Konsum:Elf Dinge, die Eltern sich sparen können

120 000 Euro geben Eltern für ein Kind aus, bis es volljährig ist. Aber braucht es Windeltwister, Murmelbahn und Trinkflasche wirklich?

Aus der SZ-Familie-Redaktion

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Windeltwister

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Quelle: Sangenic

Der Kauf eines Windeltwisters bedeutet die Erweiterung des Druckerpatronen-Prinzips auf die Elternschaft: Ein windiger Plastikeimer plus einer sogenannten einlegbaren "Folienkassette" ergeben den Twister, der seinen Namen daher hat, dass mit Hilfe der Folienkassette stinkende Windeln in dem Eimer einge"twistet" werden, bis keine Geruchsspuren mehr nach außen dringen. Irgendwann aber liegen in dem Eimer etwa 30 in Folie eingedrehte Windel-Würstchen, die komplett entsorgt werden müssen, ein schöner Anblick und vor allem ein: monströser Gestank. Die Folienkassetten übrigens sind die Druckerpatronen: Immer leer, wenn man es gar nicht gebrauchen kann und so bescheuert teuer, dass man wirklich von einer betörenden Geschäftsidee sprechen muss.

Mareen Linnartz

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Höschenwindel

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Quelle: dm

Verlockende Idee: Irgendwann interessiert sich das Kind fürs Töpfchen, schafft es manchmal rechtzeitig die Hose runterzuziehen, manchmal nicht - und bekommt trotzdem keine nassen Klamotten. Weil es diese Unterhose aus Windelstoff trägt, die sich die Windelmacher so schön ausgedacht haben. Das Problem: Sobald ein Kind sich einbildet, das mit dem Toilettengang jetzt selbst im Griff zu haben, wird es einen Teufel tun und eine dick gepolsterte Wattehose tragen. Schließlich ist so ein kleiner Baumwollschlüpfer das größte Statussymbol der Generation Topfversuch. Wie ich finde ja vollkommen zurecht.

Vera Schroeder

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Babybadewanne

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Quelle: Okbaby

In jedem Schwangerschaftsratgeber gehört die Babywanne zur Grundausstattung. Also habe auch ich sie kurz nach der Geburt meiner ersten Tochter gekauft: ein großes, blaues Plastikungetüm, das immer im Weg stand. Einmal voll, wird die Wanne so schwer, dass man sie nur mit Mühe wieder ausschütten kann, und auch dann bilden sich noch Seen auf dem Badezimmerboden. Man geht also ziemlich schnell dazu über, das Ding in die Badewanne zu stellen. Spätestens dann fällt einem auf, dass auch sehr kleine Kinder in der normalen Badewanne baden können. Ganz ohne Babyverkleinerung. Man darf einfach nur gaaanz wenig Wasser reintun. So hab ich's dann auch gemacht.

Nina von Hardenberg

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Stützräder

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Quelle: Puky

Laufradfahren lernen Eineinhalbjährige heute in etwa zehn Tagen. Also von im-Stehen-mit-dem-Ding-zwischen-den-Beinen-über-die-eigenen-Minifüße-Stolpern zu draufsitzen, anschieben, schwungnehmen und vor allem: zu gleiten beginnen. Damit hat man die wichtigste Technik fürs Fahrradfahren dann schon raus. Dreijährige müssen dazu nur noch treten lernen. Auch nicht ganz einfach (die Füße halten so schlecht an den Pedalen!), aber es geht trotzdem schneller, als man Stützräder hingeschraubt hat.

Vera Schroeder

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Bento-Box

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Quelle: Otogicco

Das Produkt, das perfekt das Scheitern von Wunsch und Wirklichkeit zeigt. Zumindest bei uns. Auf diversen Blogs gefeiert als echte Alternative zur schnöden deutschen Früchstücksboxenkultur, in der ein Salamibrot neben ein paar krummen Karotten landet. Bento-Boxen dagegen: Lauter süße kleine Fächer für Mini-Radieschenscheiben und ausgestanzte Apfelgesichter, mehrstöckig, mit einem Gummiband umwickelt, verziert mit lieblichen Zeichnungen: Das ist nicht nur mobile Nahrungsaufnahme sondern, wie es so schön auf einem der Blogs heißt: "Ein liebevoller Gruß von zu Hause - etwas Persönliches." Ich verliere ständig diese Gummis, in die Fächer passt überhaupt nichts rein, und Geduld für filigranes Gemüse/Obstschnitzen in der Früh habe ich auch nicht, weswegen meine Kinder leider wieder ohne geschnitzen Gurkengruß in die Schule müssen.

Mareen Linnartz

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Murmelbahn

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Quelle: Eichhorn

Die Murmelbahn ist die Aufschneiderin unter den Spielzeugen. Im Geschäft wirkt sie unendlich verführerisch, im Kinderzimmer offenbart sie ihren wahren Charakter: totale Monotonie. Wahrscheinlich eignet sie sich deshalb so gut fürs Wartezimmer von Kinderarztpraxen - weil ihre Attraktivität nicht länger als 10 Minuten anhält.

Als wir unserem Sohn einen anspruchsvollen Kugelbahn-Spacepark schenkten, erhofften wir uns viele ruhige Stunden, in denen das Kind Murmeln über mehr als 1000 Metall- und Kunststoffteile schießen und mit dem batteriebetriebenen Kugeltransportlift hochfahren würde. Tja. Ein Wochenende lang bastelte der Junge, bog und justierte, bis das Gebilde vollendet war. Sofort wurde es auf seine Funktionstüchtigkeit getestet, der Sohn für sein Geschick gelobt. Am nächsten Tag wurde die Murmelbahn zu etwas, das wir nie wollten: ein Ding, das herumsteht und unnötig Platz braucht.

