Paul, 18, wohnt in Berlin und engagiert sich im Landesschülerausschuss
"Es regt mich auf, dass in Deutschland vielleicht rechtlich alle gleich sind, aber trotzdem nicht alle dieselben Chancen haben. Viele Menschen haben keine Lobby oder kein Geld, um sich in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, zum Beispiel, für ein Anliegen auf die Straße zu gehen. Vielleicht haben sie auch einfach nicht die Zeit, weil sie so viel arbeiten müssen oder andere Sorgen haben. Sie fühlen sich dann in der Politik nicht repräsentiert. Das ist gefährlich für unsere Demokratie, denn Menschen, die sich nicht repräsentiert fühlen, nehmen immer radikalere Positionen ein. Das führt zur Spaltung der Gesellschaft. Ich sehe das auch in meiner Schule, hier in Neukölln. Je schwieriger es meine Mitschüler zuhause haben, desto unkritischer gehen sie mit radikalen Positionen um. Dass es vielleicht nicht an den Flüchtlingen liegt, wenn es ihnen schlecht geht, das reflektieren sie nicht. Ich kann die Leute sogar teilweise verstehen, denn sie werden mit ihren Sorgen und Ängsten alleine gelassen. Das macht mich unglaublich sauer."
Erika, 81, wohnt in Nellingen und singt im Kirchenchor
"Ich muss sofort an den Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine denken. Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche in Russland, Kyrill I., hat neulich im Fernsehen gesagt, dass das ein "heiliger Krieg" sei. Das hat mich so wütend gemacht. Wie kann man sowas behaupten? Als Mann Gottes? Ich finde es schrecklich, was dort passiert, jeden Tag denke ich an die Menschen, die dort jemand Geliebtes verloren haben. Und der nennt das heilig?
Die Religion als Ausrede für diesen Krieg zu nehmen, finde ich eine Frechheit. Es macht mich wütend, aber es macht mich auch sehr traurig. Natürlich ist Kyrill I. auch eng mit dem Putin befreundet. Solche Bündnisse sind gefährlich für die Welt. Unser früherer Bundeskanzler Schröder gehört da auch dazu. Wo ist die Integrität dieser Männer geblieben? Wir als Menschen sollten es besser wissen."