Mangelnde Organspenden:"Das bestehendes Transplantationsgesetz ist gut"

Derzeit fehlen in Deutschland etwa 12.000 Spenderorgane, jährlich sterben 1000 Menschen weil sie nicht rechtzeitig eine Niere oder Leber erhalten. Trotzdem will Gesundheitsministerin Schmidt das Transplantationsgesetz nicht ändern.

Nina von Hardenberg und Andreas Hoffmann

Trotz eines Mangels an Spenderorganen will Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) nicht das Transplantationsgesetz ändern. Wie sie auf dem 110. Deutschen Ärztetag in Münster sagte, hätten sich die Vorschriften bewährt. "Wir müssen das Gesetz nicht ändern, weil ich es für ein gutes Gesetz halte", sagte Schmidt. Stattdessen sollten Kliniken und Transplantationszentren besser zusammenarbeiten.

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Zu wenig Menschen erklären sich bereit zur Organspende.

(Foto: Foto: ddp)

Derzeit gebe es große Unterschiede bei der Spendenbereitschaft, so erklärten sich viel mehr Menschen in Mecklenburg-Vorpommern dazu bereit als in Nordrhein-Westfalen.

Damit erteilte Schmidt dem nationalen Ethikrat eine Absage. Das Gremium aus Wissenschaftlern, Theologen und Ethikern berät die Regierung und will die Regeln für Transplantationen erleichtern.

Es hatte folgendes vorgeschlagen: Hat ein Bürger nicht ausdrücklich abgelehnt, seine Organe nach dem Tod weiterzugeben, soll dies als Zustimmung gelten. Mit diesem Vorschlag erntete der Rat viel Kritik, der sich Schmidt nun anschloss: "Man muss respektieren, dass es Menschen gibt, die sich nicht mit dem Tod auseinandersetzen wollen."

Ärzte stimmen Ethikrat zu

Nach der geltenden Regelung muss ein Bürger oder müssen die Angehörigen des Toten ausdrücklich zugestimmt haben, bevor ein Mediziner ein Organ entnehmen darf. Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe wollte die Pläne des Ethikrates nicht einfach vom Tisch wischen und signalisierte vorsichtige Zustimmung. "Der Vorschlag wird von vielen Transplantationsmedizinern unterstützt", sagte er. Zugleich warb Hoppe dafür, die Menschen stärker über Organspenden aufzuklären.

Dann ließe sich aus den heutigen Vorschriften und dem Plan des Ethikrates ein vernünftiger Kompromiss erzielen. In den nächsten Tagen will der Ärztetag intensiv über die Probleme der Transplantationsmedizin diskutieren. Derzeit fehlen in Deutschland etwa 12.000 Spenderorgane, laut Ethikrat sterben jährlich 1000 Menschen, weil sie nicht rechtzeitig eine Niere oder Leber erhalten.

Im Streit über die Gesundheitsreform versuchte Schmidt auf die Mediziner zuzugehen. Die Ärzteschaft wisse, "dass wir ihre Arbeit brauchen. Dafür möchte ich Ihnen danken", sagte sie. Sie verwies auf die neuen Honorarregeln, die Anfang 2009 starten und den niedergelassenen Ärzten mehr Geld bringen sollen.

Die Delegierten des Ärztetages reagierten darauf mit höhnischen Bemerkungen. Hoppe bezweifelte den Erfolg der Gesundheitsreform. "Das Hauptziel, für eine dauerhafte Finanzierung des Systems zu sorgen, wird gründlich verfehlt", sagte er. Im Grunde sei die Reform eine "Bankrotterklärung". Er forderte, dass die Politik den Krankenkassen nicht weitere Lasten aufbürde wie in der Vergangenheit, als sie verstärkt Kosten für Arbeitslose tragen mussten.

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