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Der Zauber von One-Night-Stands liegt darin, dass sie nicht wiederholbar sind. Das unterscheidet sie von Interviews mit Stars: Will Smith zum Beispiel hat unsere Autorin gleich dreimal getroffen. Hätte sie es doch bei einem Mal belassen!

Von Johanna Adorján

Wenn man als Journalist viele Interviews gemacht hat, erinnert man sich an die meisten nur noch wie an One-Night-Stands, also nur dem Namen nach, mit einer vagen Idee, ob es angenehm war. Wobei meine Erfahrung, was One-Night-Stands angeht, überschaubar ist. Ich komme auf einen, was auch daran liegt, dass mir das Konzept nie eingeleuchtet hat, nicht mal in den Neunzigerjahren, in denen mir sonst eher viel einleuchtete, sogar Rauchertaxis. Ein One-Night-Stand ist ja nicht einfach so gemacht, sondern muss für alle Zeiten gepflegt werden. Er entsteht im Grunde erst durch die Nachbereitung, da er ja, einmal in der Welt, bis ans Lebensende in seiner Singularität verteidigt werden muss, sonst verlöre er seine ja doch recht eng gefasste Definition. Was also, wenn der One-Night-Stand sich wieder meldet oder, Gott behüte, man sich bei ihm, und dann nämlich doch irgendwie mehr daraus wird? Dann kann man sich wirklich nur vornehmen, es beim nächsten Mal besser zu machen, um die eigene One-Night-Stand-Statistik nicht komplett zu ruinieren.

Außerdem besteht ja bei jedem ersten Sex die Gefahr, dass es ein One-Night-Stand geblieben worden sein wird. Selbst wenn innige Zuneigung im Spiel ist und man sich bereits einig darüber, wie man die gemeinsamen Kinder nennen wird und auf welche Art Schule sie sollen, besteht doch das Risiko, dass einer von beiden noch vor dem zweiten Mal Sex stirbt. Man weiß ja, früher oder später stirbt jeder, was wenn es zwischen dem ersten und zweiten Sex passiert? Dann wäre auch dies wieder nur ein One-Night-Stand gewesen, woran man doch ganz deutlich sieht, dass diese Definition nichts taugt.

Wie auch immer. Zu den vielen Männern, die ich nur einmal interviewt und dann vergessen habe, was sie ganz grundsätzlich von jenen Männern unterscheidet, die ich trotz eines einzigen Interviews nie vergessen werde, wie zum Beispiel Marcel Reich-Ranicki oder Michael Caine, gehört Will Smith nicht, denn den habe ich dreimal interviewt. Das erste Mal war 1998 für "Men in Black". Er war sehr schäkernd aufgelegt, aus irgendeinem Grund sollte oder durfte ich ihm an den Po fassen, der sich so hart anfühlte, als ob er ihn extra anspannte, was er verneinte. Zum Abschied schenkte er mir den lebensgroßen Papp-Werbeaufsteller seiner Filmrolle, den ich höflich gelobt hatte, sehr zum Ärgernis des Filmverleihs, die ihn nun aus der Hotelsuite entfernen und zu uns nach Hause transportieren musste, auf Geheiß ihres überschwänglich gelaunten Stars. Ein paar Wochen stand er bei uns auf dem Flur, aber nachdem ich jedes Mal zu Tode erschrak, wenn ich aus dem Bad kam und wieder vergessen hatte, dass Will Smith, schwer bewaffnet, bei uns im Flur stand, räumten meine Mitbewohnerin und ich ihn auf den Balkon, wo er sich nach vorne zu wellen begann, als suche er etwas auf dem Boden. Noch Tage nach jenem ersten Interview lief ich singend durch München und war wie verliebt. An das zweite Mal erinnere ich mich nicht. Und beim dritten Mal, wir waren inzwischen beide 15 Jahre älter, fand ich ihn blöd. Gelangweilt und langweilig (vermutlich war er einfach müde).

Wir haben uns nie wiedergesehen. Was soll ich sagen, das Leben ging weiter. Mit Will Smith habe ich alle Stadien einer Beziehung durch.

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