Süddeutsche Zeitung

Mangelhafte Vorsorge:Unterschätztes Grippe-Risiko

Jedes Jahr im Herbst steht für besonders gefährdete Personen die Grippeschutzimpfung an. Aber nur rund die Hälfte aller Betroffenen nutzt diese auch.

Marlies Michaelis

Damit besonders gefährdete Menschen nicht an Grippe erkranken, läuft in jedem Herbst eine Schutzimpfung gegen die voraussichtlich grassierenden Erreger.

Noel Brewer von der North Carolina University und William Hallman von der Rutgers University untersuchten nun, wie viele Personen aus den Risikogruppen sich tatsächlich impfen ließen. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe von Clinical Infectious Diseases.

Die Forscher verfolgten bei 300 US-Amerikanern, ob sie den empfohlenen Schutz in Anspruch nahmen oder nicht.

Als besonders gefährdet gelten Senioren ab dem Alter von 65 Jahren, Menschen mit chronischen Erkrankungen und solche, die regelmäßig beruflich mit gefährdeten Gruppen arbeiten.

In Deutschland rechnet die ständige Impfkommission am Robert Koch Institut besonders medizinisches Personal in Kranken- und Altenpflege dazu.

Das Ergebnis der Untersuchungen war erschreckend: Nur jeder zweite aus der Risikogruppe nutzte die schützende Impfung.

Besonders nachlässig waren dabei jüngere Erwachsene mit chronischen Krankheiten - nur jeder Dritte von ihnen ließ sich impfen. Auch von den Studienteilnehmer, die regelmäßig Kontakt mit gefährdeten Personen hatten, nutzten nur 36 Prozent den vorzeitigen Schutz.

Wesentlich vorsorgender waren nur die Senioren: Zwei von drei der über 65-Jährigen ließen sich impfen.

Zwar ist nicht zu jedem Zeitpunkt ausreichend Impfserum vorhanden, aber das beeinflusste die Studienteilnehmer kaum - drei von vier gaben an, solche Informationen hätte ihr Verhalten überhaupt nicht beeinflusst.

Insgesamt, so Brewer, unterschätzten die Befragten unter 65 Jahren das Risiko, während die meisten älteren das Risiko einer Infektion fürchteten. Überschätzt hätten das Risiko nur eine Handvoll von Leuten, sagte Brewer.

Die entsprechenden Impfzahlen der gefährdeten Gruppen liegen laut einer Studie des Robert Koch-Instituts für das Jahr 2003 in Deutschland sogar noch etwas niedriger. Den geringsten Schutz hatte dabei das medizinische Personal in den alten Bundesländern nur 13 Prozent nutzten die Impfung.

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