Süddeutsche Zeitung

Migräne:Warum Frauen öfter der Kopf schmerzt

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Auf jeden Mann mit Migräne kommen drei Frauen, die an den chronischen Kopfschmerzen leiden. Offenbar liegt es an der leichteren Erregbarkeit der weiblichen Gehirne.

Fabian Seyfried

Liegt es an Hormonen, den Genen oder der Durchblutung? Alles falsch, sagt das Team um Andrew Charles von der University of California: Dass Frauen häufiger unter Migräne leiden als Männer, liegt daran, dass ihr Gehirn leichter erregbar ist.

Zumindest bei weiblichen Mäusen breiteten sich bestimmte Wellen von Nervenaktivität schneller aus, als dies bei den männlichen Nagern der Fall war. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Annals of Neurology .

Das untersuchte Phänomen nennt sich kortikal ausbreitende Depression (CSD) und gilt als brauchbares Tiermodell für Migräne. Ähnliche Aktivitätsmuster im Gehirn von Menschen können bei den Betroffenen die pulsierenden Kopfschmerzen auslösen.

"Die Ergebnisse waren sehr eindeutig", erklärte Charles. "Der Reiz, der nötig war, um CSD bei Mäuse-Männchen auszulösen, war um das Zwei- bis Dreifache stärker als der, mit dem eine Reaktion bei den Weibchen hervorgerufen wurde." Diese größere Reizbarkeit sei wahrscheinlich der Grund, warum etwa dreimal mehr Frauen an Migräne erkranken als Männer.

Einen Zusammenhang mit der Menstruation schlossen die Wissenschaftler dagegen zumindest für CSD aus - sie hätten Mäuse aus jeder Phase des Zyklus untersucht und dabei keine Unterschiede in der Nervenaktivität festgestellt.

Sowohl bei Frauen als auch bei Männern haben allerdings körperliche und äußere Faktoren durchaus Einfluss auf die Migräne: Hormonelle Veränderungen, Stress und Ernährung können die Häufigkeit von Anfällen beeinflussen. In der sich kortikal ausbreitenden Depression sehen Charles und Kollegen jedoch den grundlegenden Auslöser der Kopfschmerzen.

Einen ersten sicheren Beleg dafür, dass CSD beim Menschen eine wichtige Rolle spielt, lieferte eine zweite Studie des Forscherteams: Ein Medikament zur Behandlung von Alzheimer, das CSD verhindert, verringerte die Beschwerden bei 36 von 54 Migräne-Patienten deutlich. Die Untersuchung soll im September veröffentlicht werden.

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