Mit Genuss gegen Übergewicht:Seehofer: "Ich will keine Bevormundung"

Wie der Bundesernährungsminister dafür sorgen will, dass die Menschen im Land gesünder essen.

Martin Kotynek

Ernährungsminister Horst Seehofer (CSU) will bei seinem Aktionsplan gegen das Übergewicht auf Verbote verzichten: "Ich will keine Bevormundung", sagte Seehofer am Freitag: "Es geht um mehr Lebensfreude, Lebensqualität und Wohlbefinden. Das lässt sich nicht mit dem erhobenen Zeigefinger erzwingen."

Ernährungsminister Horst Seehofer (CSU): "Wer nur Nahrungsmittel isst, die grün gekennzeichnet sind, ernährt sich nicht ausgewogen."

Ernährungsminister Horst Seehofer (CSU): "Wer nur Nahrungsmittel isst, die grün gekennzeichnet sind, ernährt sich nicht ausgewogen."

(Foto: Foto: dpa)

Stattdessen wolle er mit seinem "Nationalen Aktionsplan Ernährung", den er kommenden Donnerstag im Bundestag präsentieren wird, über den "verantwortungsvollen Gebrauch von Nahrungsmitteln" aufklären. Sein Ziel: Bis 2020 soll sich das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Deutschen verbessern und die Zunahme von Übergewicht vor allem bei Kindern gestoppt werden.

Erreichen will Seehofer dies durch mehr Information über gesunde Ernährung und eine verstärkte Integration von Bewegung in den Alltag. "Man kann nie genug informieren, das ist ein notwendiger Dauerprozess", sagte Seehofer am Freitag. Konkrete gesetzliche Maßnahmen seien jedoch nicht geplant.

Doch schon in der Vergangenheit waren Informationskampagnen offensichtlich nicht erfolgreich: Einer Studie der International Association for the Study of Obesity vom April zufolge gibt es in Deutschland mehr Übergewichtige und krankhaft Fettleibige als in jedem anderen EU-Land.

Konkrete Schritte bis zum Herbst

Das soll sich nun ändern: "Unser Plan ist umfassender als frühere Programme. Diese gingen über kurzfristigen Aktionismus nicht hinaus", sagte Seehofer. Sein Plan beginne bereits bei den Kindern: "Wir müssen unter anderem in die Schulen gehen, um dort über Ernährung aufzuklären und die Verpflegung in den Kantinen zu verbessern."

Für Erwachsene will Seehofer die Rolle medizinischer Untersuchungen stärken: "Ich kann mir vorstellen, die Vorsorge-Untersuchung an finanzielle Anreize zu knüpfen." Er empfehle jedem über 45 Jahren den Gesundheits-Check, auch wenn auf den ersten Blick kein akuter Anlass dafür bestehe.

Auch die Kennzeichnung von Lebensmitteln soll leichter verständlich werden, von einem Ampel-System wie sie Ernährungsmediziner gefordert haben, hält Seehofer jedoch nichts: "Wer nur Nahrungsmittel isst, die grün gekennzeichnet sind, ernährt sich nicht ausgewogen. Wir brauchen hier eine pfiffigere Idee." Die Ministerien für Gesundheit und Ernährung wollen bis in den Herbst konkrete Schritte zur Umsetzung erarbeiten.

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