Lebensmittel-Tests:Obst mit Pestizid-Cocktail

Lesezeit: 2 min

Belastetes Obst, unbedenkliches Gemüse - das Bundesamt für Verbraucherschutz hat die Ergebnisse einer deutschlandweiten Lebensmittelkontrolle vorgestellt.

Birgit Herden

Gammelfleisch haben die Lebensmittelkontrolleure nicht gefunden.

Vorsicht bei Obstschalen. Zugreifen bei Bio-Tomaten . (Foto: Foto: AP)

Insgesamt 319 Stichproben aus Salami, Mett- und Teewurst haben Untersuchungsanstalten der Bundesländer 2005 analysiert.

In keiner Wurst fanden die Prüfer einen überhöhten Gehalt an Histamin, das als Abbauprodukt von Eiweiß auf eine zu lange Lagerung hindeutet.

Die Stichproben dienten jedoch nicht dazu, akute Gesundheitsgefahren aufzuspüren, vielmehr haben die Anstalten an einer bundesweiten, repräsentativen Lebensmittelkontrolle mitgearbeitet.

Jedes Jahr lässt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ausgewählte Warengruppen untersuchen. Das Ergebnis für 2005 stellte die BVL am Mittwoch zum Auftakt der Ausstellung Grüne Woche in Berlin vor.

Insgesamt 5200 Proben wurden auf Schwermetalle, Pflanzenschutzmittel, giftige Abbauprodukte und andere Substanzen analysiert.

Gute Noten bekamen dabei unter anderem Getreidemehle und Fertigteige, in denen sich nur geringe Spuren von Schimmelpilzen fanden.

Einzig Müsliriegel ließen zuweilen zu wünschen übrig - in Einzelfällen lagen die Werte für Schimmelpilzgifte nur knapp unterhalb der gesetzlich zugelassenen Höchstmengen.

Rückstände in der Schale

Gerade was Konsumenten der Gesundheit wegen in den Einkaufskorb legen, kommt im Urteil der Prüfer aber weniger gut weg: Obst aus konventionellem Anbau ist fast durchweg mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln behaftet.

In fast allen untersuchten Birnen sind zumindest geringe Mengen an Pestiziden enthalten, bei knapp fünf Prozent lag die Konzentration über den erlaubten Werten. In den meisten Fällen handelt es sich gleich um einen ganzen Cocktail an Giftstoffen. Ganz ähnlich ist das Bild bei Mandarinen und Orangen.

Allerdings wies Rainer Binner vom BVL darauf hin, dass sich die Rückstände bei Apfelsinen vor allem in der Schale befinden.

BVL-Präsident Christian Grugel empfiehlt daher, sich nach dem Schälen von Orangen die Hände zu waschen.

Unklar ist dagegen, was der Verbraucher mit Pfirsichen und Nektarinen anfangen soll, an denen ebenfalls meist mehrere, in Einzelfällen bis zu zehn verschiedene Spritzmittel hafteten. Jeder siebte Pfirsich war so stark belastet, dass er eigentlich nicht hätte verkauft werden dürfen.

Unbedenklicher war Gemüse: Bei Kartoffeln, Artischocken, Brokkoli und Karotten fanden die Prüfer oft gar keine Rückstände. Tomaten unterschieden die Prüfer in Ökoware und konventionell angebaute Früchte.

Zu ihrer Überraschung fanden sie auch in 80 Prozent der Biotomaten Rückstände aus Spritzmitteln. Das erklärt Rainer Binner allerdings mit der Messmethode: Sie erfasst auch Bromid, das natürliche Quellen haben kann.

Ignoriere man Bromid, seien 95 Prozent der Tomaten aus Ökoanbau tatsächlich frei von Rückständen. Ohnehin verletzte keine Biotomate den Grenzwert, dagegen lagen fünf Prozent der konventionell angebauten Tomaten oberhalb des Limits.

Insgesamt geht laut Binner von den untersuchten Lebensmittel keine akute Gefahr aus: "Ein Überschreiten der Höchstwerte im Einzelfall ist nicht gesundheitsgefährlich."

© SZ vom 18.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: