Meinungsumfrage:Partygäste, die gern Schnitzel essen, hören Johnny Cash

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Die Auswahl der richtigen Partygäste will gut überlegt sein. (Foto: imago stock&people/Imago Stock&People)

Kurz vor Jahreswechsel gibt es Erhellendes zu den Musik- und Essensvorlieben feiernder Menschen.

Glosse von Oliver Klasen

Man könnte sich fürchterlich aufregen über die vielen Radiosender in Deutschland, die in enervierender Dauerrotation die "Kulthits" der Achtziger und Neunziger spielen. Dass eine Vielzahl der Deutschen aber tatsächlich Ende des 20. Jahrhunderts stehengeblieben wäre, bestätigt jetzt eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstitutes YouGov: 23 Prozent der Befragten würden am liebsten in den Achtzigerjahren leben. Die Siebziger und die Neunziger sind - im Vergleich der Jahrzehnte seit 1950 - ähnlich beliebt. Die Nullerjahre und die Zeit nach 2010 dagegen kommen zusammen nur auf eine Zustimmungsrate von 18 Prozent.

Und die Experten von YouGov haben - rechtzeitig vor den Partys an Silvester - noch andere Erkenntnisse zu Tage gefördert, die ebenfalls mit der Musik der Achtziger- und frühen Neunzigerjahre zu tun haben. Erstens: Menschen, die sich auf Partys gerne mit vielen, auch unbekannten Menschen unterhalten, lieben den in diesem Jahr verstorbenen Bluesrock-Sänger Joe Cocker. Zweitens: Partygäste, die eher Gespräche mit Freunden führen und nicht so viele neue Kontakte knüpfen, bevorzugen Soulsängerin Aretha Franklin und haben eine überdurchschnittliche Affinität zum früheren Queen-Frontmann Freddie Mercury. Drittens: Der schüchterne Partytyp mag Countrymusik von Johnny Cash. Viertens: Die Gruppe jener Gäste, die sich unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Substanzen danebenbenehmen, steht auf die britische Band The Pretenders und auf Santana.

Diese Forschungsbefunde liefern wertvolle Erkenntnisse für die Playlist auf der Silvesterparty - schließlich will jede der vier Gruppen musikalisch angemessen repräsentiert sein. Nun aber wird die Sache kompliziert: Denn, wie die YouGov-Experten absolut richtig bemerken, muss für eine gelungene Party "alles stimmen: die richtige Musik, das richtige Essen, Getränke für alle".

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Von Jana Stegemann

Spielen wir es ruhig mal durch, anhand von zwei gegensätzlichen Partytypen: Was serviert man dem schüchternen Gast? Und was kredenzt der perfekte Gastgeber dem ausschweifenden Besuchern, der sich gerne danebenbenehmen - jenen Menschen also, die nach dem Lied "Heute schütte ich mich zu" handeln, das Blödelbarde Kall Dall 1990 veröffentlicht hat?

Ausschweifenden Partygästen schmeckt Thai-Hühnchen besonders gut

Im ersten Fall ist es einfach, denn die YouGov-Meinungsforscher haben auch die kulinarischen Vorlieben der Partygäste erfragt. Ergebnis: Die Schüchternen mögen oft Schnitzel, trinken aber überdurchschnittlich oft kein Bier und keinen Schnaps. Mit Mineralwasser kann man kaum etwas falsch machen. Der ausschweifende Partygast ist anspruchsvoller. Er isst gerne asiatisch, zum Beispiel Thai-Hähnchen mit Basilikum, und trinkt - statistisch doppelt so häufig wie der Rest der Bevölkerung - am liebsten Kölsch. Da das besonders im Rheinland beliebte obergärige Gebräu vorzugsweise in dünnen 0,2-Liter-Gläschen serviert wird, muss der Gastgeber immer flott nachschenken, schließlich trinkt der ausschweifende Partygast qua Definition eine stattliche Menge Bier. Richtig brenzlig wird es aber bei den Gesprächsthemen, die dieser Partytypus bevorzugt. 25 Prozent in dieser Gruppe reden gerne über den Nahostkonflikt, das sind zehn Prozentpunkte mehr als in der Gesamtbevölkerung.

Immerhin, das haben die YouGov-Experten ermittelt, ist die Gruppe der ausschweifenden Partygäste relativ klein, nur zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Chancen stehen also gut, dass Sie nicht die ganze Silvesternacht Kölsch servieren müssen - sofern Sie nicht im Rheinland reinfeiern. Prosit Neujahr!

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