Süddeutsche Zeitung

Luxus und Wohnen:Leben auf der Kochinsel für 60.000 Euro

Ein schönes Zuhause muss nicht teuer sein - es kann aber. Eine Einrichtungsberaterin erklärt, wie man sich Luxus in die Wohnung holt.

Ulrike Bretz

Ein schönes Zuhause muss nicht teuer sein - es kann aber. Eine Einrichtungsberaterin erklärt, wie man sich Luxus in die Wohnung holt. Die Stuttgarterin Dorothee Merz, 56, hilft gutbetuchten Kunden dabei, sich mit der richtigen Einrichtung von anderen abzuheben.

sueddeutsche.de: Wer hat Ihre Beratung nötig? Menschen, die viel Geld haben, aber keinen Geschmack?

Dorothee Merz: Klar gibt es Kunden, die viel Geld haben, bei denen aber nichts dahintersteckt. Wenn ich in so ein Haus komme, bekomme ich das kalte Grausen. Da wird geprotzt - mit Marmor, Gold, Lack und Sofas mit einem Überzug im Versace-Muster.

sueddeutsche.de: Das ist doch ein gutes Mittel, um zu zeigen, dass man Geld hat!

Merz: Luxuriös wohnen heißt nicht, dass man protzen muss. Luxus ist es dann, wenn ich mich wohlfühle. Wenn ich das Gefühle habe, dass es mich glücklich macht. Wenn ich mich freue, dass ich nach Hause komme.

sueddeutsche.de: Das heißt, man muss gar nicht viel Geld in eine teure Einrichtung stecken?

Merz: Ich finde, das Wort teuer sollte gar nicht vorkommen. Darum geht es doch gar nicht. Man sollte erst mal gar nicht auf den Preis achten, sondern schauen, was man haben will. Abstriche kann man immer noch machen.

sueddeutsche.de: Und was wollen Ihre Kunden haben?

Merz: Das ist natürlich sehr individuell. Wenn wir zu einer Beratung zu jemandem nach Hause gehen, müssen wir genau zuhören. Was häufig gewünscht wird, ist eine edle Küche. Es gibt da eine französische Firma, die wunderschöne Herde anfertigt. Jedes Stück wird einzeln für den Kunden hergestellt. Auf einer kleinen Messingplakette steht geschrieben, wer den Herd für wen gebaut hat.

sueddeutsche.de: Und was lassen Ihre Kunden sich so ein Stück kosten?

Merz: Einen kleinen Herd gibt es ab 15.000 Euro, eine kleine Kochinsel ist ab 60.000 Euro zu haben.

sueddeutsche.de: Eine ganz schöne Stange Geld für eine Kochgelegenheit.

Merz: Die Kunden, die sich das leisten, haben auch dafür gespart. Es kann schon vorkommen, dass der Mann sagt: "So, nun ist das Geld da für einen Porsche" - und die Frau sagt: "Nein, jetzt kaufen wir uns diesen Herd".

sueddeutsche.de: Das sind ja echte Luxusprobleme.

Merz: Es mag eben nicht jeder eine Einrichtung von der Stange.

sueddeutsche.de: Aber muss denn alles so teuer sein?

Merz: Es spricht gar nichts gegen ein Möbelstück von Ikea. Aber hochwertigen Dingen sieht man einfach an, dass sie anders sind. Und man spürt es auch. Denken sie an Stoffe - handbesticktes Leinen, glänzende Seide. Wenn Sie diese Stoffe berühren, geht Ihnen das Herz auf.

sueddeutsche.de: Von welcher Preisklasse sprechen wir hier?

Merz: Mit knapp 500 Euro für einen Meter Stoff muss man schon rechnen. Aber die Dinge sind ihren Preis wert. Bei Teppichen ist das ähnlich. Ein Flokati zum Beispiel, der aus hochwertiger Wolle gewebt ist, ist wahnsinnig strapazierfähig. Und denken Sie an Seidenteppiche. Die haben einen wunderschönen Glanz, den man oft erst auf den zweiten Blick bemerkt.

sueddeutsche.de: Wenn man so genau hinschauen muss, tut es dann nicht auch ein preisgünstigeres Modell?

Merz: Sicher, aber da gibt es schon Unterschiede. Bei der Wandfarbe ist das auch so. Sie können einen Kübel weißer Farbe im Baumarkt kaufen oder eine Markenfarbe. Wenn man 170 Euro für fünf Liter einer hochwertig pigmentierten Farbe ausgibt, in modernen Mauve- oder Beigetönen, bekommt man schon etwas ganz Außergewöhnliches. Und das sieht man auch.

sueddeutsche.de: Welche Rolle spielen Antiquitäten bei der Einrichtung?

Merz: Wenn es schöne Stücke sind, kann man damit alles aufrüsten. Ich denke da zum Beispiel an Löwen aus Holz und Pappmache aus Indonesien, über zwei Meter groß und 300 bis 400 Jahre alt. Sehr geschmackvolle Stücke.

sueddeutsche.de: Und wieviel muss man dafür hinlegen?

Merz: Die kosten schon an die 10.000 Euro.

sueddeutsche.de: Verraten Sie uns, wer sich das leistet? Sie haben ja schon Prominente bei der Einrichtung ihrer Häuser beraten.

Merz: Da muss ich leider schweigen. Aber wir haben Häuser in Deutschland, in der Toskana, auf Mallorca und in Frankreich eingerichtet.

sueddeutsche.de: Und was war das größte Beratungsprojekt, das Sie hatten?

Merz: Wir haben einmal eine ganze alte Villa eingerichtet, samt Orangerie. Und für den Garten haben wir einen alten Brunnen aufgetrieben.

sueddeutsche.de: Einen alten Brunnen?

Merz: Ja, die Dinge dürfen ruhig ein wenig Patina haben. Es muss nicht immer alles geleckt und steif sein. Vintage ist etwas Besonderes - und es ist das Gegenteil von protzig.

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