Ein riesiges Milchtier näherte sich dem Tisch, ein riesiger, fetter, fleischiger Vierfüßler vom Typ Rind mit großen wässrigen Augen, kleinen Hörnern und beinahe so etwas wie einem gewinnenden Lächeln auf den Lippen. "Guten Abend", muhte das Tier und setzte sich behäbig auf seine Haxen, "ich bin das Hauptgericht des Tages. Dürfte ich Ihnen ein paar Teile meines Körpers schmackhaft machen?" Es räusperte sich und gluckerte ein bisschen, rüttelte sein Hinterteil in eine bequemere Position und starrte sie friedlich an. "Vielleicht etwas aus meiner Schulter?", schlug das Tier vor. "In Weißweinsoße geschmort?"

Die Protagonisten in Douglas Adams' Klassiker "Das Restaurant am Ende des Universums" reagierten zwar geschockt, als sich das Gericht des Tages in dieser Form persönlich bei ihnen vorstellte - aber wenigstens durften sie sicher sein, moralisch einwandfrei zu speisen. Das Tier war von Genetikern extra so gezüchtet worden, dass es förmlich danach gierte, verspeist zu werden.
Was aber soll man tun, wenn das Schnitzel nicht zu einem spricht? Wenn einem die Warnmeldungen der Welternährungsorganisation FAO vor einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit den Appetit verderben? Vor allem dann, wenn man gerade vor einer Speisekarte sitzt, auf der gut zwei Drittel des kulinarischen Angebots aus Fleischgerichten bestehen, die in den meisten Fällen ökologisch als besonders wenig nachhaltig gelten?
Wie also kann das politisch korrekte Essen der Zukunft aussehen, wenn man weiß, dass von den 6,7 Milliarden Menschen, die heute schon auf der Erde leben, 920 Millionen hungern müssen. Und wenn man verdauen muss, dass die Weltbevölkerung im Jahr 2050 auf 9,2 Milliarden Menschen angewachsen sein wird; nach Schätzungen der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden dann drei Milliarden hungern, Nahrungsmittel an allen Ecken und Enden fehlen und gleichzeitig der Fleischverbrauch um das Doppelte gestiegen sein. Und die Ozeane gelten ja bereits heute als weitgehend erschöpft.
"Eigentlich müsste kein Mensch Hunger leiden, denn auf unserem Planeten werden mehr als ausreichend Protein und Nahrungsmittelenergie für alle produziert", sagt Markus Keller, der Leiter des Instituts für alternative und nachhaltige Ernährung in Gießen, "das Problem ist vielmehr die große Verschwendung: Ein Drittel der weltweiten Getreideproduktion wird an Tiere verfüttert." Den 6,7 Milliarden Menschen stehen 20 Milliarden Nutztiere gegenüber, die 30 Prozent der weltweiten Landfläche verbrauchen und das Klima mit Methan-Abgasen verpesten. Für jedes Kilogramm derart gewonnenes Fleisch sind sieben Kilogramm Pflanzenfutter nötig. "Mit einer Erde allein ist das nicht mehr umsetzbar. Wir bräuchten vier Planeten, wenn alle Menschen sich so wie in Deutschland ernähren würden", mahnt Ökotrophologe Keller.
Die Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen kann, beflügelt wiederum die Wissenschaftler. Nicht nur die Tierschutzorganisation Peta (People for the Ethical Treatment of Animals) träumt von einer Welt ohne Legebatterien, die Tierschützer haben allerdings als kleinen Anreiz eine Million Dollar ausgelobt. Als Preisgeld für denjenigen, der es bis zum Jahr 2012 schafft, Hühnchenfleisch aus dem Labor zur Marktreife zu bringen. Und an der niederländischen Universität Utrecht hat das erste Steak aus dem Reagenzglas bereits Formen angenommen. Zwar nicht wirklich die Form eines pfannengeeigneten Stückes Fleisch mit Muskelfasern, feinen Fettstreifen oder Bindegewebe. Nein, bislang wabern in den Petrischalen lediglich schleimige Stammzellen herum, die irgendwann einmal zu einem Filet wachsen sollen. Der Biotechnologe Bernhard Roelen versucht mit seiner Forschergruppe, tierische Produkte ganz ohne Tiere zu erzeugen. Wozu ein ganzes Tier mästen, wenn man nur einen Teil davon isst?, lautet der Ansatz. Bis 2012 soll es einen essbaren Prototyp geben. Das künstliche Fleisch allerdings käme nach derzeitigen Berechnungen noch dem Preis von luxuriösen Kobe-Rindern nahe: Die Zucht eines Schnitzels aus dem Reagenzglas würde bislang etwa 1000 Euro kosten.
