Kolumne Moment mal:Ende Gelände

Es wirkt wie eine Theaterszene: Polizisten ziehen einen Klimaschützer aus der verbotenen Zone. (Foto: Andreas Rentz/Getty Images)

Unser Bild der Woche: Zwei Polizisten schleppen einen Klimaschützer im Leiterwagen ab, Lützerath, 11. Januar.

Von Joachim Käppner

"Eigentlisch iss domit allet jesaat", sagt man im Rheinland gern mal, was ein wenig paradox erscheint, da der Rheinländer und die Rheinländerin nur selten Situationen erleben, in denen ihrer Auffassung nach wirklich alles schon gesagt ist. Aber ist es nicht so? Mit diesem sensationell lakonischen Foto - zwei Polizisten ziehen einen jungen Klimaaktivisten auf einem Leiterwagen davon - ist über das Drama von Lützerath eigentlich alles gesagt; na gut, vielleicht nicht alles, aber doch das meiste.

Welch eine unwirkliche Stimmung auf dem flachen Land hier bei Erkelenz und nahe dem Braunkohletagebau. Braunkohle ist ein Energieträger von vorgestern und eine arge Klimasünde, ob eine Erweiterung des Abbaugebietes überhaupt nötig war, bleibt in Politik und Wissenschaft umstritten. Die Beamten haben vielleicht keine große Lust, gegen Klimaschützer vorzugehen, deren Anliegen viele in der Polizei ja teilen. Der Protest ist vorüber und gescheitert, das große gefräßige Eisenrad wird noch mehr rheinische Erde schlucken und mit ihr die Reste des Dorfes Lützerath, dessen ursprüngliche Bewohner schon längst resigniert hatten und fortgezogen waren. Vielleicht werden Menschen in ein oder zwei Generationen, für die der Klimawandel dann viel akuter sein wird als für uns heutige, das Bild ansehen und sagen: Die haben damals wirklich nichts hören und sehen wollen.

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