Der Mensch gehört zur Gruppe der Trockennasenaffen und ist nicht nur deshalb dem Untergang geweiht, sagt der Kulturpessimist und Misanthrop hier im Hause.
Ein echter Kerl? Echte Frauen lässt sowas kalt.
(Foto: Foto: iStockphotos)Trockennasenaffen verfügen über einen deutlich schlechteren Geruchssinn als Feuchtnasenaffen. Außerdem bilden sich in ihrer Nase ständig Popel und Borken, während es in der Nase der Feuchtnasenaffen dazu zu feucht ist. Wenn also Popel den Fortschritt der Evolution ausmachen, sagt der Misanthrop, fällt die bisherige Bilanz der Menschwerdung ganz schön mager aus.
Bildung hilft auch nicht weiter, sagt der Misanthrop hier im Hause, der ja hauptamtlich Kulturpessimist ist. Die Belege dafür sind vielfältig, nur so viel: Die einzige Bombe, die im Krieg die norddeutsche Kleinstadt traf, in der seine Verwandten lebten, tötete dort drei Menschen - alle drei seine Verwandten. Die Bombe fiel nicht auf das Haus, brachte aber die vielen Bücherregale darin zum Einsturz, was den Verwandten zum Verhängnis wurde. Zu viel Bildung kann manchmal tödlich sein.
Nun drohen hier in der Redaktion akut zwar keine Bombenangriffe, aber viele Kollegen haben sich hinter Bücherbergen und Zeitungsstapeln verschanzt und bereits kleinere seismische Erschütterungen könnten zu einer Gefahr für Leib und Leben werden. Das Gefühl der Sicherheit ist trügerisch und die Idee vom papierlosen Büro zumindest in diesem Haus so realistisch wie der Friedensnobelpreis für den Kim-Clan in Nordkorea.
Das Schlimme ist: Die meisten Trockennasenaffen in der Redaktion riechen nicht mal, wie sehr ihre modrigen Papierstapel inzwischen müffeln. Vermutlich bieten sie auch ein kuscheliges Habitat für exotische Pilzkulturen und ein paar bakterielle Sporenbildner.
Prügelstrafe für Evolutionspsychologen
Der Kulturpessimist und Misanthrop hier im Haus ist entschieden dafür, die Prügelstrafe für Evolutionspsychologen wieder einzuführen. Ich würde diese Strafe zwar primär für die Hersteller von Frischhaltefolie und Jogurtdeckeln reservieren, aber er findet: Evolutionspsychologie ist Mist. Er will nicht mehr andauernd lesen müssen, dass Männer Jäger und Sammler sind und deswegen ständig auf der Pirsch und einzig darum bemüht, ihre Gene in jedem Frauenschoß zu versenken. Er kennt nur Männer, die lieber lesen.
Evolutionärer Fortschritt ist in Wirklichkeit Stillstand in Langeweile, behauptet der Misanthrop im Kulturpessimisten. Wie sonst ist es zu erklären, dass Frauen immer noch dem größten Affen hinterherlaufen, der sich am stärksten auf die Brust trommelt. Dass Männer Frauen suchen, die ihnen optimale Brutpflege verheißen, muss auch eine Legende sein. Wer begehrt schon eine Frau, die allabendlich vor dem Fernseher oder Backofen sitzt, den modernen Pendants des Steinzeitfeuers?
Sogar äußerlich ist der Mensch dem Rückschritt zugetan, zumindest wenn der Mensch weiblich ist. Statt sein im Verlauf der Menschwerdung größer gewordenes Gehirn zu bewundern, schauen Frauen bei einem Mann nur auf den Waschbrettbauch. Die segmentierten Bauchmuskeln sind ein Atavismus, ein überholtes anatomisches Muster, nichtsnutzige Zwischensehnen - so überflüssig wie ein Waschbrett in Zeiten von Trockner, Vor- und Hauptwaschgang.
Während der Misanthrop leise vor sich hin flucht, erreicht uns Werbung für einen neuen Bauchmuskel-Gürtel, der "den schnellen Weg zum Sixpack" verspricht. Elektroden sollen die Muskeln stimulieren und vorwölben. Das ist technischer Fortschritt für den Rückweg in die Steinzeit. Irritierend an der Ankündigung für den elektronischen Bauchmuskeltrainer ist allerdings der Satz: "Ein Countdowntimer zeigt dabei die Restlaufzeit an." Ein perfider Trick. Während der Trockennasenaffe seine Bauchmuskeln stärkt, wird ihm die Vergänglichkeit all seines Strebens vorgehalten.