Linda de Mol:Sex als Werbe-Gag

Lesezeit: 2 min

Mit einem eigenen Magazin macht Linda de Mol schon länger Werbung für sich selbst. Ein fragwürdiger PR-Gag soll nun das Geschäft ankurbeln und provoziert massive Kritik von Prostituierten.

Lena Jakat

John isst gerne chinesisch, griechisch oder italienisch, Elias ist da indifferent - hauptsache europäisch. Bei beiden gibt es Sex gegen Bares - oder für ein Zeitschriftenabonnement. Mit dieser PR-Aktion wirbt das niederländische Magazin Linda, herausgegeben von der Moderatorin Linda de Mol: Wer bis zum 17. Mai ein Jahres-Abo der Frauenzeitschrift abschließt, bekommt den Besuch eines Gigolos obendrauf. Hinter dieser Abo-Prämie verbirgt sich allerdings ein Gewinnspiel - und ist nicht nur deswegen ein fragwürdiger Werbe-Gag.

Sie galt als Vorzeigefrau: Jetzt geht Entertainerin Linda de Mol mit einer neuen PR-Aktion an die Grenzen des Geschmacks. (Foto: Foto: AP)

"Männer, die für Sex bezahlen, das ist die normalste Sache der Welt. Aber wir Frauen wollen auch ab und zu einen guten und unverbindlichen Partner", sagte de Mol dazu dem Berliner Kurier. Auf der Homepage ihres Magazins wird erklärt, wo sich geneigte Leserinnen einen der 25 "herrlichen Männer" aussuchen können. Sex-Dienste als Abo-Prämie anzupreisen, darüber lässt sich schon aus Fragen des guten Geschmacks ganz entschieden streiten.

Obendrein gibt es bei de Mols Sex-Strategie zwei Haken: Erstens dürfen nur einige Neukundinnen bei sich zu Hause (wahlweise auch bei einer Verwandten, Freundin oder Nachbarin, wie es in der Ausschreibung heißt) mit dem Besuch des Gigolos rechnen - die zu Beglückenden werden ausgewählt. Wer die beste Begründung für die nackte Wunschprämie liefert, gewinnt. Interessentinnen sollten aber sicherheitshalber schon mal angeben, so das Kleingedruckte, welche Alternativprämie sie gerne hätten - zur Wahl steht unter anderem ein schickes Handtäschchen.

Außerdem behält es sich das Magazin vor, die Prämien auch redaktionell zu verwerten und die glücklichen Gewinnerinnen im Anschluss an den Hausbesuch des Callboys nach ihren Erlebnissen zu fragen.

Linda de Mol ist selbst stets das Covergirl ihres eigenen Magazins. Für die aktuelle Ausgabe, in der sich alles um das Thema Fremdgehen dreht, ließ sich die 45-Jährige in weißen Laken und dunkler Spitze ablichten. Mögen böse Zungen behaupten, das Leitthema dieser Ausgabe 69 sei eine verspätete Racheaktion - ihr langjähriger Lebensgefährte und Vater ihrer Kinder betrog sie dereinst mit ihrer besten Freundin -, so ist sie und die zugehörige Callboy-Prämie auch als weiterer Versuch de Mols zu verstehen, sich vom braven Fräulein-Image zu befreien.

Früher, als sie noch das Romantik-Spektakel Traumhochzeit moderierte, galt Linda de Mol auch in den Niederlanden oft als "Frau Antje" - als Vorzeigefrau. Mit ihrem Magazin versucht sie bereits seit 2003, sich in der Öffentlichkeit anders zu präsentieren - liberaler, wilder, frecher.

Mit ihrer Sex-Prämie allerdings könnte die fleißige Vermarkterin auch über das Ziel hinausschießen. Unter anderem äußerte auch eine Prostituierten-Organisation scharfe Kritik: Metje Blaak von "Vakwerk" bezeichnete de Mol der BZ gegenüber mehr oder weniger als eine Zuhälterin.

© sueddeutsche.de/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: