Süddeutsche Zeitung

LGBTQ:Erstes Transgender-Model auf dem Titel des deutschen Playboy

Die frühere "Germany's next Topmodel"-Kandidatin Giuliana Farfalla ziert die Februar-Ausgabe des Magazins - und will eigentlich nur eins: als Frau erfolgreich sein.

Von Lea Kramer

Was ist passiert?

Jeder, der einmal an einem Zeitungsstand vorbeiging, kann bestätigen: Eine leichtbekleidete Frau auf der Titelseite eines Herrenmagazins ist alles andere als außergewöhnlich. Und trotzdem ist das aktuelle Cover des deutschen Playboy bemerkenswert. Darauf zu sehen: Giuliana Farfalla, ein 21-jähriges Model aus Baden-Württemberg.

Wer ist das Model?

Früher hieß Giuliana einmal Pascal, 1996 wird sie als Junge geboren. "Mit sieben oder acht Jahren habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich doch lieber ein Mädchen sein möchte", sagte sie in einem RTL-Interview. Im Alter von 16 Jahren begann Farfalla, eine Geschlechtsangleichung vornehmen zu lassen. Üblicherweise heißt das, dass mithilfe einer Hormonbehandlung sowie operativen Eingriffen die inneren und äußeren männlichen Geschlechtsmerkmale entfernt und durch weibliche Geschlechtsmerkmale ersetzt werden.

Giuliana Farfalla trat als Model erstmals 2017 in der zwölften Staffel von "Germany's Next Topmodel" in der Öffentlichkeit auf. Sie war eine von zwei Transfrauen, die an der Castingshow teilnahmen. Giuliana, protegiert von ihrem Model-Trainer Michael Michalsky, schaffte es knapp nicht unter die letzten zehn Kandidatinnen.

Inzwischen hat sie ihre braunen Haare blond gefärbt und die Nase durch eine Schönheitsoperation verändern lassen. In der kommenden Woche reist das Model nach Australien, um sich bei der TV-Show "Ich bin ein Star holt mich hier raus" im Dschungel zu beweisen.

Warum interessiert uns das?

Weil es scheinbar doch noch für Aufregung sorgt, wenn tradierte Vorstellungen über Geschlechter herausgefordert werden. Schon seit längerer Zeit hat die Modeindustrie Transgender-Models für sich entdeckt. Das Spiel mit Identitäten gehört für sie zum Berufsalltag. Seit Donald Trump zum neuen US-Präsidenten gewählt wurde, hat die Debatte eine neue Qualität bekommen. Viele Models haben sich in den letzten Monaten öffentlich zu ihrem Geschlecht geäußert. Einige "outeten" sich als Transgender, weil sie politische Repressionen fürchten. Trump hatte kurz nach Beginn seiner Amtszeit einen Erlass aus der Obama-Ära zurückgenommen, der die freie Toilettenwahl für Transgender-Personen vorsah und versucht, Transmenschen den Zugang zum Militär zu verweigern.

In Deutschland hat sich die Debatte in eine andere Richtung entwickelt: Das Bundesverfassungsgericht stärkte im November die Rechte von Menschen, die weder Frau noch Mann sind wollen - und forderte ein drittes Geschlecht.

Inwiefern Männermagazine bei der Debatte um Geschlechteridentitäten und das Aufbrechen von Schönheitsidealen einen Beitrag leisten können, sei dahingestellt. Guiliana Farfalla selbst sagt im Gespräch mit dem Playboy, dass sie sich wünschen würde, als Frau erfolgreich zu sein - und nicht als Transgender-Model.

Ein früheres Playmate hat sich auf Facebook zu Wort gemeldet, und das Magazin als "echt langsam eklig" bezeichnet. Der Playboy reagiert entspannt, er sieht sich in der aufklärerischen Tradition seines amerikanischen Mutterblatts. Und so schreibt der Chefredakteur Florian Boitin zur Februar-Ausgabe: "Giuliana Farfalla mag die erste Transsexuelle überhaupt auf dem Titel des deutschen Playboy sein. In erster Linie ist sie aber eine ganz besondere Frau. Und zugleich ein wunderschöner Beleg dafür, wie wichtig der Kampf für das Recht auf Selbstbestimmung ist." Und dann bezieht sich Boitin auf einen, der nicht vordergründig bekannt dafür ist, sich für von der Norm abweichende Geschlechteridentitäten einzusetzen: Hugh Hefner. Der Gründer des Magazins habe sich "zeitlebens für die Freiheit des einzelnen stark gemacht" und sei gegen "jegliche Form von Ausgrenzung und Intoleranz eingetreten".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3820649
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/lkr/olkl
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.