Krebskranke Farah Fawcett:"Sie ist in großartiger Form"

Es mache sie "scheißwütend", im Rollstuhl sitzend fotografiert zu werden. Wie sich die krebskranke Farrah Fawcett gegen Fotografen wehrt.

M. König

Einen schönen Bikini habe sie gerade nicht zur Hand, wohl aber einen roten Einteiler. Ob das auch ginge? Der Fotograf stimmte zu, obwohl sein Auftraggeber etwas anderes verlangt hatte.

Farah Fawcett; dpa

Farah Fawcett: Die Schauspielerin ist an Darmkrebs erkrankt

(Foto: Foto: dpa)

Der Anblick habe ihm dann aber die Stimme geraubt, erzählte er. Eine Viertelstunde brauchte die Schauspielerin Farrah Fawcett, dann räkelte sie sich am Pool ihres Hauses in Bel Air, spielte mit ihren Haaren und lächelte ihr schönstes Zahnpastalächeln.

1976 war das, und bald darauf gehörte das Foto zum Standardinventar in den Zimmern amerikanischer Halbstarker. Heute gilt es als eines der meist verkauften Pin-up-Poster aller Zeiten.

Die Entstehungsgeschichte des Bildes hat Fotograf Bruce McBroom der Baltimore Sun erzählt. Und damit womöglich auch einen Hinweis darauf geliefert, warum sich Fawcett heute, 33 Jahre später, so vehement dagegen wehrt, dass erneut ein Bild von ihr um die Welt geht - ein weniger schmeichelhaftes.

Auf starke Frau abonniert

Eines, dessen Motiv sie nicht selbst bestimmen konnte. Es zeigt die 62 Jahre alte Schauspielerin auf dem Flughafen Los Angeles - im Rollstuhl. Das ehemalige Model ist an Darmkrebs erkrankt, nach einer gelungenen Therapie hat sie einen Rückfall erlitten. Wie ernst es ist - darüber wird spekuliert.

Ihren Durchbruch hatte die Tochter eines texanischen Ölraffinerie-Arbeiters mit der Fernsehserie "Drei Engel für Charlie". Sie spielte eine toughe Agentin in Schlaghosen; ihre Föhnfrisur - eine blonde, voluminöse Mähne - machte sie zur Stilikone der Siebziger. Im Kinofilm "Extremities" (1986) überzeugte sie in der Rolle eines Vergewaltigungsopfers, dass sich an ihrem Peiniger rächt.

Fawcett war längst auf starke Frauen abonniert, und wie bei kaum einer anderen Schauspielerin baute ihr Sex-Appeal auf Fitness, Sportlichkeit und strahlende Gesundheit.

Auf der aktuellen Aufnahme der einstigen Kunststudentin, die die britische Daily Mail veröffentlichte, sind die Haare unter einer roten Wollmütze versteckt, und ihre Haltung birgt ein Geheimnis - das ihrer Krankheit. Im Oktober 2006 war erstmals Darmkrebs diagnostiziert worden, vier Monate später hieß es, der Krebs sei besiegt.

Der Rückfall kam 2007. Fawcett wandte sich an Spezialisten in Deutschland, ließ sich zuletzt mit Chemotherapie und alternativen Methoden behandeln - in den Augen der Hollywood-Reporter ein verzweifelter letzter Versuch. "Das Ende naht", orakelte die Gala. Das Drama schien für die Paparazzi perfekt, als zu Beginn der Karwoche Fawcetts Sohn Redmond O'Neal wegen Drogenbesitzes festgenommen wurde - der heute 24-Jährige ging aus ihrer langjährigen Beziehung mit dem Schauspieler Ryan O'Neal hervor.

Gegen das geballte Medieninteresse setzte sich Fawcett, die zuletzt 2004 in der US-Komödie "The Cookout" vor der Kamera stand, nun vor Ostern mit einer Videobotschaft zur Wehr: Es mache sie "scheißwütend", von Paparazzi im Rollstuhl fotografiert zu werden. Der Stress der Beobachtung wirke sich negativ auf ihre Krankheit aus.

Während ihrer Behandlung ließ sich Fawcett allerdings freiwillig von Freunden mit der Videokamera begleiten - die Rechte an dem Material verkaufte sie an den amerikanischen Sender NBC. Noch immer will die Schauspielerin ihr Bild selbst bestimmen - wie 1976, als sie den roten Badeanzug auswählte.

Auf ihrer Internetseite hat sie dazu aufgerufen, einer Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook beizutreten. Der Titel: "Paparazzi Hall of Shame". Ihr Arzt Lawrence Piro verkündete an gleicher Stelle, Fawcett habe den Rollstuhl nicht nötig - nach dem Flug über den Atlantik habe sie ein Bluterguss nur kurzzeitig am Gehen gehindert.

Aus einer Klinik in Los Angeles ist sie inzwischen wieder entlassen worden. "Sie ist guter Dinge und bewahrt ihren Sinn für Humor", wird Piro zitiert. Fawcett sei in "großartiger Form" und lege eine "unglaubliche Entschlossenheit und Belastbarkeit an den Tag" - nach Aufgeben klang das nicht.

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