Kolumne: Luft und Liebe:Schöner Schluss machen

Trennung am Handy - nicht gerade die feine englische Art. Dabei gibt es so viele andere tolle Möglichkeiten, jemanden fies abzuservieren.

Violetta Simon

Rein biologisch betrachtet ist der Mensch nicht dafür gemacht, sich dauerhaft zu binden. So gesehen ist Prinz William lediglich seiner genetischen Bestimmung gefolgt, als er Kate Middleton nach über drei Jahren Beziehung den Laufpass gab. Die Gründe für die Trennung sind uns nicht bekannt. Ebenfalls unbegreiflich ist, was ihn dazu veranlasste, ihr seinen Entschluss telefonisch mitzuteilen. So übellaunig, eifersüchtig oder lausig im Bett kann niemand sein, dass er eine derart miese Behandlung verdient hätte.

Kolumne: Luft und Liebe: Wer gerade kein Post-it zur Hand hat, kann die Dienste eines professionellen Schlussmachers in Anspruch nehmen.

Wer gerade kein Post-it zur Hand hat, kann die Dienste eines professionellen Schlussmachers in Anspruch nehmen.

(Foto: Foto: iStock)

Dennoch scheint die Trennung per Tastatur sich zunehmender Beliebtheit zu erfreuen. Immer mehr junge Menschen winden sich damit aus einer Beziehung. Auch Britney Spears hat ihrem Ehemann Kevin Federline damals ihre Scheidungsabsichten per Kurznachricht mitgeteilt. Ein paar Monate später wiederum servierte ihr neuer Lover, Isaac Cohen, die Sängerin über Handy ab. Was war da los? Nun, sagen wir: Die Technik macht´s möglich.

Perfekt wird eine Trennungs-SMS übrigens mit der Merkel-Technik: Während man das Mobiltelefon keines Blickes würdigt, tippt man unterm Tisch einen hübschen Text in die Tastatur (Vorschlag der Redaktion: "Hallo Schatz, ich mach Schluss. Schönes Leben noch, Deine Ex"). Das hat doch was.

Wir sehen also: Der Prinz liegt mit seiner Handy-Abfuhr voll im Trend. Was er indes total verpatzt hat, war die Sache mit dem Parkplatz. Im Zeitalter des Mobiltelefons weiß man nie, ob der Gesprächspartner sich gerade in der passenden Umgebung für so eine Unterredung befindet. Supermarkt, Solarium oder Zahnarztpraxis sind für ein Trennungsgespräch gänzlich ungeeignet. Die Frage "wo bist Du gerade?" ist deshalb das mindeste, was man von seinem zukünftigen Expartner erwarten kann, bevor er oder sie loslegt. Entweder hatte der gute William vergessen, sich bei Kate danach zu erkundigen oder er hielt einen öffentlichen Parkplatz in der Tat für eine gute Location.

Böse Zungen behaupten, manche Menschen wollen mit Hilfe eines Telefons größeren Konflikten aus dem Weg gehen. Und wenn schon - der schöne Ex von Britney hatte aus gutem Grund Angst vor einer persönlichen Konfrontation: An der vorangegangenen Liebesnacht mit Britney in einem verspiegelten Drehbett, dessen Ausknopf er bedauerlicherweise erst am frühen Morgen fand, litt er noch immer. Und da mochte sie ihn noch! Was würde sie erst mit ihm anstellen, wenn sie rasend vor Wut war?

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Schöner Schluss machen

Doch sei zur Verteidigung aller Feiglinge gesagt: So eine Trennung ist ja auch immer eine aufwändige Angelegenheit. Reden, Erklären, Trösten, Beschwichtigen - das kann richtig lange dauern. So viel Zeit haben die meisten Menschen einfach nicht mehr, vor allem nicht für jemanden, mit dem sie am liebsten keine Minute ihres Lebens mehr verbringen möchten. Und dann die Koordination: Bis man da mal einen gemeinsamen Termin gefunden hat! Und wozu? Nur, um ihm zu sagen, dass es aus ist? Da würde sich der andere schön ärgern, wenn er sich den Abend frei hält, zwischen Afterwork-Cocktail und Yoga in ein verrauchtes Café hetzt, um dann zu erfahren, dass er gar nicht wiederzukommen braucht.

trennung per sms

Ein netter Text für eine Trennung per SMS: "Hallo Schatz, es ist aus. Schönes Leben noch"

(Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Wie trennt man sich also zeitsparend, ohne selbst den Kopf hinhalten zu müssen? Nun, wenn man nicht gerade ein Post-it zur Hand hat, das man an einer gut sichtbaren Stelle hinterlassen könnte, kommt eigentlich nur noch Bernd Dressler in Frage. Herr Dressler ist Schlussmacher von Beruf. Wenn man Dressler 50 Euro in die Hand drückt, klingelt er bei dem ahnungslosen Noch-Partner und verkündet ihm, dass er von nun an wieder Single ist. Schluss, vorbei, finito. Zur Untermauerung der Trennungsabsichten liest er Gründe, Vorwürfe oder Unterstellungen von einem Zettel ab und verschwindet wieder.

Wer für solche Investitionen zu geizig, darüber hinaus feige und in ständigem Zeitdruck ist, dem sei ein gepflegtes E-Mail empfohlen. Im Betreff könnte stehen: "Antrag auf Trennung" oder "Kündigung". Da weiß der andere gleich, woran er ist und verplempert keine Zeit mit Öffnen und Nachgucken. Die Einzelheiten kann er immer noch lesen, wenn er mal dazu kommt. Praktisch: Ein Klick auf "Weiterleiten", und die Freunde werden auch gleich informiert. Beliebt sind auch so genannte Emoticons: :-( oder Abkürzungen. "CU" ist sicherlich unangebracht, da sollte man lieber seine Fantasie bemühen. Fein wäre beispielsweise "urx" - you are ex. Das spart so viel Zeit, da kann man es sogar noch rechtzeitig zum nächsten Fast-Dating schaffen.

Leider hat die moderne Kommunikationstechnik so ihre Tücken - gerade das Telefon. Beendet heutzutage ein Partner ein ganz normales Gespräch mit den Worten: "Du, ich muss Schluss machen", so kann es durchaus vorkommen, dass am anderen Ende der Leitung herzzerreißendes Schluchzen zu hören ist. Deshalb geben wir die Hoffnung bei Kate und William nicht auf: Vielleicht war alles nur ein Missverständnis! Wer weiß, vielleicht musste er nur mal ganz dringend für kleine Jungs - in diesem Alter hat man ja schnell mal die Hosen voll ...

Die Kolumne "Luft und Liebe" erscheint jeden Mittwoch auf sueddeutsche.de. Bookmark: www.sueddeutsche.de/luftundliebe

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