Laufcomputer im Test:Die ganze Welt am Handgelenk

Vier Redakteure haben Laufcomputer getestet, sind mit GPS in den Wald gestartet und haben versucht, ihre Leistungen mit den jeweiligen Programmen zu analysieren.

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Laufen ist schon lange keine einfache Angelegenheit mehr, und auch die simple Pulsmessung war gestern. Manche Sportler lassen sich von hochkomplizierten Computern durchs Unterholz leiten, die auch einen Jumbo-Jet sicher ans Ziel bringen würden. Vier sowohl technik- als auch laufaffine Redakteure haben Laufcomputer getestet, sind mit GPS in den Wald gestartet und haben versucht, ihre Leistungen mit den jeweiligen Programmen zu analysieren. Mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Eines aber war bei allen gleich: Bis die Geräte die ersten richtigen Piepser machten, verging einige Zeit. Ohne jedes Training. Vor dem Computer.

Forerunner 405CX

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Die Garmin Forerunner 405CX ist eine Nachfolgerin der Garmin Forerunner 305. Man muss darauf hinweisen. Denn gemeinhin erwartet der vor Einkaufsentscheidungen stehende Mensch, dass ein Hightech-Gerät mit steigenden Versionsnummern verbessert wird. Das ist bei der 405CX nur optisch gelungen. Beides sind GPS-Pulsuhren. Sie zeigen auf geteilten, individuell einstellbaren Displays etwa Laufzeit, Pace und Puls. Beide Uhren werden mit dem Computer synchronisiert. Laufprofile können auf einer Garmin-Webseite abgelegt werden. Die Navigation durch die Menüs stellt keine Herausforderung dar. Ein Plus. Man will schließlich laufen und keine Knöpfchen-Kombinationen pauken müssen. Außerdem halten beide Geräte ihr GPS konstant, auch unter dichten Laubkronen und bei schlechtem Wetter.

Die Software zur Handhabung der Laufdaten lässt sich intuitiv bedienen. Für Läufer, die auf einen Wettbewerb hintrainieren, aber auch für Jogger, die zu Übereifer tendieren, sind die Geräte aus der Forerunner-Serie also ein großes Glück. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen 405CX und 305 auch auf. Denn der Preis für das schickere Design der 405CX ist eine absolut hakelige Bedienung. Wo die klobig wirkende 305 Tasten hatte, ersetzen nun zwei Knöpfe und ein Metallring die Menü-Adressierung. Das glückt bei der 405CX aber selten auf Anhieb. Da hat die Vorgängerin die funktionalere Bedienmechanik und ist bei fast identischem Leistungsumfang deutlich preisgünstiger.

Fazit: Die Forerunner 405CX bietet ein gutes Stück Lauftechnik. Mit mehr als 300 Euro jedoch zu teuer.

Autor: Bernd Graff

Polar RS 800 CX

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Der Polar RS 800 CX ist einer dieser Trainingscomputer fürs Handgelenk, mit denen man sofort berechnen möchte, wie viele Laufkilometer man wohl herunterreißen könnte in der Zeit, die man fürs Büffeln der Gebrauchsanweisung verplempert. Aber dann geht es doch recht fix und intuitiv. In wenigen Minuten hat man zumindest Herzfrequenzmesser, Stoppuhr und Rundenzeiten kapiert. Spaß macht auch die Bedienung in Aktion. Die Knöpfe sind griffig, deutlich hörbare Piepstöne quittieren jeden Druck. Und besonders hilfreich ist der Zoom, mit dem man einzelne Angaben größer stellen und besser ablesen kann - das ist nicht bei jeder Sportuhr so einfach.

Zur Grundausstattung gehört ein Herzfrequenzsensor, der sich zur Pflege vom Brustgurt abnehmen lässt. GPS-, Lauf- oder Fahrradsensoren, die Tempo, Distanz, Schrittfrequenz und Schrittlänge ermitteln, muss man allerdings extra kaufen. Und bis man die Daten analysieren kann, dauert es dann doch. Auf dem Mac funktioniert die mitgelieferte Software ärgerlicherweise gar nicht. Die Installation auf dem PC zieht sich. Dafür funktioniert die Datenübertragung per Infrarot-Adapter ohne Probleme. Ob man seine Leistung allerdings wirklich in Balkendiagrammen und die Strecke auf Google Earth nachgezeichnet braucht, ist Geschmacksache.