Für den Ernährungswissenschaftler Markus Keller ist dies nur die Umkehrung dessen, was derzeit auf dem Lebensmittelmarkt passiert: "Ein Kilogramm Hähnchenfleisch kostet weniger als eine Tüte Vogelfutter. Da stimmen die Maßstäbe nicht mehr." Eine Lösung aus der drohenden Nahrungskrise hin zur moralisch vertretbaren Ernährungsweise ist für ihn natürlich der Schritt weg von tierischen Lebensmitteln: "Aber nicht unbedingt ganz. Maßvoller Fleischgenuss, etwa in Form des Sonntagsbratens wie früher, wäre eine gute Möglichkeit."
Wege aus Hunger, Not und Lebensmittelkrise - da gibt es weltweit viele gut gemeinte Ratschläge. Etwa von CIAT, dem in Kolumbien ansässigen Internationalen Zentrum für tropische Landwirtschaft. Dem Bürgerkriegsland Kongo legten die Wissenschaftler in einer Studie ans Herz, Meerschweinchen für den Grill oder den Kochtopf zu züchten. Die Tiere, die in Lateinamerika ein Traditionsgericht sind, seien bei der Haltung weniger empfindlich als Hühnchen oder Schweine, außerdem ließen sie sich im Falle einer Plünderung leicht und handlich transportieren.
In Ostasien stehen längst Quallen auf dem Speiseplan, die Zahl der Tiere nimmt weltweit zu. Und vor allem in Afrika sind Insekten aller Größe und Couleur bereits eine wichtige Grundlage zur Proteinversorgung der Menschen - nach Meinung der FAO durchaus als Vorbild für die westliche Welt geeignet. In Deutschland zierte man sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts übrigens auch nicht: Besonders in armen Haushalten kam eine Maikäfersuppe auf den Tisch - mit Ingredienzen (30 Maikäfer, Hühner- oder Gemüsebrühe, etwas Mehl, Salz und ein Stich Butter) , die beinahe kostenlos waren, schließlich waren die Tier damals zur Landplage geworden. Der Geschmack soll dem einer Krebssuppe ähneln.
Quallensalat
200 g Qualle salzen und gründlich wässern. Falls man das Tier nicht bei einem Strandspaziergang findet, gibt es Quallen tiefgefroren oder getrocknet in Asia-Läden zu kaufen. Die Quallen in feine Streifen schneiden und fünf Minuten lang in kochendem Wasser blanchieren. Schnell abschrecken. Eine Gurke in Streifen schneiden und mit der Qualle anrichten. Aus je 1 El Erdnussbutter, Sojasoße, Essig, Zucker, Sesamöl und Chiliöl ein scharfes Dressing rühren, über die Qualle geben und sofort servieren.
Nudeln mit Mehlwurm-Topping
250 Gramm Mehlwürmer, Olivenöl, Spaghetti, 1 Viertel Zwiebel, 2 Lorbeerblätter, 1 Zweig Majoran und Thymian, 8 Teelöffel Butter, 4 Teelöffel gehackte Mandeln, Petersilie, Salz, Pfeffer, Basilikum und Ricotta. Die Würmer werden vor Zubereitung 60 Minuten gefroren, danach gesäubert und getrocknet und in der Pfanne mit Öl angebraten. Die Nudeln mit Öl, Majoran, Thymian und Zwiebeln kochen. Danach in einer Pfanne mit Butter, Salz und Pfeffer würzen und mit Petersilie, Mandeln, Basilikum, Ricotta vermischen. Am Schluss mit Mehlwürmern bestreuen.
Heuschrecken auf Mangoschaum
Heuschrecken auf kleiner Flamme mit wenig Öl rösten, in einfachen Ausbackteig tauchen und frittieren, Gemüsestreifen und Sojasprossen, 3 rote Chilischoten und Limettenblätter, rote Zwiebeln und Knoblauch anschwenken, alles vermengen. 1 Mango schneiden, pürieren und etwas Sahne unterziehen. Heuschrecken auf Mangoschaum anrichten, darüber die gewürzten Gemüsestreifen geben.