Zum Tod von Maurizio Zanfanti:Ingrid, Martina und Truus sagen Danke

Italy, Rimini: Maurizio Zanfanti called ZANZA 'the king of the playboy'  has died at the age of 63 while he was with a 23-year-old woman

Maurizio Zanfantis (r.), unter seinem Spitznamen "Zanza" bekannt, war so berühmt, dass auch die großen Zeitungen ihm lange Nachrufe widmeten.

(Foto: picture alliance / ROPI)

Maurizio Zanfanti, der wohl berühmteste Frauenheld Italiens, ist gestorben. Ein Abgesang auf eine überkommene Form von Männlichkeit.

Kommentar von Thomas Steinfeld, Venedig

Vergangene Woche endete in Italien der Sommer. Ein kalter Wind, die Tramontana, wehte aus dem Norden heran und fegte die Strände leer. Die Menschen trugen plötzlich wieder diese wattierten Westen, in denen sie an das Michelin-Männchen erinnern. In diese Woche fiel, was zwar makaber ist, aber passender nicht hätte sein können, die Nachricht vom Tod Maurizio Zanfantis. Dieser Mann, unter seinem Spitznamen "Zanza" bekannt, war so berühmt, dass auch die großen Zeitungen ihm lange Nachrufe widmeten. Texte, die aus einer vorsichtigen Bewunderung für den Toten keinen Hehl machten. Denn Zanza, erklärte der Corriere della sera, war der "König der Jungbullen" von Rimini gewesen, der "Super-Pappagallo", wie vor Jahren die Bild befand. Er starb im Alter von 63 Jahren, in einem Auto am Rand einer Landstraße, in den Armen einer jungen Frau.

In Federico Fellinis Film "Amarcord" (1973) gibt es eine berühmte Szene, in der, irgendwann zu Beginn der Dreißiger, die Einwohner Riminis in ihren kleinen Booten auf das Meer hinausfahren, um den Passagierdampfer "Rex" zu sehen, den Stolz Italiens, der in dieser Nacht passieren sollte. Zwanzig Jahre später pflügte eine Bewegung, die zumindest vermittelt viel mit solchen Schiffen zu tun hatte, durch den Strand der italienischen Adria und veränderte die Landschaft - und mit ihr das Leben ihrer Bewohner - von Grund auf.

Eine karge, arme Gegend verwandelte sich in einen Inbegriff der Moderne. Der Strand wurde zum paradiesischen Ort, an dem sich die Menschen ihrer Kleidung entledigten, sich freiwillig immobilisierten (weil sie keine Schuhe mehr trugen) und ihre fast nackten Körper der Sonne preisgaben. Die einheimische Bevölkerung vollzog diesen Wandel mit: Aus dem Bauern wurde ein Hotelier, aus dem Fischer ein Wirt, aus dem Tagelöhner ein Verkäufer von Taucherbrillen oder Speiseeis. Die nackten Körper aber, vorangetrieben von einem neuen Bedürfnis nach "Freiheit", brachte einen neuen Beruf (und eine neue Berufung) hervor: den Dienstleister an der sexuellen Emanzipation der Frau, den "Pappagallo".

Auf den Bildern, die nun überall von Zanza kursieren, sieht man einen braun gebrannten, muskulösen Mann, dessen Antlitz an das Gesicht des amerikanischen Sängers David Lee Roth erinnert, mit einem deutlichen Einschlag von Lastwagenfahrer. Die italienischen Zeitungen sammeln Danksagungen aus aller Welt, von Ingrid aus Örebro, Martina aus Duisburg und Truus aus Eindhoven. Und alle versichern, dass Zanza sich selbst (was auch heißt: den Frauen) ein Leben lang treu blieb.

Die Jahre gingen dahin, der Strand der Adria verwandelte sich vom begehrenswertesten Ort der Welt in eine etwas zweifelhafte Veranstaltung für eine eher proletarische Weise, die schönsten Wochen des Jahres zu verbringen, und irgendwann erreichten alle miteinander, immer noch an den Strand gebunden, das Rentenalter. Aber ist, was dort geschah, nicht ein kleines Wunder, ein wenig frivol, doch mehr oder minder friedvoll und von nahezu unglaublicher Stabilität? Über Zanza lässt sich jedenfalls sagen, dass er, gleichermaßen weit entfernt von den Kupplerdiensten, die im Internet angeboten werden, wie von allen "Me Too"-Skandalen, einer nunmehr ehrenwert erscheinenden Arbeit nachging.

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High angle view of the Estate Hotel Beach, on the Adriatic Sea and a view of the jettys of Torre Pedrera in the town Torre Pedrera in the region of Rimini, Provence of Emilia-Romagna, Italy. Torre Pedrera was developed as a tourist resort around the sixti

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