Modeschöpfer Alexander McQueen:Tod eines Teufelskerls

Designer Alexander McQueen hat vermutlich Selbstmord begangen. Modefans liebten den Briten für seine kreative Frechheit und Extravaganz.

Alexander Menden und Christian Mayer

Die London Fashion Week, die am Freitag kommender Woche beginnt, wird sicherlich die gedämpfteste sein, die jemals stattfand. Denn selbst in einer Branche, die den Zynismus so sehr zur Tugend erhoben hat wie das Modebusiness, ist der plötzliche Tod eines ihrer Hauptprotagonisten ein Schlag, der es schwer macht, kommentarlos zur Tagesordnung, sprich: zum Spektakel überzugehen.

Alexander McQueen; afp

Der Londoner Designer Alexander McQueen war bekannt für seinen frechen Modestil.

(Foto: Foto: afp)

Lee McQueen, weltweit unter dem Namen Alexander McQueen bekannt, war zweifellos eine der Persönlichkeiten der Fashion-Szene. Am Donnerstag gab sein Pressebüro bekannt, der 40-jährige Modedesigner sei tot in seiner Wohnung in der Nähe des Londoner Green Park aufgefunden worden. Alles deutet darauf hin, dass McQueen sich erhängt hat. Auch offiziell geht die Londoner Polizei von einem Suizid aus.

Über die Gründe herrschte in den britischen Medien bereits kurz nach Bekanntwerden von Alexander McQueens Tod weitgehend Einigkeit: Er habe den Tod seiner Mutter Joyce am Mittwoch vergangener Woche nicht überwunden, heißt es. Nachrichten, die er in den vergangenen Tagen im Internet hinterließ, hätten auf einen instabilen psychischen Zustand hingedeutet.

Kleider mit Reifenspuren, böse Sprüche im Innenfutter

Damit endet die wohl aufsehenerregendste britische Modekarriere der jüngeren Vergangenheit. Sein Lebensweg war eine Geschichte vom Triumph kreativer Frechheit und Extravaganz.

Am 17.März 1969 als Sohn eines Taxifahrers im Londoner East End geboren, begann Lee Alexander McQueen angeblich schon im Alter von drei Jahren, Kleider für seine drei Schwestern zu entwerfen. Mit 16 beendete er seine Schulausbildung und wurde Lehrling beim Savile-Row-Schneider Anderson & Sheppard. Später arbeitete er bei der flamboyanten Kostümschneiderei Angels and Bermans.

Während seiner Zeit in Savile Row gehörten Michael Gorbatschow und Prinz Charles zu seinen Kunden. Zu einem der Mythen aus McQueens Anfangsjahren gehört der, er habe dem Prinzen den Satz "Ich bin ein Arschloch" ins Innenfutter einer Jacke genäht.

Mit sehr eigenen künstlerischen Kreationen machte McQueen Mitte der neunziger Jahre auf sich aufmerksam - damals inszenierte er Figuren aus Hitchcock-Filmen und entwarf Kleider mit Reifenspuren. Mode war bei ihm laut und launisch, allerdings beherrschte der Mann aus London auch sein Handwerk.

Schabernack mit englischer Jagdmode

Seine elegant-exzentrischen Hosenanzüge, seine Totenkopf-Roben und seine aerodynamischen Stöckelschuhe fanden viele Abnehmerinnen. Der "Teufelskerl und Modeanarchist", wie ihn ein britisches Magazin einmal nannte, arbeitete nun aber auch sehr marktorientiert. Seine Firma wurde Teil der Gucci Group, auch für Puma entwarf er 2006 eine Kreation, was nicht hieß, dass der "Fashion-Rottweiler" zahm wurde.

Karl Lagerfeld sah in seinem Kollegen eher einen geistigen Verwandten des britischen Kunstprovokateurs Damien Hirst. Immer wieder setzte der Liebling der Londoner Szene auf Schockeffekte - seine Models hatten es in dieser Beziehung nicht leicht. Sie sahen oft aus wie Lady Gaga in Aktion: seltsame Masken, futuristisches Schuhwerk, gewagte Pelzhauben und extreme Op-Art-Muster waren bei ihm oft zu sehen. Selbst aus der heiligen englischen Jagdmode machte er einen Schabernack, er ließ Frauen mit Hirschgeweihen auftreten oder im Vogellook.

Werbung hatte McQueen kaum mehr nötig. Viele Prominente trugen seine Stücke höchst freiwillig. Cate Blanchett, Sarah Jessica Parker und Elton John zählten zu seinen Bewunderern. Nun müssen die Boutiquen in Europa und den USA ohne ihren Chef leben. Ein Verlust, den nicht nur seine Kunden bedauern.

Im Video: Der britische Modeschöpfer Alexander McQueen ist tot in seiner Wohnung aufgefunden worden.

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