Süddeutsche Zeitung

Malawi-Hilfsprojekt:Skandal um Madonnas Mädchenschule

Lesezeit: 2 min

Mit Millionenspenden aus den USA wollte Madonna eine Mädchenschule in Malawi bauen. Doch weil Gelder veruntreut wurden, muss sich die Pop-Philanthropin den Vorwurf gefallen lassen, mehr zu schaden als zu helfen.

A. Perras

Madonna sorgt sich um Malawi. Die Pop-Diva hat dort nicht nur zwei Kinder adoptiert. Sie beklagt auch die tiefe Bildungskrise, die das Land im Osten Afrikas niederdrücke. Deshalb wollte sie eine schöne Mädchenschule für die Malawier bauen. Mit Millionen-Spenden aus Amerika.

Doch Madonna ist nicht die Einzige, die sich Sorgen macht. Da sind zum Beispiel die Buchprüfer, die das Hilfsprojekt genauer unter die Lupe genommen haben. Die Ergebnisse können die Amerikaner inzwischen in der New York Times nachlesen. Und die Afrikaner in Malawi dürften sich einmal mehr darüber wundern, welche seltsamen Blüten die Projekte der Pop-Philanthropin treiben.

Es geht um Autos und Golfclub-Mitgliedschaften

3,8 Millionen Dollar wurden demnach in ein Vorhaben investiert, das niemals Gestalt angenommen hat. Stattdessen berichtete die Zeitung davon, dass der Geschäftsführer der Wohltätigkeitsorganisation "Raising Malawi" wegen überzogener Ausgaben und fragwürdigem Management seinen Posten aufgeben musste. Es geht um die Bezahlung von Autos, Gehältern, Miete für Büros und selbst Mitgliedschaften in einem Golfclub. Der Skandal ist nun offenkundig.

Ursprünglich war geplant, eine Schule für 400 Mädchen zu bauen. Sie wird es nun nicht mehr geben. 15 Millionen Dollar sollte das Projekt kosten. Doch zu viel mehr als einer symbolischen Grundsteinlegung war es nicht gekommen - obgleich Millionen in das Projekt geflossen sind.

Madonna will dennoch weitermachen mit ihrer Hilfe. 67 Prozent der Mädchen gingen in Malawi nicht in die Sekundarschule, sagt sie, und dies sei "inakzeptabel". Aber wer rettet Malawi vor den Gefahren wohlmeinender Hilfsromantiker? Schlecht durchdachte Initiativen wecken seit langem den Argwohn von Entwicklungsökonomen. In der Debatte um ausländische Hilfe in armen Ländern ist immer wieder deutlich geworden, dass Prestigevorhaben keinen Nutzen haben und sich häufig als schädlich erweisen.

Sicher ist: Seitdem sich Madonna in Malawi engagiert, gibt es Streit. Bereits um die Adoption der beiden Kinder entzündeten sich Diskussionen.

Schon vor einigen Wochen hieß es, dass Madonnas Berater jetzt neue Wege für ihre Projekte einschlagen wollen. Anstatt eine einzige Schule zu bauen, sei das Geld besser investiert, wenn man erfahrene Organisationen im Bildungssektor unterstütze. "Wir suchen eine Strategie, um mehr Schulen zu bauen und diese besser einzubetten in die Gemeinden Malawis, wo die Schüler leben", erklärte Trevor Neilson im Gespräch mit Associated Press. Er gehört zur Global Philantropy Group, die Madonna helfen soll, die Krise zu bewältigen.

Warum das alles nicht schon früher beherzigt wurde, hat niemand erklärt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1078074
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 28.03.2011
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.