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Medizin:Ursache für Entstehung von Brustkrebs entdeckt

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Die Wissenschaftler identifizierten ein bestimmtes Gen, das sich im Krankheitsfall stark vermehrt. Nun soll künftig eine sicherere Brustkrebs-Diagnose sowie eine bessere Behandlung möglich sein.

Nachwuchsforscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben eine wichtige Ursache für die Entstehung von Brustkrebs gefunden.

Die mittlerweile patentierte Entdeckung der krankhaften Vermehrungen von Genen liefere Anhaltspunkte für eine sicherere Brustkrebs-Diagnose sowie eine bessere Behandlung einer bestimmten Krebs-Art. In Deutschland erkranken jährlich mehr als 55.000 Frauen an Brustkrebs.

Die Forschungsergebnisse der Doktoranden Frederik Holst und Phillip Stahl aus der Arbeitsgruppe von Privatdozent Ronald Simon vom Institut für Pathologie wurden jetzt in der Online-Ausgabe der internationalen Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht.

Seit längerem sei bekannt, dass krankhafte Vermehrungen von Genen, so genannte Gen-Amplifikationen, bei der Entstehung von Brustkrebs eine Rolle spielen.

Durch Untersuchungen an Gewebeproben von mehr als 2000 Patientinnen mit Mammakarzinom fanden die Forscher nun heraus, dass in mehr als 20 Prozent der Fälle die Amplifikation des Gens ESR1 vorliegt.

Spezielle Software half beim Nachweis

Der Nachweis gelang mit Hilfe der Kombination verschiedener Biochiptechnologien und einer speziellen Software, die in Simons ehemaliger Arbeitsgruppe in Basel von Christian Ruiz entwickelt worden war, heißt es in dem Bericht der Fachzeitschrift.

Durch das Gen ESR1 werde ein Protein codiert, das Östrogen bindet, der so genannte Östrogen-Rezeptor. Die übermäßige Bildung des Östrogen-Rezeptors sei eine der wichtigsten bekannten Ursachen für die Entstehung von Brustkrebs. Daher sei der Östrogen-Rezeptor das zurzeit bedeutendste Angriffsziel der medikamentösen Therapie.

Weitere Überprüfung nötig

In einer zweiten Studie werteten die Wissenschaftler deshalb die Daten und Gewebeproben von 175 Brustkrebs-Patientinnen aus, die mit dem gegen den Östrogen-Rezeptor gerichteten Wirkstoff Tamoxifen behandelt worden waren. Sie stellten fest, dass diejenigen Patientinnen, bei denen der übermäßigen Bildung des Östrogen-Rezeptors eine ESR1-Amplifikation zu Grunde lag, besonders gut auf die Therapie ansprachen.

"Wenn unsere Daten an anderen Patientinnenkollektiven bestätigt werden, könnte die Untersuchung auf eine Östrogen-Rezeptor-Amplifikation zur Standarduntersuchung bei jedem neu entdeckten Brustkrebs werden", meinte Simon.

Zudem könnte der Nachweis einer Östrogen-Rezeptor-Amplifikation in gutartigen Gewebeveränderungen ein erstes Indiz für eine beginnende Krebserkrankung sein. Das würde eine frühzeitigere, gezieltere und effektivere Therapie ermöglichen.

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dpa
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