Süddeutsche Zeitung

Kreativtrend Vollbart:Der Mann ist wieder Mann

Die Werbung setzt in der Mode- und Parfumbranche auf Männlichkeit - und präsentiert den Herrn mit Gesichtsbehaarung.

Susanne Herrmann

Wer die September-Ausgabe des Männermagazins GQ aufschlägt, der sieht sich nicht nur mit einem runderneuerten Titel konfrontiert, sondern auch mit einem runderneuerten Männerbild: Noch vor Erreichen des Editorials hat der Leser mehr bärtige Männer gesehen als in den letzten 30 Jahren auf der Straße.

Zwar waren "in der Fashion- und Lifestyle-Werbung lässige Bärte nie out", wie Agenturchef Florian Ofenstein von der gleichnamigen Münchner Agentur erklärt, "denn ein Dreitagebart ist sexy, Ausdruck für Männlichkeit, Individualität und Selbstbewusstsein".

Aber länger ist er geworden, was zum Beispiel die Anzeige von Ofenstein für das Parfum Egoluxe (2.v.r.) zeigt.Und noch länger: Es wuchert regelrecht auf Anzeigenmotiven von Joop, Woolrich und Henry Cottons (v.l.n.r.).

"Das ist ein Gegentrend zum androgyn-glatten Look", stellt GQ-Chefredakteur José Redondo-Vega fest. Und weiß auch warum: "Die Zeiten sind rauer geworden und es ist jetzt ein Männertypus gefragt, der rougher und maskuliner daherkommt." Das beherzigt der Chefredakteur in seinen Modestrecke auch selbst (rechts).

Claudia Jäh, Geschäftsführerin von Inkcorporated, München, bestätigt den Trend. Ihre Agentur hat das Werbemotiv für Joop gestaltet. Jäh beobachtet, dass die Booking-Agenturen vermehrt männliche Typen suchen. "In Rezessionszeiten ist es oft so, dass wieder richtige Frauen und richtige Männer gefragt sind", stellt sie fest.

Das ist eine gute Nachricht: Der Trend geht also weniger in Richtung Komplettbehaarung als vielmehr zur Verkörperung von Stärke und Unabhängigkeit.

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