Süddeutsche Zeitung

Serie: Ein Anruf bei:"Wer genug Frauenpower hat, braucht keine Gemeinnützigkeit"

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Männervereine sollen Steuervorteile verlieren, weil sie Frauen ausschließen. Rosi Polland, Chefin eines Frauenvereins, geht das auf die Nerven.

Interview von Martin Zips

Bundesfinanzminister Olaf Scholz will reinen Männervereinen die Steuervorteile streichen, weil sie Frauen ausschließen. Rosi Polland vom Frauenverein Weiden sieht den Vorstoß eher skeptisch.

SZ: Frau Polland, als Chefin des Weidener Frauenvereins "Höhe 309": Sollte die Politik reinen Männervereinen nicht wirklich die Gemeinnützigkeit entziehen?

Rosi Polland: Ach, ich weiß nicht. Natürlich, es gibt schon viele gemeinnützige Männervereine. Aber unser Frauenverein hat nie einen Antrag auf Gemeinnützigkeit gestellt.

Nicht? Wie viele Mitglieder haben Sie?

Etwas über 60. Die sind alle so 18 bis 80 Jahre alt. Am Mittwoch treffen wir uns wieder im Hösl-Bräu Rothenstadt.

Und welchen Sinn hat so ein reiner Frauenverein?

Na, den gleichen wie bei den Männern natürlich. Wir kommen regelmäßig in fröhlicher Runde zusammen, unterhalten uns, unternehmen Reisen und unterstützen soziale Projekte.

Ihr Vereinsname ist eine Anspielung auf den Namen des schon viel älteren Männervereins "Höhe 308". Wie kam es dazu?

Entweder hat sich jemand von den Männern bei der Gründung in den Sechzigerjahren mit der Höhe des Vereinslokals verspekuliert oder es handelt sich um eine Angabe aus Erinnerungen männlicher Kriegsteilnehmer. Wir wissen es nicht. "Höhe 309" ist jedenfalls unsere ganz eigene Antwort auf die "Höhe 308" der Männer.

Sie haben abgekupfert.

Ach was. Wir haben unseren ganz eigenen Kopf. Und wer genug Frauenpower hat, der braucht gar keine Gemeinnützigkeit.

Aber die Männer können sich Spendenquittungen ausstellen. Sie nicht.

Uns geht es darum, dass man was tut. Sehen Sie: Ich bin auch Mitglied im Waldverein, beim Obst- und Gartenbauverein und war im Schützenverein Fahnenbraut. Außerdem sitze ich in der Jury zur Wahl des Bierkönigs und der Bierkönigin bei uns in der Stadt, wo Männer und Frauen ihr Talent im Bierkrug-Stemmen, Bierdeckel-Bauen, Brezen-Aufspießen und Bier-Fachwissen beweisen müssen. Das ist immer ein ganz großer Spaß. Gerade auch für die Jüngeren.

Was gewinnt man dort?

Der Gewinner bekommt vom Fahrradhändler ein Jahr lang kostenlos ein Rad gestellt.

Oje.

Das Problem ist doch, dass in der heutigen Zeit immer alles gleich problematisiert wird. Sei so und sei so! Und wehe, du bist es nicht! Das geht gerade den Leuten auf dem Land ziemlich auf die Nerven.

Hilft Ihr Frauenverein denn auch manchmal dem Männerverein?

Ja. Wenn die Männer ein Fest feiern, dann backen wir Kuchen und bedienen.

Und die Männer?

Na, die stellen halt den Maibaum auf. Männer und Frauen haben so wundervolle Unterschiede. Die sollten sie pflegen. Zum Beispiel mit getrennten Stammtischen.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2019
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