Männer-Kolumne:Diese Woche: Arne

Beim Besuch im Apple-Store traut sich unsere Autorin kaum zu sagen, was sie mit ihrem Computer angestellt hat: Es ist Sand unter der Tastatur. Man kann es nicht sehen, aber sie weiß, innerlich zieht der Mann im Laden die Augenbraue ganz weit hoch.

Von Johanna Adorján

Braungebrannter Typ. Wenige Haare, weißes Poloshirt, null Lust, von seinem Bildschirm aufzusehen, als ich den Laden betrete, meinen Laptop unterm Arm. Ein angebissener Apfel ziert das Schaufenster, die Worte Service und Reparatur stehen auch irgendwo. Innerlich probe ich schon die Sätze, die ich sagen werde, um das Problem zu erklären. Es ist mir noch nie leichtgefallen, über technische Dinge so zu sprechen, dass auch Männer mich verstehen. Vielleicht so: Einige Tasten klemmen, wäre es möglich, die Klaviatur zu reinigen? Sagt man Klaviatur? Tastatur vielleicht eher. Oder sollte ich besser gleich den ganzen Sachverhalt schildern? Dass ich im Urlaub meinen Computer dabei hatte und nun einige Tasten nicht mehr so leicht heruntergehen, offenbar sind Sandkörner darunter geraten, obwohl ich mit dem Computer nie am Strand war, natürlich nicht, der war die ganze Zeit brav im Hotelzimmer, meistens sogar eingepackt, keine Ahnung wie es passiert ist, aber es ist halt jetzt so ... Der Mann hat kurz aufgeblickt, aber durch nichts zu erkennen gegeben, dass er mich sehen kann. Er hat einen Kollegen, aber der ist in einem Kundengespräch. Es fehlt offenbar genau der Kollege, der zum Begrüßen von Kunden zuständig wäre. Ob ich am besten sofort zugebe, dass ich selbst schon mit einem Messer an zwei, okay, drei Tasten herumprobiert habe, ganz vorsichtig natürlich, und beim ersten Mal auch mit Erfolg: Die Sandkörner ließen sich mit einem Wattestäbchen wegtupfen. Die zwei anderen Tasten gingen dann nicht so leicht ab und sie ließen sich anschließend auch nicht mehr perfekt aufsetzen, also die Caps oder wie das heißt, und jetzt klemmt es noch schlimmer als vorher, aber deswegen bin ich ja da.

Man kann es nicht sehen, aber innerlich zieht er seine Augenbraue ganz weit hoch

Jemand ist in den Laden getreten, ich weiß, ohne mich umzudrehen, dass es ein Mann ist, ich kann seine ganze ungeduldige männliche Präsenz hinter mir spüren, seine Wichtigkeit, sein immenser Zeitdruck erfüllt den ganzen Raum. Wenn ich der braungebrannte Typ hinterm Bildschirm wäre, könnte ich mich nicht mehr länger auf etwas anderes konzentrieren, und tatsächlich, er guckt auf, guckt zum Mann, will schon was sagen, aber nein, da stehe ja ich noch davor, superunwichtig, null Managertyp, lächerlichen Mädchenlaptop unterm Arm. Müde und genervt nickt er mir zu, ich trete näher, erkläre alles, kein Wort zu viel, keines zu wenig, sofort auch das Geständnis, bereits selbst tätig geworden zu sein.

Ich glaube nicht, dass er eine Augenbraue gehoben hat, aber er sah mich sozusagen mit innerlich gehobener Augenbraue an und sagte dann, dass man da nichts machen könne.

"Ja, aber wie säubert man das denn?" "Nicht an den Strand gehen."

"Aber ich war ja nicht am Strand." Gelangweiltes innerliches Achselzucken seinerseits.

"Aber das muss man doch irgendwie reparieren können."

"Müsste komplett ausgetauscht werden."

"Was? Aber es sind doch nur ein paar Tasten." Er sieht durch mich hindurch. Ich: "Also ist jetzt kaputt, ist so? Pech gehabt?" Er hasst mich lächelnd.

"Ja dann ..." Seine Augen haben schon Kontakt zum nächsten, zum richtigen Kunden, als ich mich zum Gehen wende, meinen lächerlichen kaputten Laptop artig aufgeklappt in der Hand.

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