Kulinarische Trends:Fremd essen

Die Asia-Welle ebbt ab und schon rappelt es heftig in Deutschlands Töpfen: Es gibt wieder Mahlzeiten wie früher bei Omi, ein Mexiko-Comeback und alles bei Fremden in der Wohnung.

Julian und Trey schälen gerade gerösteten Knoblauch. Der Teller mit dem Hähnchen-Taco duftet nach Koriander, Zitronen und Anato-Gewürz. "Wenn ich etwas von zu Hause vermisst habe, dann das Essen", sagt Ramses, der aus Mexiko kommt. Die drei jungen Männer haben im Juli im Prenzlauer Berg einen mexikanischen Imbiss eröffnet, der auf authentische Gerichte setzt, serviert auf bunten Emaille-Tellern. Bei "Maria Bonita" gibt es selbstgemachte Chips und Tortillas wie in Mexiko-Stadt.

Tortilla-Wrap; ddp

Mexikanische Leckereien sind wieder gefragt. Der Tortilla-Wrap mit Chili-Füllung bleibt einer der Renner.

(Foto: Foto: ddp)

"Maria Bonita" ist eines von 26.000 neuen Restaurants, die allein von Januar bis August 2009 in Deutschland öffneten. Die mexikanische Küche feiert ein kleines Comeback, nachdem sie von der Asia-Welle ins Abseits gedrängt worden war. Auch in anderen Städten sind Burrito, Enchillada und Co. wieder öfter auf der Karte zu sehen.

Deutsch ist wieder in

In der Restaurantszene tut sich einiges: Viele entdecken die deutsche Küche neu. "Man isst und trinkt wieder Heimat", heißt es beim Hotel- und Gaststättenverband Dehoga.

"Die gehobene Küche geht immer mehr zum Regionalen", sagt Stefanie Theile, Vize-Chefredakteurin der Zeitschrift Essen & Trinken. So servieren Köche aus dem Ruhrgebiet Kohlrouladen mit Wachtel und Stopfleber oder Blutwurststrudel mit Linsen und Kartoffelschaum.

"Hinter dem Comeback der deutschen Küche steht auch die Suche nach Vertrautheit, Sicherheit und Durchschaubarkeit", erklärt Gretel Weiß, Herausgeberin des Fachmagazins Food Service. Dabei gelte es, die Rezepte unserer Großmütter der Zeit anzupassen. Laut Weiß mögen es die Deutschen heute leichter, knackiger und frischer. "Was die Gäste suchen, ist trendige Tradition."

Supper Clubs

Essen & Trinken-Expertin Theile erwartet, dass die sozialen Netzwerke im Internet künftig eine größere Rolle spielen und sich die Leute via Facebook verabreden werden.

Diese Entwicklung trägt bereits Früchte. In Großstädten wie in London und Berlin sind "Supper Clubs" der letzte Schrei. Ähnlich wie in Underground-Clubs meldet man sich per E-Mail an und wird in Privatwohnungen bekocht: In Berlin tischt ein amerikanisches Männerpaar im "Palisaden Supper Club" Lamm mit Wurzelgemüse, Dinkeleintopf und Apfelkuchen mit Ingwereis auf.

Mut und Risikobereitschaft müssen die Gäste bei solchen Abenden allerdings mitbringen, da man die Köche nicht kennt. Und Ramses, Julian und Trey, die Jungs vom Mexikaner "Maria Bonita" denken schon über einen Ableger ihres Imbisses nach.

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