Für sie: Neue Fröhlichkeit
Huch, schon wieder Weihnachten, schon wieder ein Jahr rum, und die Wangen ein wenig weiter nach unten gerutscht. Und dann sollen wir auch noch auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten, die den unumkehrbaren Alterungsprozess bisher immer in einem etwas sanfteren Licht erscheinen ließ. Da hilft nur eins: selbst glitzern. Es gibt jetzt überall wieder jede Menge Zeug mit Pailletten und Strasssteinen, aber das fühlt sich beim Plätzchenbacken und Geschenkeeinpacken dann doch ein bisschen zu sehr nach einer Party an, die nie stattfindet. Wir beharren an dieser Stelle bekanntlich seit Jahren auf dem sogenannten Christmas Sweater, der im angelsächsischen Raum Tradition an den Festtagen hat: Er sollte möglichst bunt sein und mit seinem Hang zur Geschmacklosigkeit die Ironiefähigkeit der Trägerin betonen. Und weil die Zeiten so ernst sind und der Humor so eine Seltenheit geworden ist, ist es an diesem Weihnachten 2022 ganz besonders wichtig, sich selbst überhaupt nicht ernst zu nehmen. Unser Favorit in diesem Jahr ist ein rosafarbener Pulli aus Harry Styles' Kollektion für Gucci. Sie heißt "Ha Ha Ha", was wir jetzt einfach mal als schöne Umdichtung des traditionellen "Ho Ho Ho" interpretieren, oder auch: Lache dem ganzen Wahnsinn einfach ins Gesicht - oder tue wenigstens so! Denn der Teddybär hier lacht glücklicherweise nicht, sondern sieht genauso grimmig aus wie wir mit unseren immer tiefer werdenden Zornesfalten. Alternativ hebt übrigens ein bisschen Botox die Festtagslaune, das kostet sogar weniger als dieser Pullover.
Für ihn: Alter Bürohumor
Der anhaltende Trend zum hässlichen Weihnachtspullover kommt manchen Männern durchaus gelegen. Endlich kann man wieder mit schlechtem Geschmack punkten und gleichzeitig die lästige Festtagsgarderobe umgehen! Der textile Flachwitz wird in diesem Sinne scheinbar ohne Ermüdung befeuert und auch zunehmend aufs Jahr ausgeweitet, wie die stolzen Aldi- und Lidl-Logo-Pullover der letzten Monate nahelegen. Bei diesem Modell handelt es sich nun um den aktuellen Weihnachtspullover von Microsoft, auf dem das Unternehmen offensiv mit seiner Nerd-Nähe kokettiert. Zu sehen ist die legendär doofe Büroklammer, die in Deutschland als "Karl Klammer" jahrelang Teil von Microsoft Office war und konzernintern ebenso verabscheut wurde wie an den Endgeräten zu Hause. Die Mitte der Neunziger und die Nullerjahre waren wirklich eine schlechte Zeit für Werbemaskottchen, man denke nur an Robert T-Online oder den Crazy Frog. Aber natürlich, im Zuge der großen Sehnsucht nach harmloseren Zeiten erscheint Karl Klammer heute liebenswert und erfüllt auf einem Weihnachtspullover den gewünschten Zweck: schockartige Retrogefühle. Man kann sich das Ding auch sehr gut an Bill Gates vorstellen, der aber natürlich seit Jahrzehnten immer nur einfarbiges Weichzeug von Loro Piana trägt. Genau wie sein Pendant von Tesla war auch der Microsoft-Pullover fast gleich nach Erscheinen ausverkauft. Den Glücklichen, die einen ergattern konnten, sei mitgegeben: An Nerds ist ein Nerdpullover weder lustig noch irgendwie schön. Der Gag funktioniert nur an Männern, die im echten Leben so attraktiv und stilsicher sind, dass der Pullover ihnen nichts anhaben kann.