziplin allerdings auch dazu nutzen, den Horizont der Mode stetig zu erweitern und die Dinge buchstäblich auf den Kopf zu stellen. Die Niederländer Viktor Horsting and Rolf Snoeren tun das seit mittlerweile 25 Jahren, sie verstehen sich eher als Künstler, die bei ihrer Couture hemmungslos freidrehen, und entwarfen auch schon mal wie Käse durchlöcherte Röcke oder Jacken mit einem Dutzend übereinander liegenden Krägen. Wo auch immer dieses Kleid einmal landet - es wird eine hübsche Allegorie abgeben auf eine Zeit, in der uns die Dinge zusehends über den Kopf wuchsen.

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