Violetta Simon

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Bademantel

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Quelle: PR

Der Bademantel war ursprünglich ein Statussymbol. Vor etwas über 100 Jahren kam man dann auf die Idee, ihn zu nutzen, um den nackten Körper vor schamlosen Blicken zu schützen. Das ist so ziemlich alles, was man wissen muss, um zu verstehen, warum die Kinder-Version vollkommen sinnlos ist. Prestige und Prüderie interessieren Kinder nicht, jedenfalls die jüngeren. Natürlich lassen sie das unbequeme Teil bei der erstbesten Gelegenheit fallen: Der Knoten im Gürtel löst sich sowieso ständig, und wozu einen offenen Frottee-Kittel tragen, wo man ohne viel besser herumrennen kann, nackt und frei? Ich weiß, es gibt da noch Modelle mit Knöpfen an der Seite (zu kompliziert), Frottee-Ponchos (zu flatterig) und Frottee-Kleider (viel zu warm). Es gibt aber auch normale Handtücher. Und Kleidung.

Mia Latkovic

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Strandmuschel

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Quelle: Crane

Eine Strandmuschel brauchst du, haben sie gesagt, bevor wir das erste Mal mit Kind gen Süden gefahren sind. Baut sich per Wurftechnik selbst auf, ist easy wieder klein zusammengefaltet, hält dank Plastikheringen überall und das Kind ist perfekt gegen die Sonne geschützt.

Wir kauften eine Strandmuschel, wir fuhren in den Süden, das Ding baute sich von selbst auf. Aber alles andere war gelogen: Der tolle UV-Schutz der Muschel ist irrelevant, weil kein Kind der Welt in einem Plastikverschlag sitzen bleibt, wenn Wasser, Sand und Steine locken. Eine leere Strandmuschel aber fliegt beim leisesten Windstoß weg. Und das mit dem einfachen Zusammenfalten? Schauen Sie mal dieses Video. Oder dieses. Oder dieses. Uns hat am Strand glücklicherweise niemand gefilmt.

Barbara Vorsamer

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Sprechende Stifte

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Quelle: Ravensburger

"Hallo, ich bin Clari und ich zeig' dir, was man mit diesem Buch machen kann." Stellen Sie sich diesen Satz ge-quietsch-knarzt von einer Computerstimme vor - und dann hören Sie ihn 200 Mal. Interaktive Bücher sind der letzte Schrei in vielen Kinderzimmern. Mit einem elektronischen Stift kann das Kind im Buch herumtippen, woraufhin ihm wahlweise etwas erklärt, vorgesungen oder eine Frage gestellt wird. Sofern es auf verschiedene Symbole tippt.

Tat meins aber nicht. Es ließ nur die Klarinetten-Ente Clari ihren Satz schnarren, immer und immer wieder, dann ließ es den Stift irgendwo fallen und spielte etwas anderes. Abends ließ ich dann vor Schreck mein Weinglas fallen, als unterm Sofakissen die Warnung ertönte: "Dieser Stift schaltet sich in einer Minute automatisch aus." Na, gut so! Bei uns heißt es inzwischen wieder: "Hallo, ich bin deine Mama und ich zeige dir, was man mit Büchern alles machen kann." (Vor)Lesen, nämlich.

Barbara Vorsamer

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Auto-Aufbewahrung am Rücksitz

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Quelle: Pormow

Wir kauften so ein Ding in der Hoffnung, im Auto die Ordnung herzustellen, die im Leben mit Kind eher selten herrscht - ein Widerspruch, über den wir besser länger nachgedacht hätten. Denn es ist so: Erst reichen die Kinderarme nicht bis zum Vordersitz. Also verrenkt sich der Beifahrer, um auf der Autobahn ein Pixi-Buch aus einem der Netzfächer zu nesteln. Kurz darauf landet es auf der Rückbank. Die Kinderarme! Genau: zu kurz, um das Buch zurückzupacken. Irgendwann reichen sie doch bis nach vorne. Das Kind greift sich, was es braucht und lässt es, logisch, neben sich liegen. Weil: Kind halt. Zwei, drei Mal versucht man es noch - "Muss das Kind eben lernen, im Auto Ordnung zu halten" - bis man kapiert: Nicht das Kind ist das Problem sondern, wie so oft, die eigenen Wunschvorstellungen. Und das Aufbewahrungsding.

Mia Latkovic

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Trinkflaschen

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Quelle: Kinkerlitzchen

Mit Trinkflaschen ist es wie mit Sandspielzeug: Man kann sie noch so liebevoll markieren, beschriften, bekleben oder festbinden - sie gehen immer verloren. Zumindest Kindern. Nach dem Training. In der Schule, bei der Freundin, im Bus nach dem Ausflug. Und wer als Eltern jetzt gleich wieder losmeckert: Versuchen Sie mal, eine Bierflasche über Monate bei sich zu behalten. Wir kriegen das ja nicht mal mit einem Regenschirm hin. Also: Es befreit ungemein, wenn man Kindern Plastik-PET-Flaschen mit Wasser befüllt, statt ständig neue Hipster-Aluflaschen zu kaufen. Die können unbeschadet verloren gehen und es ist auch nicht so schlimm, wenn sie mit Saftresten darin mal ein paar Wochen im Fahrradanhänger vor sich hinschimmeln.

Vera Schroeder

© SZ.de/bavo/dd
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