Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.
Liebe Leserin, lieber Leser,
mieten oder kaufen? Diese Frage haben mein Mann und ich schon häufig diskutiert. Das erste Mal als junges Paar, als wir nach monatelanger Suche noch immer keine bezahlbare Wohnung für uns beide hatten finden können. Das letzte Mal als Eltern zweier Kinder (und eines Hundes), nachdem unsere Vermieterin Eigenbedarf angekündigt hatte. Das war vergangenes Jahr.
Bevor wir Kinder hatten, liefen diese Gespräche eigentlich immer gleich ab: Mein Mann warf halbherzig einige Argumente "pro Kaufen" in den Ring. Mieten werde immer teurer, da könnte es doch sinnvoll sein, stattdessen einen Kredit abzubezahlen und dann etwas Eigenes zu haben. Ich hielt mit Skepsis dagegen, schließlich birgt Kaufen deutlich mehr finanzielle Risiken und ein Eigenheim macht einiges an Arbeit. Das weiß zum Beispiel die Familie Bichler, die derzeit etwa 4000 Euro im Monat für eine mit Wasser vollgelaufene Baugrube zahlt. Das weiß auch Familie Fröhlich, deren Traum vom bezahlbaren Eigentum in letzter Minute platzte. Und abgesehen vom Risiko schätzte ich das Mieten immer für seine Flexibilität. Auf einen Wohnort festlegen wollte ich mich lange nicht.
Bis die Kinder kamen. Statt der Flexibilität, jederzeit die Zelte abbrechen und ans andere Ende des Landes ziehen zu können, wünsche ich mir nun vor allem Sicherheit. Die Sicherheit, dass keine Eigenbedarfskündigung zu einem ungewollten Umzug und zum Beispiel dazu führt, dass die Kinder auf eine andere Schule gehen müssen als zuvor.
Also doch was Eigenes kaufen? Das kann sich mittlerweile vor allem leisten, wer überdurchschnittlich viel verdient oder geerbt hat. Und ja, das ist wirklich so. An dem Argument der älteren Generation, dass die heute Jungen doch einfach weniger oft in den Urlaub fliegen sollen, sie hätten sich früher fürs Eigenheim schließlich auch eingeschränkt, ist nicht viel dran. Mein Kollege Stephan Radomsky und ich haben uns die Entwicklung der Einkommen, der Immobilienpreise und der Zinsen genauer angeschaut. Die Zahlen zeigen, dass es tätsächlich schwerer geworden ist, mit Arbeit allein ein Eigenheim zu finanzieren.
Ob Sie selbst zur Miete wohnen oder einen Hauskredit abbezahlen, ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein schönes Wochenende!
Marie-Louise Timcke