Luft und Liebe:"Tu einfach, was ich sage!"

Eine Frau weiß ganz genau, was für einen Mann das Beste ist. Deshalb sollte er ihr lieber nicht widersprechen.

Violetta Simon

Ein netter Abend. Es wird getrunken, geredet, gelacht. Gerade als die nächste Flasche bestellt wird, steht Eva auf und sagt: Jetzt müssen wir aber nach Hause. Sie sieht Erich an. "Kommst du?" Alle sehen Erich an. Er steht auf, zieht seinen Mantel an und sagt: "War nett mit euch". Dann gehen sie.

dominante frau

Frauen wissen am besten, was gut für Männer ist.

(Foto: Foto: iStockphoto)

Kaum haben die beiden das Lokal verlassen, geht es los: "O Mann, der steht ja total unter ihrer Fuchtel." "Warum lässt der sich das gefallen?" "Der Arme wirkt auch nicht gerade glücklich."

Stimmt nicht! Dieser Mann ist total happy. Amerikanische Psychologen haben herausgefunden: Wenn Frauen die Hosen anhaben, ist das gut für die Beziehung. Die Forscher beobachteten glückliche Paare beim Streiten und erkannten, dass fast immer die Frauen die besseren Argumente brachten und ihre Partner davon überzeugen konnten.

Bei eingespielten Paaren wie Eva und Erich entfiel das mit der Argumentation öfter mal. Dann genügt eine knappe Anweisung ihrerseits: "Tu einfach, was ich sage!"

Da ging er lieber mit

Früher hatte Erich ab und zu widersprochen, wie damals bei der Hochzeit seines Freundes Stefan: "Ach komm schon, ein Glas noch." Daraufhin hatte sie ihm in zwei bis drei knappen Sätzen erklärt, wie sein Leben verliefe, wenn er jetzt nicht auf sie hören würde. Es kamen Worte wie Leberzirrhose, Schlafmangel, Burnout darin vor. Und Karoshi. Er wusste zwar nicht, was das war, doch es hörte sich ziemlich unangenehm an. Und so ging er lieber mit.

Auf dem Heimweg fragt er sie, was "Karoshi" sei. "Tod durch Erschöpfung", sagte sie, "das passiert in Japan öfter mal". Er hätte schwören können, dass diese Art von Erschöpfung durch Überarbeitung und nicht durch Alkoholkonsum zustande kam, doch er sagte nur: "Wir sind aber nicht in Japan!" "Sei froh, mein Lieber", antwortete sie trocken, "in Japan würde ich deine Kohle verwalten, und du bekämst von mir Taschengeld".

In der Tat: Verheiratete japanische Männer bekommen monatlich im Durchschnitt 230 Euro von ihren Frauen ausgehändigt. Die Ehen in Japan scheinen wirklich unheimlich glücklich zu sein.

Die Frauen in japanischen Familie werden übrigens ganz ohne Ironie als "Okuradaijin" (Finanzministerin) bezeichnet. 230 Euro - nicht eben üppig, wenn man bedenkt, wie hoch die Lebenshaltungskosten in Japan sind. Das reicht gerade für ein Mittagessen und die Fahrt nach Hause - Vergnügen sind ausgeschlossen. Da muss eine Beziehung ja funktionieren.

Eva kümmert sich um alles: Fortsetzung nächste Seite ...

"Tu einfach, was ich sage!"

Wie hatte sie das nur geschafft

Das mit dem Taschengeld gab es bei ihnen zwar nicht. Dafür regelte Eva alles andere.

Sie kaufte seine Hosen, sie bestimmte, welchen Film sie ansahen. Die Wohnung, in der sie lebten, hatte sie ebenfalls ausgesucht. Erich hatte sie damals ein bisschen überteuert gefunden. Auch zog es an allen Ecken und Enden wie Hechtsuppe. Aber die Küche hatte einen Erker, und das war der entscheidende Faktor.

Er verstand bis heute nicht, wie sie es geschafft hatte, ihn davon zu überzeugen, dass ein Erker das Wichtigste an einer Wohnung sei. Er wusste nur, dass Eva ihm schon bald nach dem Einzug täglich damit ihn den Ohren lag, dass er endlich die Fenster abdichten solle. Und dass das Geld hinten und vorn nicht mehr reichen würde, weil er angeblich zu oft telefoniere.

Dabei hatte er sich das längst abgewöhnt - seit Eva ihn über die schädlichen Strahlen aufgeklärt hatte. Dass sie trotzdem stundenlang telefonierte, konnte nur eines bedeuten: Eva war dagegen resistent.

Eva weiß, was gut für ihn ist

Neben all den anderen Dingen bestimmte Eva auch, wohin sie reisten, und sorgte dafür, dass der Urlaub nicht zu erholsam wurde: Sie schleppten sich bei 42 Grad von Pyramide zu Pyramide, wälzten sich durch stickige Bazare und ritten in der prallen Sonne auf mies gelaunten Kamelen. Eva fand, das sei gut für's Gemüt.

Frühmorgens hüpften sie mit nüchternem Magen zu dröhnender Musik auf der Stelle und quälten sich bei dem Versuch, den Körper zu Liegestütz oder Situps zu überreden. Eva fand, das sei gut für die Figur. Gesund war es sicher nicht.

Die meisten Frauen nehmen die Urlaubsplanung in die Hand, weil sie glauben, dass sonst nichts Gescheites dabei rauskommt. Für den Mann hat das nur einen Vorteil: Er ist wenigstens nicht schuld daran, wenn es ihr nicht gefällt. Dass es IHM nicht gefiel, war unerheblich. Schließlich wüssten Männer sowieso nie, was gut für sie sei, sagt Eva.

Erich findet das alles nicht schlimm. Er weiß, ein kluger Mann sollte einer Frau nicht widersprechen. Denn auch das erledigt sie selbst.

Die Kolumne "Luft und Liebe" erscheint jeden Mittwoch auf sueddeutsche.de. Bookmark: www.sueddeutsche.de/luftundliebe

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