Kolumne "Er sagt, sie sagt" zu Möbelkauf:Brauchen wir das?

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Sie brauchen Möbel. Er schaut nach Möbeln - sie nach Dekokram.

(Foto: iStock)

Gemeinsamer Besuch im Einrichtungshaus: ein Albtraum. Er konzentriert sich aufs Große, Ganze - sie will Dekokram. Eine Kolumne in Dialogform.

Von Violetta Simon

Ein schwedisches Einrichtungshaus. Er schiebt einen dieser flachen Wagen für große Teile. Sie dreht noch mal um und holt einen herkömmlichen Drahtgitterwagen aus der Schlange.

Er: Wo bleibst du denn?

Sie (schiebt den Einkaufswagen vor sich her): Bin schon da.

Er: Wozu ist der denn jetzt?

Sie: Sicherheitshalber. Für die Kleinteile.

Er: Also, damit das klar ist: Wir sind hier, weil wir eine Couch und ein Bücherregal brauchen.

Sie: Klar, weiß ich doch. So, wo müssen wir jetzt hin?

Er: Zur Wohnzimmerabteilung. Hier durch, ist 'ne Abkürzung!

Sie: Nicht doch, dann lassen wir ja die Küchen und Schlafzimmer aus!

Er: Ja, eben drum! Brauchen wir eh nicht.

Sie: Aber schauen könnten wir doch ein bisschen, was die so haben.

Er: Nur, damit ich das richtig verstehe: Sind wir zum Schauen hier oder zum Möbelholen?

Sie: Möbelholen, also echt - wie das schon klingt. Als würden wir irgendwas ins Auto werfen und wieder abhauen.

Er: Ganz ehrlich? Mir wäre es so am liebsten.

Sie: Na toll, da habe ich ja jetzt schon keine Lust mehr.

Er: Was nun - wollen wir die Aktion durchziehen oder zum Rückzug blasen?

Sie: Sind wir hier auf dem Truppenübungsplatz? Ich hatte gehofft, wir lassen uns treiben und holen uns ein bisschen Inspiration ...

Er: Inspiration? In einem Einrichtungshaus? Wenn wir jetzt in einem Baumarkt wären, okay, da hat man sämtliche Möglichkeiten, sich was Eigenes zu erschaffen. Aber hier? Ist doch alles schon fertig!

Sie (wird von einem Regal abgelenkt, in dem sich Handtücher in allen Regenbogenfarben türmen): Oh, hast du gesehen? Die sind total reduziert, da bräuchten wir schon lange mal was Neues.

Er: Was wir brauchen, ist: eine Couch und ein Regal.

Sie (packt zwei große, zwei mittlere und zwei kleine Handtücher ein): Ist Türkis okay für dich?

Er: Mir wurst. Können wir jetzt endlich weiter?

Sie (dreht nochmal um, tauscht die türkisfarbenen Handtücher gegen fliederfarbene aus): Oder willst du vielleicht doch lieber ...

Er: Wenn du dich jetzt nicht gleich in Bewegung setzt, kette ich deinen Einkaufswagen an meinen.

Sie: Ist ja gut.

Shabby Chic oder Funktionsmöbel?

Er (steuert auf eine Gruppe mit funktionalen Wandregalen zu und deutet auf ein Modell): Endlich, da drüben gibt es Bücherregale. Willst du das helle oder das dunkle?

Sie (bleibt vor einem schmalen Modell stehen, irgendwas zwischen Shabby und Landhausstil, geweißtes Holz, Glastüren): Das da wär doch schön - für meine Vasen, Teelichter und so.

Er: Aber darin bringen wir doch niemals unsere Bücher unter! So was brauchen wir (zeigt nochmal auf die Schrankwände)! Also gut, wir nehmen das helle, einverstanden?

Sie: Moment, das geht mir zu schnell. Lass uns doch erst nach dem Sofa schauen, damit das auch zusammenpasst.

Er: Meinetwegen.

Sie laufen weiter in Richtung Sofaabteilung, kurz davor stoppt sie vor einem Wühltisch mit großen Kissen und Nackenrollen - bestickte, geblümte und gestreifte.

Sie (packt zwei Stück in den Wagen): Oh, die sind ja schön!

Er: Was soll das, wozu sind diese Kissen?

Sie: Für die Couch, dachte ich. Gefallen sie dir nicht?

Er: Couch? Welche Couch? Wir haben noch keine Couch! Und wenn wir jetzt nicht bald in die Gänge kommen, wird das in diesem Leben auch nichts mehr. Mit den Kissen kannst du dich ja später auseinandersetzen. Oder nächste Woche.

Sie: Aber ich will unbedingt diese Kissenbezüge, die sind super!

Er: Sollen wir die Couch jetzt vielleicht nach den Kissenbezügen auswählen?

Sie: Na ja, wenn wir dazu noch das weiße Regal nehmen ...

Er: Du machst mich fertig. Ich gebe auf.

Sie stehen an der Kasse - ohne Couch und Bücherschrank, dafür mit einem schmalen Landhausregal, Kissenbezügen, Handtüchern, und diversen Accessoires die sie auf dem Weg zur Kasse eingesammelt hat.

Er (betrachtet fassungslos die unzähligen Kleinteile, die sie aufs Förderband stellt): Eierbecher? Vasen? Was zum Teufel ...

Sie (ruft ihm hinterher, als er in Richtung Ladeninneres stapft): Wo willst du hin?

Er: Küchenabteilung. Wohnzimmer. Schlafzimmer. Bad, einfach alles. Ich brauch neue Möbel. Ich zieh aus.

Sie: Oh, kommt man da nicht auch bei der Gartenwelt vorbei? Warte, ich komme mit!

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