Modeagenturen:Mein Covergirl, dein Covergirl

Die New Yorker Agenturen Next und Ford beschuldigen sich gegenseitig, prestigeträchtige Models abgeworben zu haben - nun landet der Streit vor Gericht

Susanne Klaiber

Mit Zickenterror hat das nichts mehr zu tun, was die New Yorker Modelbranche umtreibt. Es ist ein Krieg um Talente: Next Management und Ford Models, zwei der größten Agenturen der Stadt, werfen sich gegenseitig vor, ihre Topmodels abzuwerben. Jetzt hat Next Klage gegen Ford eingereicht, weil der Konkurrent die Polinnen Anna Cywinska, Anna Jagodzinska und die Estin Karmen Pedaru vermarktet, obwohl sie an Next gebunden seien. Alle drei sind wertvolle Gesichter, sie laufen für Stars wie Ralph Lauren und sind regelmäßig in Prestige-Blättern wie der Vogue zu sehen.

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Erst war Anna Jagodzinska bei Next, nun ist sie bei Ford. Weil der alten Modelagentur das nicht gefällt, klagt sie gegen die neue.

(Foto: AFP)

"Ford, das nicht mehr der Ford-Familie gehört, ist von Russen übernommen worden, die das amerikanische Rechtssystem total ignorieren", beschwert sich Next laut Medienberichten in seiner Klage beim Supreme Court Manhattan. Ford will die Vorwürfe nicht kommentieren. Nur so viel: "Das ist alles Unsinn."

Beinharte Kämpfe zwischen Modelagenturen sind in den USA keine Seltenheit. "Dort gibt es anders als in Deutschland extrem harte Modelverträge, allein schon deswegen, damit die Mädchen eine Arbeitsgenehmigung bekommen", sagt Louisa von Minckwitz, Chefin der gleichnamigen Münchner Modelagentur.

Die aktuelle Schlacht wirkt wie eine Retourkutsche, denn in den vergangenen Jahren soll Next Models von Ford abgeworben haben, weshalb Ford mehrmals vor Gericht zog. Besonders erbost hatte Ford, dass Prada-Model Kendra Spears 2009 trotz eines Exklusivvertrags zu Next wechselte. Ein "unersetzbares Talent", jammerte Ford in der Klageschrift. Man habe der jungen Frau doch gerade erst beigebracht, wie sie auf dem Catwalk zu laufen habe, wie sie sich anziehen, schminken und pflegen solle. Für Ford war klar, dass Next die kostbare Spears zu dem Wechsel angestiftet hatte.

Ein Model aufzubauen, kann eine Agentur Millionen kosten, weil sie nicht nur in dessen Ausbildung investiert, sondern oft auch noch die Miete bezahlt. Dazu kommt, dass der Agentur zwischen zehn und 25 Prozent der Millionengagen der dann etablierten Models entgehen. Deswegen will Ford auch mindestens eine Million Dollar Entschädigung von Next haben. Zumal die Causa Spears nur einer in einer ganzen Serie von Angriffen innerhalb eines Jahres gewesen sei, bei denen Next drei weitere Models abgeworben haben soll. So sieht es zumindest Ford. Das Gericht hat noch nicht entschieden.

Bei Next weist man den Verdacht, da würde jemand eine Revanche haben wollten, empört von sich. "Die Situation ist komplett anders", sagte Next-Anwältin Elizabeth Eilender der New York Post.

Tatsächlich? Selbst die Nebenkriegsschauplätze ähneln sich: So soll Next laut Ford in den vergangenen Jahren nicht nur Models, sondern auch Booker abgeworben haben - Leute, die nicht nur die Termine der Models koordinieren, sondern auch deren erste Ansprechpartner sind. Nun soll laut Klage jedenfalls eine wichtige Next-Bookerin vertragswidrig für Ford gearbeitet haben - während sie immer noch in den Büros von Next saß.

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