Lichtdesign:Von Lichtgestalten und anderen Leuchten

Von nackten Glühbirnen, warmen Farben und schönen Effekten: Wie man sein Zuhause in das richtige Licht setzt. Ein Gespräch mit einem Lichtdesigner.

Julia Weiß

Von nackten Glühbirnen, warmen Farben und schönen Effekten - ein Gespräch mit Lichtplaner Ferdinand Höllrigl über gute Lichtplanung und wie sie das Interieur verändert.

Lichtplanung; Günter Richard Wett

Wenn eine Lichtplanung gut sein soll, braucht man zusätzliche Lichtquellen - so lassen sich interessante Details hervorheben.

(Foto: Foto: Günter Richard Wett)

sueddeutsche.de: Warum ist gutes Licht wichtig?

Höllrigl: Unser Auge tastet einen Raum konstant ab und sucht sich automatisch den hellsten Punkt. Nehmen Sie zum Beispiel eine nackte Glühbirne in einem Raum: Ob ich will oder nicht, sie ist unterbewusst ständig das Zentrum meiner Aufmerksamkeit. Wirklicher Sehkomfort stellt hohe Anforderungen an das Licht: Um gut und entspannt sehen zu können, braucht man eine ausgewogene Lichtverteilung. Es ist sehr ermüdend, wenn ich in einem dunklen Raum sitze und nur Licht auf ein kleines Blatt Papier fällt, weil sich das Auge ständig anstrengen muss, die unterschiedlichen Lichtverhältnisse auszugleichen.

sueddeutsche.de: Gibt es bestimmte Regeln, die bei der Lichtplanung eingehalten werden sollten?

Höllrigl: Im Mittelpunkt stehen wie gesagt der Raum und die individuellen Bedürfnisse des Nutzers. Richtlinien gibt es trotzdem: Für die Planung heißt das, dass ich als erstes in einem Raum für ein Licht sorgen muss, das es mir ermöglicht, den Raum als ganzes wahrzunehmen. Es soll auch der Orientierung dienen. Und wenn eine Lichtplanung gut sein soll, braucht man weitere Lichtquellen, mit denen man wesentliche Elemente oder Bereiche eines Raumes hervorheben kann.

sueddeutsche.de: Welche räumlichen Effekte kann man mit Licht erzielen?

Höllrigl: Man kann Licht benutzen, um Menschen zu führen und die Aufmerksamkeit auf bestimmte Punkte zu lenken. Man kann einen Raum auch höher erscheinen lassen. Und zwar nicht, indem man die Decke anstrahlt - sie wird dann ganz klar sichtbar und man bemerkt sofort, wie niedrig der Raum ist. Wenn Sie einen Raum höher machen wollen, dann müssen Sie versuchen, die Raumgrenzen aufzulösen. Ein Beispiel wäre eine spiegelnde Oberfläche an der Decke, die den Raum nach oben erweitert und ihn doppelt so hoch erscheinen lässt.

sueddeutsche.de: Wie erhält ein Raum eine eigene Stimmung?

Höllrigl: Da spielt die Lichtfarbe eine große Rolle. Kältere Lichtfarben rufen mit Sicherheit eine neutralere Stimmung hervor als warme Töne. Kalt bedeutet in diesem Fall, dass der Blauanteil im Licht höher ist. Ein hoher Rotanteil findet sich zum Beispiel in Glühbirnen. Man bringt sie mit Gemütlichkeit in Verbindung, und evolutionsgeschichtlich automatisch auch mit einem Lagerfeuer.

Luxus Lichtplaner

sueddeutsche.de: Kann man mit Licht ein luxuriöse Stimmung erzeugen?

Ferdinand Höllrigl

Lichtplaner Ferdinand Höllrigl leitet zusammen mit Christin Hess das Lichtplanungsbüro "Generation Licht" in Gaienhofen am Bodensee.

(Foto: Foto: oh)

Höllrigl: Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt eine luxuriöse Lichtstimmung gibt. Vielleicht assoziiert man mit Luxus immer noch, in Anlehnung an die Kronleuchter früherer Epochen, ein Glitzern, Funkeln und viele kleine Lichtpunkte. Hochwertig ist es dann, wenn alles stimmig ist.

sueddeutsche.de: Kann auch eine Energiesparlampe ein gutes Licht erzeugen?

Höllrigl: Energiesparlampen funktionieren wie Neonröhren, sie geben sogar das gleiche Licht. Sie heißen nur anders. Man muss sehr genau aufpassen, wann und wo man Energiesparlampen einsetzt. Für den Wohnbereich ist Halogenlicht das wesentlich bessere Licht. Man hört immer wieder, dass Energiesparlampen eine ähnliche Farbtemperatur wie Glühbirnen erreichen, aber das Licht ist trotz Verbesserungen immer noch zu kalt und langweilig.

sueddeutsche.de: Wo benutze ich sie dann? Höllrigl: Wenn eine neutrale Stimmungen gewünscht wird oder wirtschaftliche Kriterien ausschlaggebend sind - etwa in Büro- und Verwaltungsbauten - kann man mit Energiesparlampen erfolgreich arbeiten

sueddeutsche.de: A propos Sparen - wie setzt man seine vier Wände ins rechte Licht, wenn man nur ein kleines Budget hat?

Höllrigl: Dazu braucht man keinen Lichtplaner. Das Wichtigste ist, dass man sich frühzeitig mit dem Thema Licht beschäftigt und Prioritäten setzt. Das Licht dorthin bringen, wo man es braucht. Also zum Beispiel ein zusätzliches Licht im oder vor einem Kleiderschrank anbringen, um die unterschiedlichen Farbtöne der Textilien besser zu unterscheiden. Eine einzige Leuchte in der Mitte des Raumes reicht hierzu meist nicht aus. Bei der Auswahl der Leuchten sollte man darauf achten, dass der direkte Blick auf die helle Lampe nur unter sehr steilen Blickwinkeln möglich ist. Und statt verschiedene Lampen zu kaufen, kann man mit Dimmern das Helligkeitsniveau im Raum individuell an die eigene Stimmung anpassen.

sueddeutsche.de: Und was könnte ich mit Licht anstellen, wenn ich über ein unbegrenztes Budget verfüge?

Höllrigl: Es ist so wie überall: Wenn ich unbegrenzt Geld zur Verfügung habe, lasse ich mir zum Beispiel Kleider oder Schuhe maßanfertigen. Ebenso ist es mit dem Licht. Wenn ich ein großes Budget habe, lasse ich mir Licht und Leuchten ganz konkret auf meine Bedürfnisse anpassen - maßgeschneidert auf die Raumsituation, Oberflächen und Möbel.

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