Luxuskunde Hund:Geht ein Hund zum Bäcker ...

Hundekuchen, leckere Menüs, goldige Kostüme: Während in der angrenzenden Volksrepublik China Hunde noch immer als Delikatesse gelten, werden die Tiere in Hongkong mehr verhätschelt als so manches Kind.

In China essen sie Hunde, heißt es - Tendenz steigend. Doch an der Südküste der Volksrepublik ist es verboten, diese Tiere zu verspeisen - in Hong Kong gilt der Hund als Haustier und Freund des Menschen. Doch die Tierliebe treibt in der ehemals britischen Kolonie schon beinahe seltsame Auswüchse: Hunde werden hier oft mehr verwöhnt als Kinder.

hund mit brille

Tier mit Trendpotenzial: Für viele ist der Hund eher Kind.

(Foto: Foto: AP)

Jedem Passanten muss das Wasser im Munde zusammenlaufen, wenn er an der neu eröffneten Bäckerei im erstklassigen Wohnviertel Happy Valley in Hongkong vorbei kommt.

Hinter einer blitzenden Ladentheke wird appetitliches Gebäck ausgestellt. Doch die potenziellen Kunden sind zu klein, um die Köstlichkeiten zu sehen. Sie riechen sie nur. Die Zielgruppe sind Hunde, die hier mit ihren Besitzern Gassi gehen. Die "Three Dog"-Bäckerei richtet sich exklusiv an Vierbeiner - und setzt auf spendable Herrchen. Im tierverrückten Hongkong werden Hunde nämlich rundum verhätschelt.

Zwar leben die meisten der sieben Millionen Einwohner Hongkongs in winzigen Wohnungen, und in vielen Parks der Stadt sind Hunde verboten. Gleichwohl stehen die Vierbeiner hoch im Kurs. "Viele Leute betrachten ihren Hund als ein weiteres Familienmitglied", erklärt Brent Earles, Geschäftsführer der "Three Dog"-Bäckerei, eine internationale Franchise-Kette mit Sitz in den USA. Und sie seien bereit, viel Geld für ihren Liebling auszugeben.

Luxushobby Hund

Geld auszugeben ist für Hundebesitzer in Hongkong überhaupt kein Problem: Die Tiere werden in aufwändige Kostüme gesteckt und bekommen sündhaft teure Halsbänder umgelegt. Ist den Hunden das Spazierengehen zu anstrengend, schiebt Frauchen sie eben im Kinderwagen umher. Und im Fernsehen laufen wöchentlich Programme, die kostspielige Verwöhnprogramme für Vierbeiner vorschlagen.

Auch die Bäckerei hat abgesehen von Gebäck noch exklusive Luxusartikel im Programm - für den Hund von Welt. Da gibt es für umgerechnet 240 Euro eine Wohlfühl-Decke oder flauschiges Designer-Spielzeug. "Manchmal muss ich selbst lachen, weil es so unglaubliche Artikel für Haustiere sind", sagt Earles. "Es hat was mit Laune zu tun. Aber wir machen es aus Liebe zu den Tieren".

Betreiber Clement Lo hofft, dass die "Three Dog"-Bäckerei in Hongkong genau so einen Erfolg haben wird wie in Japan, wo es schon acht Filialen gibt und wo Hundebesitzer regelmäßig mit ihren Lieblingen Schlange stehen. Lo ist jedenfalls dabei, einen weiteren Ableger in Hongkong zu eröffnen. Er vertraut auf eine große Zielgruppe von 200.000 Hunden, die hier gemeldet sind.

Hund statt Kind

Sogar ein Restaurantbesitzer sei auf ihn zugekommen, weil er spezielle Hunde-Menüs in die Speisekarte aufnehmen wolle, berichtet der Geschäftsmann. Und ein Verwandter des Casinomagnaten Stanley Ho liebäugle mit der Eröffnung einer Filiale im nahe gelegenen Glücksspielzentrum Macao.

Nach Ansicht von Peter de Krassel, Chef einer Kette für Haustierbedarf, kennt die Liebe der Hundebesitzer in Hongkong kaum Grenzen. "Die Zahl der gemeldeten Hunde hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt", berichtet er. Es gebe viele berufstätige Paare, die sich statt eines Kindes einen Hund anschafften. Und dann seien da noch die Eltern, deren Kinder schon aus dem Haus seien.

Die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen rund um den Hund sei enorm gestiegen, freut sich Krassel, der sein Unternehmen 2009 in London an die Börse bringen will. Der Geschäftsmann sieht sowohl in Hongkong als auch in China noch riesiges Potential für seine Branche.

Doch der Hunde-Boom hat auch Schattenseiten. So streunen viele wilde Hunde durch abgelegene Teile des Viertels, weil sie von ihren Besitzern ausgesetzt wurden. So schnell kann die Tierliebe auf den Hund kommen.

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