Ein Manko ist die mäßige Alltagstauglichkeit. Eine Uhr dieser Preisklasse (ab 399,95 Euro) würde man gerne auch abseits der Laufstrecke tragen, dazu sieht das Plastikteil aber zu sehr nach Sportgerät aus.

Fazit: Wer bei der Installation keine Blasen bekommt, hat ein Gerät, das viel bietet - fast schon zu viel des Guten.

Autor: Jochen Temsch

Nike Sportband

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Erster Versuch: Gerät auspacken, umschnallen, loslaufen. Geht nicht, das Sportband muss installiert und aufgeladen werden. Na gut. Zweiter Versuch: Gerät installieren, zwei Stunden warten, loslaufen. Geht nicht, der Computer hat ein zu altes Betriebssystem. Langsam nervt es. Dritter Versuch: Neueren Computer suchen, installieren, laden - endlich. Das Sportband ist ein Gummiarmband, in dem ein USB-Stick mit Nummern-Display steckt. Der empfängt die Signale eines Sensors, den man bei Nike-Schuhen in einer roten Plastikwanne in der Innensohle verschwinden lassen kann. Was eine Frechheit ist, weil man sich ja wohl nicht von seinem Schrittzähler die Schuhmarke diktieren lassen will. Hat man das Sportband (60 Euro, ohne Schuhe) installiert und nochmals bestätigt, dass man keine Nike-Werbemails haben will, ist es ein einfaches, nettes Gerät. Zwei Knöpfe, leider keine Display-Beleuchtung, aber großartiges Design - man möchte ständig "Beam me up, Scotty" in das Band flüstern.

Das Sportband errechnet aus Zeit und Schritten noch Geschwindigkeit und Kalorienverbrauch. Daraus zaubert die Nikeplus-Website eine Grafik und bietet dem glücklichen Läufer an, die Leistung in die große Welt zu posaunen, via Facebook, Twitter oder in die weltweite Nikeplus-Laufgemeinde. Für Verbissene mag das Kinderkram sein, für andere ist es gesunde Unterhaltung. Wenn nicht überall dieses penetrante Logo wäre.

Fazit: Sehr viel Nike, sieht gut aus, ist funktionsarm - aber so was von Web 2.0, dass es schon wieder Spaß macht.

Autor: Carsten Matthäus

Suunto T6

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"Plug & Play" ist eine der größten Lügen in der Geschichte der Menschheit, das ist bekannt. Warum sollte es hier anders sein? Den Suunto T6 (299Euro) muss der Läufer installieren, kalibrieren, personalisieren. Das Gerät will die Schrittlänge wissen, Gewicht und Fitnessgrad - fehlt nur noch, dass Hobbys abgefragt werden.

Wer diesen Ausdauertest aber bestanden hat, der hat einen Fitnessguru am Körper. Neben den erwartbaren Funktionen wie Herzfrequenz und Distanz bietet er ganz überraschende Analysen: Der Höhenmesser erstellt ein Streckenprofil und zeigt an, dass der hohe Puls durchaus gerechtfertigt ist, weil die Steigung eben zwölf Prozent betrug. Nach ein paar Läufen wird das Gerät wegen seiner Vielseitigkeit zum treuen Begleiter, weil sich die Daten der Einheiten vergleichen lassen: Konnte ich meinen Puls lange genug im aeroben Bereich halten? Soll ich ein neues Streckenprofil wählen?

Die Software schlägt schon während des Trainings Veränderungen vor und gibt danach Hinweise, eine Einheit noch effektiver zu gestalten. Was dem Suunto T6 fehlt, ist die Interaktivität. Es gibt kein Zehn-KilometerRennen gegen einen Freund aus New York - man läuft nur gegen sich selbst. Lustige Resultate liefert die Zweckentfremdung des Zusatzgeräts Foot Pod, den Geschwindigkeits- und Distanzmesser am Schuh (99 Euro). Der zeigt nach einem Fußballspiel, dass der Stürmer nur sieben Kilometer gelaufen ist und der rasanteste Sprint nur 27 Kilometer pro Stunde schnell war.

Fazit: Vielseitige Software mit pfiffigen Trainingsideen und wissenschaftlichen Analysen, aber die Interaktivität fehlt.

Autor: Jürgen Schmieder

(SZ vom 05.10.2009/aro)

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